02.07.2024 13:30:58 - ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Euroraum-Inflation sinkt im Juni auf 2,5 Prozent - Kerninflation konstant

Der Inflationsdruck im Euroraum hat im Juni wie erwartet leicht nachgelassen - allerdings nicht die Kernteuerung, was vor allem an den Dienstleistungspreisen lag. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent und lagen um 2,5 (Mai: 2,6) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg um 0,3 Prozent und eine Jahresteuerung von 2,5 Prozent prognostiziert.

Hauck Aufhäuser Lampe: Euroraum-Inflation bald unter 2 Prozent

Bastian Hepperle, Volkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe, rechnet damit, dass der Inflationsdruck im Euroraum in den nächsten beiden Monaten deutlich zurückgehen wird. "Bei der hartnäckig erhöhten Kernrate zeichnet sich für Juli ein deutlicher Inflationsrückgang ab", schreibt er in einem Kommentar. Im August werde die Gesamtrate das 2-Prozent-Inflationziel wohl klar unterschreiten, wenn auch nur vorübergehend. "Das wird die EZB in der Zinssenkungsspur halten - der nächste Zinsschritt wird im September folgen", prognostiziert Hepperle.

Commerzbank: Servicepreise bleiben kritischer Punkt

Die Inflation im Euroraum ist im Juni zwar wie erwartet leicht zurückgegangen, aber Commerzbank-Volkswirt Vincent Stamer hält einen anderen Punkt für entscheidender: "Der unterliegende Preisauftrieb scheint sich insbesondere bei den Dienstleistungen zu verfestigen", schreibt er in einem Kommentar. Zwar könnte eine aufgrund von Basiseffekten bis September sinkende Gesamtinflation der Europäischen Zentralbank (EZB) die erwünschte Gelegenheit zu weiteren Zinssenkungen geben, doch werde sich die Zentralbank spätestens Anfang 2025 kritisch mit der Preisentwicklung bei Dienstleistungen und Waren ohne Energie auseinandersetzen müssen, analysiert Stamer.

Pictet: Euroraum-Preisdruck etwas zäh

Die Inflation im Euroraum ist im Juni zwar auf 2,5 (Mai: 2,6) Prozent gesunken, aber Pictet-Chefvolkswirt Frederik Ducrozet findet sie trotzdem "etwas zäh": "Die Kerninflation sank um 1 Basispunkt auf 2,86 Prozent, wobei die Dienstleistungen mit 4,13 Prozent weitgehend stabil blieben und die Kerngüter bei 0,66 Prozent lagen", schreibt Ducrozet im Kurznachrichtendienst X. Seine Prognose: "Die Europäische Zentralbank wird in den kommenden Monaten auf ermutigendere Daten warten."

Eurozone-Arbeitslosenquote bleibt im Mai auf Rekordtief

Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone hat im Mai auf dem Rekordtief verharrt. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte, blieb die Arbeitslosenquote auf dem Vormonatsniveau von 6,4 Prozent. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten eine konstante Quote von 6,4 Prozent erwartet. Sehr niedrig ist die Arbeitslosenquote in Deutschland mit 3,3 Prozent und in den Niederlanden mit 3,6 Prozent. Die höchsten Erwerbslosenquoten weisen Spanien (11,7 Prozent) und Griechenland (10,6 Prozent) auf.

Lane: Juni-Preisdaten beantworten Fragen zu Servicepreisen nicht

Die Verbraucherpreisdaten für Juni beantworten nach Aussage von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane noch nicht die Fragen der Europäischen Zentralbank (EZB) hinsichtlich der Dienstleistungspreise. "Die Inflationsdaten für Juni lassen noch Fragen zur Dienstleistungsinflation offen", sagte er am Rande des geldpolitischen EZB-Forums in Sintra. "Diese Daten klären das nicht."

De Guindos: EZB hat keine vorgefassten Zinssenkungspläne

Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt nach Aussage ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos keinen vorgefassten Plan zur Senkung der Zinsen. Geopolitische Risiken, Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine sowie die Wahlen in Frankreich erschweren die Beurteilung der Wirtschaft und der Preisentwicklung, sagte Guindos in einem CNBC-Interview am Rande des geldpolitischen Symposiums in Sintra, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Centeno: EZB entscheidet bei jeder Ratssitzung über Zinsen

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) kann nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Mario Centeno bereits im Juli eine weitere Zinssenkung ins Auge fassen. Centeno sagt in einem Interview mit CNBC: "Wir können bei jedem Meeting eine Entscheidung treffen." Der Rat sei zuversichtlich, dass die Inflation 2025 auf 2 Prozent sinken werde. Die Geldpolitik müsse die wirtschaftliche Erholung unterstützen. Der Gouverneur der portugiesischen Zentralbank gilt als entschiedene "Taube".

Muller: Weitere EZB-Zinssenkungen möglich

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Madis Muller unter Umständen weiter senken. "Wenn die tatsächlichen Zahlen in der Nähe unserer jüngsten Prognosen liegt, können wir höchstwahrscheinlich den Grad der geldpolitischen Restriktion in diesem Jahr weiter verringern", sagte der estnische Zentralbankgouverneur der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Wann genau und in welchem Umfang, bleibt abzuwarten", fügte er hinzu.

Spitzenverbände: Kommunalen Haushalten droht Rekorddefizit

Die finanzielle Lage der Kommunen verschlechtert sich nach Angaben der kommunalen Spitzenverbände rapide und läuft auf eine bislang nicht gekannte Defizithöhe zu. Im vergangenen Jahr mussten die kommunalen Haushalte bereits eine Verschlechterung ihrer Finanzlage um 8 Milliarden Euro und ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro hinnehmen, wie Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund mitteilten. Im laufenden Jahr verdoppele sich das Defizit voraussichtlich auf eine Rekordhöhe von 13,2 Milliarden Euro.

VDP aktualisiert Mindeststandards für grüne Pfandbriefe

Gemeinsam mit den Emittenten von grünen Pfandbriefen hat der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) die Mindeststandards für grüne Hypothekenpfandbriefe sowie grüne öffentliche Pfandbriefe aktualisiert. Die Änderungen der Mindeststandards gelten ab dem 1. Januar 2025, eine freiwillige Anwendung vor diesem Termin ist den Mitgliedsinstituten freigestellt, wie der Verband mitteilte. Für die bereits ausstehenden Pfandbriefemissionen gelten demnach die jeweils zum Zeitpunkt der Emission geltenden Mindeststandards.

Deutschland und Polen wollen Zusammenarbeit stärken

Deutschland und Polen wollen ihre Zusammenarbeit stärken und haben dazu einen Aktionsplan beschlossen. Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte Polens Ministerpräsident Donald Tusk nach den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Warschau Deutschlands Unterstützung bei der Sicherung der Ostflanke an der Grenze zur Ukraine und Belarus zu. Scholz betonte außerdem, dass Deutschlands Verantwortung für die Vergangenheit auch Verantwortung für die gemeine Zukunft beider Länder bedeute.

DJG/DJN/apo

END) Dow Jones Newswires

July 02, 2024 07:30 ET (11:30 GMT)

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH