27.06.2024 16:58:34 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP 2: Nordkorea vermeldet Erfolg bei Test - Südkorea widerspricht

(neu: Weltsicherheitsrat)

SEOUL (dpa-AFX) - Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge Fortschritte bei der Entwicklung von Mehrfachsprengköpfen für atomwaffenfähige Raketen erzielt. Doch
während die nordkoreanischen Staatsmedien am Donnerstag von einem erfolgreichen
Test für eine "neue wichtige Technologie" sprachen, bezeichnete Südkoreas
Militär die Darstellung als "Methode der Täuschung und Übertreibung". Die
Testrakete, die Nordkorea tags zuvor abgefeuert habe, sei in der Frühphase des
Flugs explodiert, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs vor
Journalisten in Seoul. Das weithin isolierte Nordkorea unterliegt wegen seines
Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen.

Der jüngste Raketentest des von Machthaber Kim Jong Un regierten Landes war
vom südkoreanischen Militär erfasst worden. Demnach flog die Rakete etwa 250
Kilometer weit ostwärts in Richtung offenes Meer, bevor sie explodierte.

Nach den Berichten aus Nordkorea wurde für den Test die erste Stufe einer
ballistischen Mittelstreckenrakete verwendet. Dabei seien auch mehrere mobile
Gefechtsköpfe abgetrennt worden, die dann korrekt auf "drei koordinierte Ziele"
gelenkt worden seien. Zudem sei ein Täuschungskörper abgestoßen worden. Der Test
habe dazu gedient, sich die sogenannte MIRV-Technologie anzueignen, hieß es.
MIRV steht für mehrfache, unabhängig auf Ziele programmierte
Wiedereintrittskörper - das heißt, die Rakete kann mit mehreren Sprengköpfen
bestückt werden, die auf verschiedene Ziele ausgerichtet werden können.

MIRV-Raketen lassen sich von Raketenabwehrsystemen nur schwer abfangen. Nur
wenige Staaten verfügen über solche Raketen, darunter die Atommächte USA, China,
Russland, Großbritannien und Frankreich. Indien hatte nach eigenen Angaben im
März eine Interkontinentalrakete mit der MIRV-Technologie getestet.

Trotz der UN-Sanktionen treibt Nordkorea seit Jahren die Entwicklung von
Raketen, vor allem atomwaffenfähiger Raketen, voran. Die kommunistische Führung
sieht die USA und Südkorea als ihre Hauptfeinde. Das Raketenprogramm des Landes
wird von den USA und ihren Verbündeten Südkorea und Japan als direkte Drohung
gesehen.

Auf Anfrage mehrerer Länder - darunter die USA, Großbritannien, Frankreich,
Japan und Südkorea - soll Nordkorea am Freitag auch Thema vor dem
Weltsicherheitsrat sein. Speziell soll es um Exporte von Waffen nach Russland
gehen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten.

Die USA, Südkorea und Japan begannen am Donnerstag in internationalen
Gewässern südlich der südkoreanischen Insel Jeju ein gemeinsames mehrtägiges
Manöver, das auch der Abschreckung Nordkoreas dienen soll. Nach Angaben des
Indo-Pazifik-Kommandos der USA handelt es sich um eine sogenannte
Multi-Domain-Übung, also das kombinierte Training für verschiedene
Gefechtsfelder wie Luft, See und den Cyberraum, das die drei Ländern unter dem
Codenamen "Freedom Edge" zum ersten Mal zu dritt unternehmen.

Im Mittelpunkt stehen demnach unter anderem die Abwehr von Raketen und
U-Booten, ein Such- und Rettungstraining sowie die Cyber-Verteidigung. An der
dreitägigen Übung beteiligen sich Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe,
einschließlich des Flugzeugträgers "USS Theodore Roosevelt" und Zerstörer der
drei Länder. Die trilaterale Übung solle in Zukunft erweitert werden, hieß
es./dg/DP/jha

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