17.06.2024 16:08:46 - dpa-AFX: ROUNDUP: China kündigt Antidumping-Untersuchung zu Fleischimporten aus EU an

PEKING (dpa-AFX) - China hat eine Antidumping-Untersuchung gegen
Importprodukte aus der Europäischen Union angekündigt. Die Ermittlung richtet
sich gegen eingeführtes Schweinefleisch und Nebenprodukte, wie das
Handelsministerium am Montag in Peking mitteilte.

Der Schritt gilt als eine Antwort darauf, dass die EU-Kommission in der
vergangenen Woche Pläne für hohe Sonderzölle auf den Import chinesischer
Elektrofahrzeuge angekündigt hatte. Zuvor war die EU-Kommission in einer
Antidumping-Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass staatliche Subventionen
für chinesische Elektrofahrzeughersteller den Markt in Europa verzerren.

Die EU teilte am Montag mit, sich rechtliche Schritte gegen die chinesische
Untersuchung vorzubehalten. Man werde das Verfahren in Abstimmung mit der
Industrie und den Mitgliedstaaten sehr genau verfolgen, sagte ein Sprecher der
zuständigen EU-Kommission in Brüssel. Und bei Bedarf werde man auch
intervenieren, um sicherzustellen, dass die Untersuchung allen relevanten Regeln
der Welthandelsorganisation (WTO) vollständig entspreche.

Vor allem Fleisch für Verzehr betroffen

Das chinesische Handelsministerium hatte zuvor erklärt, dass von seiner
Untersuchung vor allem Produkte betroffen sind, die hauptsächlich zum Verzehr
durch Menschen gedacht sind. Als Beispiele nannte die Behörde frisches und
gefrorenes Schweinefleisch und Schlachtnebenerzeugnisse. Nach Angaben des
chinesischen Zolls importierte China im vergangenen Jahr Schweinefleisch im Wert
von 23,2 Milliarden Yuan (knapp drei Milliarden Euro). Ein Großteil davon kommt
aus der EU. Laut Daten aus Brüssel exportierten Unternehmen aus der EU 2023
Schweinefleisch-Erzeugnisse im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro nach China.

Es ist nicht die erste Untersuchung Chinas gegen europäische Produkte. Im
Januar hatte das Handelsministerium bereits eine Ermittlung gegen Branntwein
(Brandy) aus der EU angekündigt. Betroffen davon waren hauptsächlich Hersteller
auf Frankreich.

Experten rechneten mit Gegenreaktion

Experten hatten nach der Strafzoll-Ankündigung der EU Gegenreaktionen Chinas bereits erwartet. Peking werde aber keine EU-Produkte mit Zöllen belegen, die es
noch brauche, hatte etwa Jacob Gunter vom in Berlin ansässigen Institut Merics
gesagt. "Dazu zählen Maschinen, hochwertige Industriegüter, Chemikalien,
Medizintechnik und andere Produkte." Große europäische Automobilhersteller
könnten deswegen verschont bleiben, weil diese Gunter zufolge stark in China
investieren, Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und zum Wachstum beitragen.

Ins Visier geraten dürften laut Gunter dagegen Agrar-, Lebensmittel- und
Getränkeprodukte, auf die Chinas Verbraucher verzichten können oder die Chinas
Produzenten selbst in ausreichender Menge herstellen, wie zum Beispiel
Schweinefleisch./jon/DP/ngu

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