26.06.2024 10:22:49 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Hilfsorganisationen: Dialog mit Afrika auf Augenhöhe führen

BERLIN (dpa-AFX) - Die Hilfsorganisationen Welthungerhilfe und terre des
hommes haben die Bundesregierung aufgefordert, ihren entwicklungspolitischen
Kurs in Afrika auf den Prüfstand zu stellen. Bei der Vorstellung ihres
jährlichen Berichts "Kompass" zur Entwicklungspolitik rieten sie am Mittwoch in
Berlin zudem eine verbindliche Richtschnur an, welche Ziele mit den
afrikanischen Ländern vereinbart werden sollen und welche Angebote die
Bundesregierung diesen Staaten dafür mache. Es sei an der Zeit, die
unterschiedlichen Afrika-Papiere der Ressorts an veränderte Herausforderungen in
Afrika anzupassen.

"Das überholte Narrativ vom "Krisenkontinent" Afrika sollte überwunden und
die Rolle Afrikas als umworbener Partner anerkannt werden. Daher sollte die
Bundesregierung den Dialog auf Augenhöhe führen und ihre Maßnahmen eng mit den
bestehenden Konzepten etwa der Afrikanischen Union abstimmen", teilte Mathias
Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, mit. Ernährungssicherung und die
Stärkung der ländlichen Räume müssten Priorität bekommen. Haushaltskürzungen des
Entwicklungsministeriums (BMZ) in diesem Bereich von mehr als 30 Prozent schon
im Jahr 2023 seien kurzsichtig und sendeten das falsche Signal.

Organisationen warnen vor Kürzungen in einer "Welt im Krisenmodus"

Beide Organisationen warnten die Bundesregierung vor Kürzungen im Etat des
Entwicklungsministeriums. Sie verwiesen auf globale Herausforderungen in einer
"Welt im Krisenmodus" und eine zunehmende Zahl hungernder Menschen. "Wenn die
derzeitige Finanzplanung von Bundesfinanzminister Christian Lindner umgesetzt
würde, sinkt die Finanzierung 2025 um weitere etwa 1,6 Milliarden Euro. Das wäre
insgesamt ein Rückgang von über 25 Prozent innerhalb einer Legislaturperiode",
teilte Joshua Hofert, Vorstand Kommunikation von terre des hommes, mit. Von
solchen Kürzungen wären demnach allein auf dem afrikanischen Kontinent Millionen
Menschen betroffen - etwa im Sudan, Somalia oder Burkina Faso, die unter den
Folgen von Krisen und Konflikten leiden.

Dem Entwicklungsministerium stehen im Haushaltsjahr 2024 rund 11,2
Milliarden Euro zur Verfügung. Das entspricht 2,35 Prozent des gesamten
Bundeshaushalts. Vor zehn Jahren lag der Etat des Hauses bei etwa 6,4 Milliarden
Euro. Der Bericht "Kompass 2024" soll die deutsche Entwicklungspolitik einer
kritischen Analyse unterziehen und dabei insbesondere die Anforderungen der 2015
beschlossenen UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung an die deutsche Politik
berücksichtigen.

Wichtiges Ziel: nachhaltige und resiliente Landwirtschaft stärken

In dem Bericht wird auch gefordert, in der Sahelregion die
Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit von Ernährungssystemen in den
Mittelpunkt zu stellen. "Dabei sollte die Stärkung einer nachhaltigen und
resilienten Landwirtschaft priorisiert werden, mit Fokus auf der Verbesserung
der Produktionsbedingungen kleinbäuerlicher Betriebe und der Schaffung von
Einkommensmöglichkeiten insbesondere im ländlichen Raum", heißt es.

Die Sahelregion wird von bewaffneten Konflikten sowie terroristischen
Gruppen destabilisiert. Zuletzt putschten sich in mehreren Staaten Militärs an
die Macht, die sich in der Folge von westlichen Partnern ab- und Russland
zuwandten. Auch Folgen des Klimawandels und eine gleichzeitig hohe Geburtenrate
erschweren die Bekämpfung von Hunger und Armut./cn/DP/stk

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