16.05.2024 12:07:11 - dpa-AFX: ROUNDUP: EU-Kommission leitet Verfahren gegen Facebook-Mutterkonzern Meta ein

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Europäische Kommission eröffnet wegen des Verdachts
auf Verstöße gegen den Jugendschutz ein Verfahren gegen den Facebook- und
Instagram-Mutterkonzern Meta. Es gebe die Befürchtung, dass die Gestaltung der
Dienste einschließlich ihrer Algorithmen bei Kindern ein Suchtverhalten auslösen
könnten, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.

Befürchtet werden demnach insbesondere ein sogenannte Rabbit-Hole-Effekte
(auf Deutsch: Kaninchenbau). Damit ist gemeint, dass man sich so tief in einem
Thema verliert, dass man nicht mehr herausfindet ? ähnlich wie sich die
Hauptfigur in der Geschichte Alice im Wunderland in einem Kaninchenbau verliert.
Algorithmen - vereinfacht gesagt von Menschen geschriebene Anleitungen für
Computer
- können theoretisch solche Verhaltensmuster erkennen und ausnutzen,
damit Nutzerinnen und Nutzer mehr Zeit auf einer Plattform verbringen.

Online-Plattformen werden von einem neuen EU-Gesetz über digitale Dienste
(DSA) unter anderem verpflichtet, Minderjährige besonders zu schützen. Es
verbietet, sie gezielt mit Werbung anzusprechen, die auf persönlichen Daten
beruht. Außerdem müssen Risiken bewertet und abgeschwächt werden, die Schwächen
und die Unerfahrenheit von Minderjährigen ausnutzen und süchtiges Verhalten
verursachen.

Die Kommission hat Zweifel, dass Meta diesen Regeln zum Jugendschutz
ausreichend nachkommt. Auch die Methoden des Konzerns zur Alterskontrolle gäben
Anlass zur Sorge. Diese seien möglicherweise nicht wirksam.

Die Kommission will nun weiter Beweise sammeln, etwa durch Befragungen. Mit
der Einleitung des Verfahrens werde zunächst nur ein Verdacht geprüft, das
Ergebnis steht noch nicht fest.

Bereits Ende April hatte die Kommission ein Verfahren gegen Meta
eingeleitet. Dabei geht es um den Verdacht, der Konzern habe sich im Umgang mit
politischer Werbung nicht an den DSA gehalten. Denn durch das Gesetz müssen sich
Plattformen nicht nur an schärfere Regeln zum Jugendschutz halten, sondern auch
schneller und schärfer als früher gegen illegale Inhalte wie zum Beispiel Hass
und Hetze im Netz vorgehen. Sonst drohen ihnen saftige Geldbußen. Grundsätzlich
müssen große Dienste wie Facebook oder Tiktok mehr Regeln befolgen als kleine.

Gegen die Online-Plattform TikTok und den Kurznachrichtendienst X (früher
Twitter) laufen bereits Verfahren. Bei Tiktok wird geprüft, ob der chinesische
Konzern mit seiner App-Version Tiktok Lite die psychische Gesundheit von
Minderjährigen gefährdet. X wurde nach Hinweisen auf illegale und irreführende
Beiträge zum Angriff der islamistischen Hamas auf Israel ein Fragenkatalog
geschickt, den die Firma wohl nicht zur Zufriedenheit der EU-Kommission
beantwortet hatte. Mitte Dezember war ein Verfahren gegen X eingeleitet
worden./svv/DP/men
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