19.05.2024 19:19:47 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Nach Attentat auf Fico weiter Spannungen in der Slowakei

BRATISLAVA (dpa-AFX) - Der Mann, der am Mittwoch den slowakischen
Ministerpräsidenten Robert Fico lebensgefährlich verletzt hat, ist
möglicherweise doch kein Einzeltäter. Es gebe dafür Indizien, sagte
Innenminister Matus Sutaj Estok am Sonntag vor Journalisten in Bratislava. "Wir
haben ein Ermittlerteam zusammengestellt, das auch mit der Version arbeiten
wird, dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte."

Eins der Indizien sei, dass der vollständige Inhaltsverlauf der
Facebook-Seite des Täters zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden
sei. Er sei zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Polizei gewesen und habe
selbst keinen Zugang zu der Seite gehabt. Auch seine Frau habe in diesem
Augenblick nicht darauf zugreifen können, erklärte der Minister.

Sutaj Estok richtete eine Warnung an "alle Tastatur-Helden", die das
Attentat auf den 59 Jahre alten Regierungschef im Internet guthießen oder
weitere Hassbotschaften und Gewaltaufrufe verbreiteten. Die Polizei werde
schonungslos gegen alle solche Hetzer vorgehen, sie finden und für ihre
Bestrafung sorgen.

Unterdessen wurde immer unwahrscheinlicher, dass ein von Präsidentin Zuzana
Caputova und ihrem gewählten Nachfolger Peter Pellegrini für Dienstag geplanter
Runder Tisch der Parlamentsparteien zustande kommt. Der Runde Tisch sollte
politische Spannungen zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien abbauen und
helfen, die Polarisierung der Gesellschaft zu mindern. Pellegrini sagte in einer
Video-Botschaft an die Bevölkerung, anscheinend sei "die Zeit noch nicht reif
dafür". Einige Politiker hätten "gezeigt, dass sie selbst nach einer solchen
Tragödie nicht fähig zur Selbstbesinnung sind".

Pellegrini bezog sich dabei auf "unappetitliche Angriffe" von Politikern auf Konkurrenten - diese hätten wesentlich zu den Spannungen in der Gesellschaft
beigetragen. Der Sozialdemokrat Pellegrini hatte Anfang April die
Präsidentschaftswahl gewonnen. Er folgt am 15. Juni der amtierenden liberalen
Amtsinhaberin Caputova als Staatsoberhaupt nach./ct/DP/he

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