24.05.2024 15:58:40 - dpa-AFX: ROUNDUP: Mehr Vorbeugung gegen Hitzetote im Sommer

BERLIN (dpa-AFX) - Vorbereitungen in Kliniken und Pflegeheimen, Aufklärung
zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland: Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach hat für den Sommer zu stärkerer Vorbeugung gegen Gesundheitsschäden
und Tote durch Hitze aufgerufen. "Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem
Dauerproblem machen", sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit Fachleuten
am Freitag. Dafür seien systematische Vorbereitungen nötig. "Sonst sterben in
jedem Sommer Tausende Bürger unnötigerweise." Folgen hätten hohe Temperaturen
besonders für Ältere und Kranke. Patientenvertreter forderten mehr Investitionen
in Hitzeschutz.

Lauterbach kam in Berlin mit Vertreterinnen und Vertretern aus Ländern,
Kommunen, Gesundheitswesen und Wissenschaft zusammen, nachdem er im vergangenen
Jahr einen ersten "Hitzeschutzplan" vorgelegt hatte. Das Ministerium legte nun
Empfehlungen für praktischen Hitzeschutz in Kliniken und Pflegeeinrichtungen
vor. Darin geht es etwa um Aufklärung und Sensibilisierung von Personal und
Patienten sowie um Vorschläge zu kühleren und schattigen Bereichen oder
Wasservorräten.

Zahl der Hitzetoten zuletzt gesunken

Der Minister erläuterte, dass es in puncto Hitze "ein gefährlicher Sommer"
werden könnte. Generell sei dies in Westeuropa mit seiner vergleichsweise alten
Bevölkerung und vielen Menschen in Städten ein besonderes Problem. Meist seien
es wenige Hitzetage, in denen aber Hunderte Menschen sterben. "An diesen Tagen
müssen wir einfach mehr machen." Im vergangenen Jahr gab es laut Robert
Koch-Institut 3200 Hitzetote nach 4500 im Jahr 2022. "Wir sind besser geworden",
sagte Lauterbach.

Im Blick stehen sollen in diesem Sommer weiterhin besonders Risikogruppen
wie Ältere, Kinder, chronisch Kranke, allein lebende Menschen und
Pflegebedürftige. Die Bundesempfehlungen sollen praktische Maßnahmen in
Gesundheitseinrichtungen erleichtern. "Vieles, was wirkt, ist nicht davon
abhängig, dass umgebaut wird", sagte Lauterbach. Der Pflege-Experte Claus
Bölicke nannte beispielsweise Folien und Rollos als Sonnenschutz an
Glasfassaden. Körperliche Aktivitäten könnten eher in den Vormittag gelegt
werden, während Gedächtnistrainings oder Singrunden dann nachmittags in kühleren
Räumen oder im Schatten im Garten gemacht würden.

Eine wichtige Rolle bei Informationen für die breite Bevölkerung sollen
Warnungen des Deutschen Wetterdienstes spielen. Sie könnten Hitzephasen nun mit
fünf Tagen Vorlauf anzeigen, sagte Lauterbach. Für akute Warnungen, in denen
unmittelbares Handeln erforderlich ist, stehen auch Warnungen über
Handy-Benachrichtigungen im Blick. Dazu liefen Vorbereitungen mit dem
Bundesinnenministerium, sagte der SPD-Politiker. Ärztepräsident Klaus Reinhardt
kündigte einen Aktionstag am 5. Juni an, bei dem bundesweit auf das Thema Hitze
aufmerksam gemacht werden soll.

Hitze-Informationen für Fußball-Fans

Ein spezieller Anlass in diesem Sommer ist auch die Fußball-EM, die am 14.
Juni in Deutschland beginnt - in den Stadien, aber auch mit großen Fanfesten im
Freien wie einst bei der Heim-Weltmeisterschaft im Sommer 2006. Bei der EM gelte
es, die Fans in ganz besonderer Art und Weise zu warnen und Hilfestellung
anzubieten, sagte Lauterbach. Entsprechende Maßnahmen würden derzeit auch
vorbereitet.

Für das Gesundheitswesen forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz
einen Investitionsplan für die 1700 Krankenhäuser und 12 000
Pflegeeinrichtungen. "Ohne finanzielle Zusagen der Bundesregierung bleibt der
Hitzegipfel nur heiße Luft", sagte Vorstand Eugen Brysch. Bestandsbauten sollten
spätestens in drei Jahren an die Klimabedingungen angepasst werden. Bei
Neubauten müsse sichergestellt sein, dass die Zimmertemperatur die 25-Grad-Marke
nicht übersteigt. Die Chefin des Sozialverbands Deutschland, Michaela
Engelmeier, forderte: "Wir brauchen jetzt Tempo bei der Umsetzung
flächendeckender Maßnahmen."/sam/DP/ngu

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