07.07.2024 15:16:32 - dpa-AFX: EM 2024: Hand? Oder nicht? Eine Erklärung zur deutschen Aufregerszene

STUTTGART (dpa-AFX) - Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor hat sich
bei der großen Aufregerszene beim deutschen EM-Aus an die Handspiel-Vorgaben der
Europäischen Fußball-Union UEFA gehalten. Marc Cucurella hatte in der
Verlängerung einen Schuss von Jamal Musiala im Strafraum an den Arm bekommen,
Taylor und sein Team entschieden aber nicht auf Strafstoß. Diese Richtung hatte
UEFA-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti vor dem Turnier vorgegeben.

Das vergleichbare Beispiel

Rosetti hatte während einer Pressekonferenz kurz vor der EM eine
vergleichbare Szene gezeigt. RB Leipzigs Castello Lukeba hatte im
Champions-League-Spiel im Oktober 2023 gegen Manchester City den Ball auf
ähnliche Art abbekommen: aus kurzer Distanz, an den nach unten hängen Arm, der
zudem bei der Ballberührung nachgab. "Das ist niemals ein Elfmeter", sagte
Rosetti zu der Szene. Der Spieler versuche, den Kontakt zu vermeiden. Der Arm
sei nah am Körper in einer natürlichen Position.

Die Unklarheiten

Taylor äußerte sich am Freitagabend nicht, die UEFA war zu dem Fall
angefragt. Offen blieb auch am Samstag, ob Niclas Füllkrug bei der
vorausgegangenen Vorlage für Musiala nicht ohnehin im Abseits gewesen wäre. In
dem Fall wäre es egal gewesen, ob Cucurellas Handspiel strafbar war, oder eben
nicht. Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte am Samstag, sein Co-Trainer Sandro
Wagner und DFB-Sportdirektor Rudi Völler hätten zwar nachgefragt bei Taylor.
Aber: "Wir wissen nicht, ob es Abseits war."

Das sagt der Bundestrainer

Nagelsmann hatte die Szene am Tag danach abgehakt. "Ich glaube, ein
Wiederholungsspiel kriegen wir nicht", sagte der Bundestrainer. Er und das Team
hätten "unterschiedliche Infos bekommen, warum es nicht (vom
Videoschiedsrichter) angeguckt wurde", sagte der Bundestrainer. "So ganz valide
ist es nicht, am Ende ist es aber müßig, darüber zu diskutieren." Bereits am
Freitag hatte sich Nagelsmann auch für den Einsatz neuer Technik ausgesprochen:
"Es gibt 50 Roboter, die uns Kaffee bringen, dann gibt es auch KI, die
berechnet, wo die Flanke runterkommt."

Das sagen die Experten

Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich versuchte, die Debatte beim
Streamingdienst MagentaTV zu beruhigen. "Man muss es regeltechnisch analysieren:
Was macht der Spieler aus der Sicht des Schiedsrichters? Der Spieler zieht
während des Schusses die Hand aus der Schussbahn zurück." Der Experte sprach von
einem "Handspiel-Dilemma". Ex-Nationalspieler Michael Ballack konnte das nicht
nachvollziehen: "Das ist eine klare Fehlentscheidung." Er wisse nicht, ob Taylor
und sein Team sich "aus Angst oder Respekt" gegen einen Elfmeter entschieden
hätten./mj/DP/he

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