04.07.2024 16:56:32 - dpa-AFX: HQ Trust: Weltwirtschaft vermeidet Rezession - Wahlen sind langfristiges Risiko

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Weltwirtschaft sollte laut HQ Trust bis 2025 eine
insgesamt sanfte Landung gelingen. "In den USA dürfte der konjunkturelle Schwung
leicht nachlassen, aber der Euroraum erholt sich aktuell und China liegt in etwa
im Plan", sagte Michael Heise, der Chefökonom des Vermögensverwalters, am
Donnerstag anlässlich eines Kapitalmarktausblicks in Frankfurt.

In der Eurozone wirkten dank der deutlich gesunkenen Inflation die
gestiegenen Reallöhne und damit einhergehend die höhere Massenkaufkraft positiv,
sagte Heise. Hinzu komme, dass sich in der Region die Stimmung unter den
Einkaufsmanagern zuletzt tendenziell etwas verbessert habe, was für eine
anhaltende Erholung der Wirtschaft spreche.

Die im Zuge des Kampfes gegen die hohe Inflation deutlich gestiegenen
Leitzinsen belasteten zwar sowohl die Unternehmen als auch die privaten
Haushalte und die Staatsbudgets, fuhr Heise fort. Insgesamt aber hätten diese
Akteure die höheren Refinanzierungskosten recht gut verkraftet, sodass die
Weltwirtschaft nicht in eine Rezession abdriften dürfte.

Die anstehenden Wahlen in den USA und in Frankreich prägen Heise zufolge
zwar das Bild des laufenden Jahres und erzeugten Unsicherheit an den
Kapitalmärkten, könnten aber je nach Ausgang eher langfristig gravierende Folgen
haben. So bewertet der Experte die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen einer
Zusammenarbeit von Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron mit dem
rechtsnationalen Rassemblement National (RN) als moderat. Auf lange Sicht aber
wäre ein Sieg des RN schwierig für die deutsch-französische Achse. Konflikte in
puncto Schuldenregel und Binnenmarkt sowie auf den Feldern Asyl-, Außen- und
Handelspolitik könnten den politischen und wirtschaftlichen Fortschritt in der
Europäischen Union bremsen.

Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA ergibt sich laut Heise ein ähnliches Bild: "Ein Sieg von Donald Trump bringt allenfalls eine kurze Phase
der wirtschaftlichen Belebung durch Steuersenkungen und Deregulierung".
Langfristig aber könnten die negativen Folgen für die Weltwirtschaft erheblich
sein. Europa etwa sehe sich dann wohl durch einen verstärkten Protektionismus
sowie eine Infragestellung der regelgebundenen Ordnung herausgefordert.

Das größte Risiko für dieses recht positive Szenario ist laut dem Experten,
dass sich die Inflation als unerwartet hartnäckig erweist. Die Teuerung ist zwar
in den USA und im Euroraum im Vergleich zu den hohen Raten im Jahr 2022 schon
deutlich gesunken, liegt aber immer noch über der von den Notenbanken avisierten
Marke von zwei Prozent. Weitere Risiken seien eine Eskalation der Kriege in der
Ukraine und in Gaza sowie eine Verschärfung des Handelskonflikts mit China.
Sollten diese Szenarien eintreten, würden die Gewinnmargen der Unternehmen
gedrückt, was sich entsprechend negativ auf die Aktienmärkte auswirken dürfte.

In dem aktuell recht günstigen Kapitalmarktumfeld sieht Investmentchef
Christian Subbe Chancen bei Aktien von kleineren Unternehmen. Diese hätten sich
in den letzten Jahren vergleichsweise schlecht entwickelt und besäßen nun
Aufwärtspotenzial, falls sich die Zinslandschaft wie erwartet etwas
normalisieren sollte. Denn gerade diese Small Caps seien auf eine günstige
Refinanzierung angewiesen.

Aus Branchensicht bewertet Subbe in dem aktuellen Umfeld insbesondere Aktien aus den Sektoren Technologie, Finanzen und zyklischer Konsum als attraktiv. Aber
auch das Megathema Gesundheit und ausgewählte Industriewerte besäßen Potenzial.
Insbesondere in Italien und in Spanien zögen die industriellen Aktivitäten
derzeit an./la/jsl/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH