22.05.2024 17:16:20 - dpa-AFX: POLITIK: Paris vermutet Russland hinter Farbattacke auf Holocaust-Gedenkstätte

PARIS (dpa-AFX) - Die französische Polizei hat Medienberichten zufolge
Hinweise darauf, dass eine Farbattacke auf die Holocaust-Gedenkstätte in Paris
von Russland aus eingefädelt worden ist. Bei der Attacke vor einer Woche handele
es sich um einen aus Russland gesteuerten Destabilisierungsversuch, berichteten
am Mittwoch die Zeitung "Le Parisien" und der Sender France Info unter Verweis
auf Polizeiquellen. Zunächst hatte das Enthüllungsblatt "Le Canard enchaîné"
berichtet. Auf einer Wand der Gedenkstätte Mémorial de la Shoah waren als
propalästinensisches Graffiti rund ein Dutzend rote Hände gesprüht worden, was
zu vielen aufgebrachten Reaktionen führte.

Die Fahnder konnten dank der Videoüberwachung der Gedenkstätte und
Auswertung von Handydaten den Medienberichten zufolge zwei Bulgaren als
mutmaßliche Täter identifizieren, die Frankreich mit ein oder zwei ebenfalls
bulgarischen Handlangern gleich am Morgen nach der Attacke per Bus Richtung
Brüssel verlassen haben sollen.

Auch hinter weiteren Farbschmierereien mit Bezug zu den Olympischen Spielen
vermutet Paris nach den Berichten russische Strippenzieher. Auf etliche Gebäude
war Ende März der Hinweis "Achtung, Balkon kann einstürzen" gesprüht worden. Der
Hinweis bezieht sich auf die öffentlich diskutierte Sorge, dass Balkone Pariser
Häuser möglicherweise einstürzen können, wenn sich darauf zu viele Menschen
drängen, um die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele auf der Seine
anzuschauen. Die Polizeipräfektur gab in der Frage bereits Entwarnung und
appellierte an den gesunden Menschenverstand, sich nicht mit abnorm viel
Menschen auf einen Balkon zu begeben.

Im Zusammenhang mit russischer Einflussnahme auf Frankreich berichtete "Le
Canard enchaîné" am Mittwoch auch von angeblichen Störungen der
GPS-Satellitennavigation am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle, wie es sie
bereits im Ostseeraum gegeben hatte. Der Vorfall sei aber nicht öffentlich
gemacht worden, um Unruhe zu vermeiden.

Im November bereits hatte Frankreich Russland vorgeworfen, hinter dem
massenhaften Besprühen von Pariser Gebäuden mit Davidsternen zu stecken. Über
ein russisches Propagandanetzwerk seien Fotos der Davidstern-Tags in sozialen
Netzwerken verbreitet worden. Russland wies die Vorwürfe damals als unbegründet
zurück./evs/DP/ngu

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