24.06.2024 12:00:14 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Proteste in Neukaledonien wieder aufgeflammt

NOUMÉA (dpa-AFX) - Im französischen Überseegebiet Neukaledonien sind die
Proteste von Unabhängigkeitsbefürwortern neu entflammt. Nachdem sich die
Situation in dem Inselstaat im Südpazifik zuletzt etwas beruhigt hatte, sei es
in der Nacht zum Montag (Ortszeit) auf der Hauptinsel Grande Terre sowie auf den
kleineren Inseln Île des Pins sowie Maré wieder zu Krawallen gekommen, teilte
das Hochkommissariat mit, das den französischen Staat in Neukaledonien vertritt.
Unter anderem seien Polizeiwachen, ein Rathaus und Fahrzeuge in Brand gesetzt
worden. Auch kam es erneut zu Zerstörungen und Straßenblockaden. Besonders
betroffen war die Gemeinde Dumbéa nördlich der Hauptstadt Nouméa.

Ein Mann sei angeschossen und verletzt worden, berichtete der Sender 1ère
Nouvelle-Calédonie. Auch im Laufe des Montags habe sich die Lage nicht beruhigt,
hieß es weiter. In einzelnen Landesteilen seien noch immer Schüsse zu hören.
Viele Schulen, die eigentlich am Montag erstmals wieder öffnen sollten, bleiben
nun weiter geschlossen.

Anführer der Proteste nach Frankreich überstellt

Die Proteste, die bisher neun Tote sowie zahlreiche Verletzte gefordert
haben, waren Mitte Mai ausgebrochen. Sie richteten sich gegen eine von Paris
geplante Verfassungsreform, die Tausenden französischstämmigen Bürgern das
Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Dagegen wehren
sich Befürworter einer Unabhängigkeit der Inselgruppe, darunter vor allem die
indigene Volksgruppe der Kanaken. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte
nach einem Besuch in Neukaledonien vor einem Monat erklärt, er werde die
umstrittene Reform zunächst auf Eis legen.

Wegen der Ausschreitungen hatte Paris im Mai zwölf Tage lang den
Ausnahmezustand verhängt. Der wochenlang geschlossene Flughafen in Nouméa war
erst vergangene Woche wiedereröffnet worden. Am Wochenende war bekannt geworden,
dass der festgenommene Anführer der Proteste, Christian Tein, sowie sechs
weitere Aktivisten für die Untersuchungshaft nach Frankreich überstellt wurden -
was offenbar der Grund für die neuen Unruhen ist. Neukaledonien ist für
Frankreich vor allem militärisch und geopolitisch sowie wegen großer
Nickelvorkommen von Bedeutung./cfn/DP/mis

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