23.11.2023 15:49:27 - dpa-AFX: ANALYSE/UBS: Wählerisch sein ist Trumpf bei Aktien von Online-Marktportalen

ZÜRICH (dpa-AFX Broker) - Wer Aktien aus dem europäischen Sektor der
Marktplatzbetreiber für Online-Kleinanzeigen in sein Depot nehmen will, sollte
der schweizerischen Großbank UBS zufolge genau hinschauen. Schwindender
Rückenwind, zunehmender Wettbewerb, strukturelle Veränderungen und zyklischer
Druck erforderten neue Strategien und eine starke Marktstellung.

Der nun zuständige Analyst Jo Barnet-Lamb listet in seiner am Donnerstag
vorliegenden Studie eine Reihe an wichtigen Einflussfaktoren auf, die Anleger
angesichts wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten bei ihrer Wahl
berücksichtigen sollten und nahm einige Änderungen an den bisherigen
Anlageurteilen vor.

Das auf dem Immobilienmarkt tätige britische Unternehmen Rightmove
ist sein "Top Pick". Er bewertet die Aktie entsprechend mit "Buy"
und sieht das Kursziel bei 688 Pence. Das zuletzt mit "Neutral" bewertete Papier
des britischen Autohändlers Auto Trade stufte er auf "Sell" ab
und sieht das Kursziel bei 613 Pence nach zuvor 640 Pence.

Scout24 dagegen hob er auf "Neutral" und ermittelte ein
Kursziel von 66 Euro, nachdem die Aktien bislang auf "Sell" mit einem Kursziel
von 54,30 Euro eingestuft waren. Die Anteile des norwegischen Betreibers von
Kleinanzeigen-Portalen, Adevinta , senkte er auf "Neutral" und
strich das Kursziel von 115 auf 109 Kronen zusammen.

Betreiber von Online-Kleinanzeigenmarktplätzen kämpfen laut Barnet-Lamb mit
einem Schwinden des Rückenwinds, den die Migration von Print- zu Online-Anzeigen
ihnen vor mehr als einer Dekade beschert habe. Die digitale Durchdringung sei in
den wichtigsten Märkten Europas - und hier vor allem in Großbritannien - bereits
sehr fortgeschritten. Unter den vier von ihm untersuchten Unternehmen könnten
hier nur Adevinta, und in geringerem Maße Scout24 noch von diesem Rückenwind
profitieren. Im Vereinigten Königreich liege die Migration dagegen bereits im
90er-Prozent-Bereich.

Daher sei es für die Online-Portalbetreiber wichtig, sich auf die
Monetarisierung zu fokussieren, also wie viel mehr ihrer Kunden vom Umsatz oder
Gewinnpool für Kleinanzeigen ausgäben. Ebenso seien neue Wachstumswege wichtig.
Einen gesunden Spielraum für die Monetarisierung sieht er bei allen vier
Unternehmen, wobei er das Aufwärtspotenzial bei Adevinta für größer hält als bei
Auto Trader und Rightmove. Scout24 liege mit Blick auf die Intensität der
Monetarisierung im Mittelfeld.

Da für Monetarisierung und Kundenbindung die Wettbewerbspositionen eine
wichtige Rolle spielen, untersuchte Barnet-Lamb auch diese. Hier kommt er zu dem
Schluss, dass Rightmove und Auto Trader in ihren Bereichen die Nase vorn haben,
was ihnen eine starke Preissetzungsmacht verleihe. "Auch Scout24 ist ein klarer
Marktführer, aber weniger dominant als Rightmove", urteilt er.

Um weiterzuwachsen, versuchten Online-Marktplatzbetreiber aber auch in
"Nachbarschaftsbereiche" vorzudringen. Neue "angrenzende" Produkte und
Dienstleistungen sollen die Reichweite und den Kundenstamm vergrößern. Dabei
lobte er, "dass alle Unternehmen in Nachbarschaftsbereichen erhebliche
Fortschritte gemacht haben."

Nicht zuletzt verweist der UBS-Experte auch auf zyklische Risiken und die
"Ökosystemstabilität" im Sektor. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und einer
hohen Inflation sowie der Verlangsamung der Weltwirtschaft rücke auch die
Zyklizität stärker in den Blick. Außerdem seien die Kunden, etwa
Immobilienmakler und Gebrauchtwagenhändler, langfristigen strukturellen
Veränderungen ausgesetzt, die sich auch auf die Marktplatzbetreiber auswirkten.

Angesichts all dieser Antriebs- und Bremsfaktoren für den Sektor beurteilt
Barnet-Lamb Rightmove als besonders attraktiv. Neben der günstigen
Aktienbewertung verweist er vor allem auf das Wachstum im Kerngeschäft, das
zyklischen Abschwüngen standhalte. Die neue Strategie des Dienstleisters rund um
Immobilienanzeigen sollte zudem das Ergebniswachstum spürbar beschleunigen. Auto
Trader dagegen sei am anfälligsten für kurzfristigen zyklischen Druck und
längerfristige strukturelle Veränderungen. Die hohe Bewertung der Aktie spiegele
dies jedoch nicht wider.

Für Scout24 beurteilt der Analyst die langfristigen Wachstumschancen
positiv, sieht aber kurzfristige Risiken, etwa durch eine Verschlechterung des
wirtschaftlichen Umfeldes und womöglich zu hohe Erwartungen der Analysten. Zudem
kämen die Aktien aus einer Phase längerer überdurchschnittlicher
Kurssteigerungen.

Adevinta profitiere von seinem überlegenen Wachstumsprofil, da das
Unternehmen frühzeitig auf dem Online-Markt für Kleinanzeigen präsent gewesen
sei. Allerdings sei der Aktienkurs des norwegischen Unternehmens unter anderem
aufgrund eines Übernahmeangebots der Finanzinvestoren Permira und Blackstone
derzeit nicht von den Fundamentaldaten abhängig.

Mit der Einstufung "Buy" geht UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der
Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um mindestens
sechs Prozent über der von ihr erwarteten Marktrendite liegt. Eingestuft mit
"Neutral", dürfte die Gesamtrendite auf Sicht von zwölf Monaten um bis zu sechs
Prozent über oder unter der von ihr erwarteten Marktrendite liegen. Bei "Sell"
wird erwartet, dass die Gesamtrendite mindestens sechs Prozent unter der von UBS
erwarteten Marktrendite liegt./ck/jsl/he

Analysierendes Institut UBS.




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