24.05.2024 14:00:46 - dpa-AFX: WDH/Studie: 55 Prozent der Ukraine-Flüchtlinge nach 10 Jahren in Arbeit

(Zahl korrigiert)

NÜRNBERG (dpa-AFX) - Die Erwerbsquote von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine wird nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
fünf Jahre nach der Flucht bei 45 Prozent liegen. Nach zehn Jahren steige die
Quote auf 55 Prozent, teilte das IAB am Freitag als Ergebnis seiner
Simulationsstudie mit.

Damit würden die Ukrainerinnen und Ukrainer ein ähnliches Niveau an
Erwerbsbeteiligung erreichen wie die Flüchtlinge der Bewegung von 2015/2016, die
vornehmlich aus Ländern wie Syrien und Afghanistan nach Deutschland kamen.
Allerdings hatten diese zum Teil günstigere Voraussetzungen - denn der
Arbeitsmarkt war aufnahmefähiger als heute. Außerdem war die Quote von Männern
ohne familiäre Bindung und ohne die Notwendigkeit von Kinderbetreuung viel
höher.

Erhebliches Gefälle zwischen Männern und Frauen

Das Gefälle in den Erwerbstätigenquoten zwischen Männern und Frauen ist
dabei erheblich: Fünf Jahre nach der Ankunft erreichten Männer in dem
Basisszenario der Studie eine Erwerbstätigenquote von 58 Prozent, während Frauen
zu diesem Zeitpunkt eine Quote von 41 Prozent aufwiesen. Nach zehn Jahren
erhöhten sich diese Werte auf 68 Prozent für Männer beziehungsweise 52 Prozent
für Frauen.

Schlechte Gesundheit, gute Bildung

Negativ auf die Beteiligung am Arbeitsmarkt wirke sich die
Familienkonstellationen der meisten ukrainischen Geflüchteten aus - vielfach
handelt es sich um alleinerziehende Mütter. Auch der vergleichsweise schlechte
Gesundheitszustand der ukrainischen Geflüchteten wirke dämpfend, sagte
IAB-Bereichsleiterin Yuliya Kosyakova. Günstig hingegen sei das vergleichsweise
hohe Bildungsniveau und der Wegfall des Asylverfahrens.

Sprache als Erfolgsschlüssel

Auch die Sprachförderung und Sprachkursteilnahme stünden in einem positiven
Zusammenhang mit der Entwicklung der Erwerbstätigenquoten. "Gezielte
Sprachförderungsmaßnahmen verbessern nicht nur kurzfristig die
Sprachfähigkeiten, sondern tragen auch mittel- bis langfristig zur Erhöhung der
Erwerbstätigenquoten bei und können somit den Sozialleistungsbezug reduzieren",
sagte IAB-Bereichsleiter Herbert Brücker.

Mehr als eine Million Ukrainer kamen seit Kriegsbeginn

Seit Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine ist die Zahl der in
Deutschland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer von einst 156 000 auf 1,24
Millionen Menschen gestiegen - darunter sehr viele Frauen und Kinder. Die
Bundesregierung versucht derzeit, mithilfe eines "Job-Turbos" mehr Ukrainer ins
Berufsleben zu bringen.

In der Studie wurde als Basisszenario eine als realistisch angesehene
Einschätzung hinsichtlich der Arbeitsmarktbedingungen vor Ort, als auch der
Zusammensetzung der Flüchtlinge hinsichtlich Bildung, Gesundheit und
Familienkonstellation angenommen. Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin,
dass es sich bei der Simulation nicht um eine Prognose handelt./dm/DP/ngu

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