23.05.2024 13:47:26 - dpa-AFX: POLITIK: Nettoeinwanderung nach Großbritannien geht um zehn Prozent zurück

LONDON (dpa-AFX) - Die Nettoeinwanderung nach Großbritannien ist laut
Schätzungen der nationalen Statistikbehörde ONS im vergangenen Jahr deutlich
zurückgegangen. Demnach wanderten 2023 etwa 685 000 mehr Menschen in das
Vereinigte Königreich ein als aus. Die Zahl für 2022 - der bisherige Rekord -
lag aktuellen Schätzungen zufolge bei 764 000.

Der Rückgang entspricht etwa zehn Prozent. Es sei noch zu früh, zu bewerten, ob es sich um einen Trend handle, teilte das ONS mit. Die Schätzungen legten
jedoch nahe, dass die Zahl der Einwanderer sinke und die der Auswanderer steige.

Das Thema Einwanderung dürfte eine große Rolle im Wahlkampf für die für den
4. Juli angesetzte Parlamentswahl spielen. Die konservative Partei von
Premierminister Rishi Sunak verspricht angesichts wachsender Wohnungsnot und
einem stark unter Druck stehenden Gesundheitssystem, die Einwanderung zu
reduzieren.

Die Zahl der Nettoeinwanderung nach Großbritannien unterliegt jedoch starken Schwankungen. Noch die konservative Premierministerin Theresa May (2016 bis
2019) hatte das Ziel ausgerufen, die Zahl auf unter 100 000 drücken zu wollen.
Das scheint angesichts aktueller Zahlen illusorisch. Während der Pandemie sank
die Nettoeinwanderung zwischenzeitlich jedoch aufgrund von Reisebeschränkungen
auf 93 000 im Jahr 2020, stieg dann jedoch wieder stark an.

Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union
steigt der Anteil der Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten. Den ONS-Angaben zufolge
kamen vierzig Prozent der Arbeitsmigranten im vergangenen Jahr entweder aus
Indien oder Nigeria. Eine verstärkte Abwanderung verzeichnete die Behörde bei
Menschen, die zunächst mit Studentenvisum nach Großbritannien eingereist waren.
Dieser Trend dürfte sich noch verstärken, nachdem die Regierung zu Beginn dieses
Jahres die Voraussetzungen für den Familiennachzug von Studierenden verschärft
hat./cmy/DP/jha

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