15.02.2024 13:00:12 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Commerzbank will Rekordgewinn 2024 noch übertreffen

(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs, weitere Details)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank verspricht ihren
Aktionären nach dem höchsten Gewinn ihrer Geschichte weiteres Wachstum. "Wir
werden uns nicht auf dem Erfolg von 2023 ausruhen", versicherte Konzernchef
Manfred Knof am Donnerstag in Frankfurt. "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Das
Geldhaus werde "das Konzernergebnis im laufenden Jahr erneut steigern" und
beweisen, dass es "auch in einem weniger günstigen Zinsumfeld profitabel
wachsen" könne, sagte Knof. "Das wird allerdings kein Selbstläufer werden."

Beflügelt von der Zinswende kletterte der Überschuss des vor knapp einem
Jahr in die erste deutsche Börsenliga zurückgekehrten Geldhauses von gut 1,4
Milliarden Euro 2022 auf den Rekordwert von etwas mehr als 2,2 Milliarden Euro
im vergangenen Jahr. Den bisher höchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte hatte die
Commerzbank 2007 mit gut 1,9 Milliarden Euro eingefahren - vor der Finanzkrise
und der späteren Rettung durch den Staat.

Steigende Zinsen als Treiber

Der Zinsüberschuss des Dax-Konzerns legte 2023 um fast 30
Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro zu. Für das laufende Jahr erwartet der
Vorstand rund 7,9 Milliarden Euro. Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im
Juli 2022 die Ära der Null- und Negativzinsen beendet und die Leitzinsen zehnmal
in Folge erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen keine Zinsen mehr zahlen, wenn
sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran.

Die Erträge der Commerzbank - also die gesamten Einnahmen - erhöhten sich
binnen Jahresfrist um knapp elf Prozent auf rund 10,5 Milliarden Euro. Die
Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle lag aufgrund von Auflösungen mit 618
Millionen Euro unter dem Vorjahreswert (876 Mio Euro). Für das Gesamtjahr 2024
erwartet der Vorstand hierbei derzeit einen Wert unter 800 Millionen Euro.

Milliardenbelastung im Geschäft in Polen

Knof hatte nach seinem Antritt Anfang 2021 den Sparkurs verschärft. Die Bank baute Tausende Stellen ab und verkleinerte ihr Filialnetz in Deutschland
deutlich von 1000 auf 400 Standorte. In den nächsten Jahren sollen mehr Geschäft
mit vermögenden Privatkunden und zusätzliche digitale Angebote für Firmenkunden
dem Institut steigende Gewinne bescheren. Bis 2027 will der Vorstand das
Nettoergebnis auf rund 3,4 Milliarden Euro steigern.

Allerdings hätte der Gewinn der Commerzbank schon 2022 erheblich höher
ausfallen können, wären seinerzeit nicht die mehr als eine Milliarde Euro
Belastungen durch die polnische Tochter mBank unter anderem im
Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten gewesen. Auch 2023 drückten
Sonderbelastungen in Polen in Höhe von fast 1,1 Milliarden Euro das Ergebnis.
Über außergerichtliche Einigungen versucht die Bank, die Rechtsrisiken in diesem
Bereich zu mindern. "Wir sind nicht am Ende des Tunnels, aber wir sehen klar
Licht am Ende des Tunnels", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp in einer
Schalte mit Analysten.

Dividende soll steigen

Den Aktionärinnen und Aktionären verspricht der Commerzbank-Vorstand
lukrativere Zeiten: Für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 hat die Bank in Summe
drei Milliarden Euro für Dividenden und Aktienrückkäufe vorgesehen. Für das
Geschäftsjahr 2023 soll es 35 Cent je Aktie geben und damit 15 Cent mehr als ein
Jahr zuvor. Es wäre die vierte Gewinnausschüttung seit dem Einstieg des Staates
2008/2009. Insgesamt will die Bank ihren Anteilseignern für das Geschäftsjahr
2023 rund eine Milliarde Euro zugutekommen lassen.

"Wir haben jetzt so viel Wasser unter dem Kiel und genug Spielraum, dass wir sowohl investieren können, wie eben auch die Aktionäre bedienen können, die ja
nun zugegebenermaßen in den letzten Jahren nicht so besonders viel Spaß hatten
an der Aktie", sagte Konzernchef Knof.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) wird diese Botschaft gerne
vernehmen: Der Staat hatte die Commerzbank nach der Übernahme der Dresdner Bank
in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrt und
ist seither größter Anteilseigner des Frankfurter Instituts. Medienberichten
zufolge könnte der Anteil des Bundes an der Commerzbank noch leicht steigen,
weil der Bund im Rahmen des seit 10. Januar laufenden Aktienrückkaufprogramms
keine Papiere veräußere. Da nach Abschluss des Programms weniger
Commerzbank-Aktien im Umlauf sind, steigt der Anteil des Bundes automatisch: den
Berichten zufolge voraussichtlich von 15,75 Prozent auf rund 16,5 Prozent.

Strebt Knof zweite Amtszeit an?

Im Vorstand des Instituts bahnt sich eine Neubesetzung an: IT-Vorstand Jörg
Oliveri del Castillo-Schulz, der dem Gremium seit 20. Januar 2022 angehört, wird
seinen Ende September auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Vorstandschef Knof
bestätigte entsprechende "Handelsblatt"-Informationen. Die Suche nach einem
Nachfolger habe begonnen.

Knof, dessen Vertrag Ende 2025 ausläuft, und Orlopp, der Ambitionen auf den
Chefposten nachgesagt werden, präsentierten sich am Donnerstag betont
harmonisch: Er habe schon "den Ehrgeiz zu zeigen, dass das mit dem Wachstum hier
wirklich funktioniert", antwortete Knof auf die Frage, ob er für eine zweite
Amtszeit zur Verfügung stünde. Orlopp hob hervor: "Wir arbeiteten als Team
ausgesprochen gut zusammen und haben einen ziemlich guten Plan für die nächsten
Jahre." Sie selbst sei "eine sehr treue Seele".

Aktie legt deutlich zu

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Vor allem der Ausblick sowie
Aussicht auf weiter steigende Dividenden und weitere Aktienrückkäufe halfen der
Aktie auf die Sprünge. Am frühen Nachmittag gehörte die Commerzbank-Aktie mit
einem Plus von knapp vier Prozent zu den größten Gewinnern im deutschen
Leitindex. Im bisherigen Jahresverlauf legte der Kurs allerdings nur rund ein
Prozent zu und damit etwas weniger als der Dax.
    
    Analysten sprachen in ersten Einschätzungen von einem "guten Mix" mit Blick

auf das Schlussquartal 2023. So seien die Nettozinserträge und die Kosten besser
ausgefallen als erwartet, schrieb Benjamin Goy von der Deutschen Bank. Auch Kian
Abouhossein von JPMorgan attestierte dem Geldhaus ein "gutes Management der
Kosten". Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC schrieb, der Ausblick auf die
Nettozinserträge in diesem Jahr stimme zuversichtlich./ben/zb/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MBANK S.A. ZY 4 884537 Frankfurt 144,600 03.06.24 08:08:41 +1,750 +1,23% 146,650 149,900 144,600 142,850
COMMERZBANK AG CBK100 Xetra 15,500 03.06.24 12:03:43 -0,040 -0,26% 15,495 15,505 15,445 15,540

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