26.06.2024 15:08:45 - dpa-AFX: WDH/POLITIK/Weltstrafgericht: Islamist aus Mali wegen Kriegsverbrechen schuldig

(Berichtigung: Tippfehler im zweiten Absatz berichtigt)

DEN HAAG (dpa-AFX) - Der Internationale Strafgerichtshof hat einen
Islamisten aus Mali wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit schuldig gesprochen. Der 46-Jährige sei unter anderem schuld an
Folter, Verstümmelung und Verfolgung, urteilten die Richter am Mittwoch in Den
Haag. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt.

Al Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud war von 2012 bis Anfang 2013
einer der Chefs der Religionspolizei der Rebellen Ansar Dine, die mit dem
Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet waren. Sie überrannten 2012 die historische
Wüstenstadt Timbuktu. Besonders Frauen und Mädchen wurden Opfer des
Terrorregimes. Vom Vorwurf der sexuellen Versklavung und Vergewaltigung sprachen
die Richter den Angeklagten frei. Ebenso sahen sie den Vorwurf der Zerstörung
historischer Bauwerke als nicht bewiesen an.

Der Angeklagte hatte dem Urteil zufolge Befehle für Verbrechen gegeben, und
er war auch daran beteiligt. Er habe auch Urteile des islamistischen Gerichts
ausgeführt, obwohl diese ohne ordentlichen Prozess gefällt worden waren.
Menschen seien öffentlich ausgepeitscht oder mit Stocken geschlagen worden, etwa
weil sie geraucht oder Alkohol getrunken hatten. Manchen wurden wegen des
Verdachts auf Diebstahl öffentlich eine Hand abgehackt.

Der in ein traditionelles gelbes Gewand und weißen Turban gekleidete Mann
verfolgte der Urteilsverkündung äußerlich unbewegt, zurückgelehnt in seinem
Stuhl. Er hatte sich 2018 selbst dem Gericht gestellt. Seine Verteidiger gaben
an, dass er Befehle ausführen musste.

Die Islamisten hatten auch zahlreiche historische Bauwerke zerstört, die als Unesco-Weltkulturerbe geschützt waren. Französische Truppen hatten die Milizen
2013 vorübergehend vertrieben. Trotz einer jahrelangen UN-Friedensmission, an
der auch die Bundeswehr beteiligt war, terrorisieren die unter anderem mit
Al-Kaida und dem IS verbündeten islamistischen Gruppen jedoch den Norden und das
Zentrum Malis weiter. Timbuktu geriet nach dem Abzug der UN-Truppen vergangenes
Jahr erneut ins Visier der Islamisten, die monatelang die Straßen zur Stadt
blockierten.

Es ist der zweite Fall zu Mali vor dem Weltstrafgericht. 2016 war ein
Ex-Islamist wegen der Zerstörung von Heiligengräbern zu neun Jahren Haft
verurteilt worden.


## Berichtigung
- Im 2. Absatz wurde ein Tippfehler berichtigt: Es muss richtig

heißen bis Anfang 2013/ab/DP/tih

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