09.07.2024 16:22:57 - dpa-AFX: ROUNDUP 2/Umfrage: Mehrheit ist für Vermögenssteuer

(Aktualisierung: 4. Absatz: Reaktion von Finanzminister Christian Lindner)

HAMBURG (dpa-AFX) - Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland spricht sich
für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer aus. Das geht aus einer
Forsa-Umfrage für den "Stern" hervor. Demnach würden es 62 Prozent der
Bürgerinnen und Bürger befürworten, wenn Privatpersonen und Unternehmen eine
solche Abgabe auf Vermögen ab einer Million Euro leisten müssten. 34 Prozent
sprechen sich dagegen aus.

Vor allem bei Anhängerinnen und Anhängern der Grünen stößt der Vorstoß
demnach auf Zustimmung (84 Prozent). Aber auch Anhänger der SPD (79 Prozent) und
des Bündnisses Sahra Wagenknecht (58 Prozent) sprechen sich dafür aus.

Überraschen dürfte, dass mit 55 Prozent ebenfalls eine Mehrheit der Anhänger der Union (CDU/CSU) ein solches Vorhaben unterstützen würde. Allerdings lehnen
CDU und CSU eine Vermögenssteuer ab. Eine Vermögenssteuer würde "die
wirtschaftliche Substanz Deutschlands gefährden und Arbeitsplätze kosten", heißt
es in dem gemeinsamen Wahlprogramm.

Lindner gegen Vermögenssteuer

Auf deutliche Ablehnung stößt eine mögliche Wiedereinführung bei Wählerinnen und Wählern der FDP (78 Prozent). Auch Parteichef und Bundesfinanzminister
Christian Lindner spricht sich erneut dagegen aus. "Immense Rückgänge bei
Beschäftigung, Investitionen, Wirtschaftswachstum, Steuereinnahmen" seien die
Folge, schreibt er mit Verweis auf eine Untersuchung des Ifo-Instituts auf der
Plattform X. "Am Ende hätte man mehr verloren als gewonnen." Auch die Anhänger
der AfD (62 Prozent) lehnen dies ab. Die Umfragedaten wurden bei insgesamt 1.008
Befragten erhoben.

Gefordert wird eine Vermögenssteuer unter anderem vom Sozialverband
Deutschland. "Deutschland hat kein Ausgabenproblem, wir haben ein
Einnahmeproblem", sagt die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier.
"Superreiche" müssten deshalb stärker besteuert werden.

Die Vermögenssteuer wird in Deutschland nach einem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts seit 1997 nicht mehr erhoben. Über eine mögliche
Wiedereinführung wird auch in der Politik immer wieder kontrovers diskutiert. So
hatten sich SPD und Grüne bei den Koalitionsverhandlungen 2021 dafür
ausgesprochen, die FDP hatte Steuererhöhungen allerdings abgelehnt. Als
problematisch gilt der hohe Aufwand, um Vermögenswerte zu erfassen./gge/DP/he

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