11.03.2024 06:30:05 - dpa-AFX: ROUNDUP: Europäische Rüstungsimporte wegen Ukraine-Krieg fast verdoppelt

STOCKHOLM (dpa-AFX) - Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den
globalen Rüstungsmarkt stark verändert: Allein Europas Waffenimporte haben sich
über fünf Jahre berechnet beinahe verdoppelt. Das geht aus einem Bericht hervor,
den das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag veröffentlichte.
Demnach hat in Europa die Einfuhr von Rüstungsgütern wie Kampfflugzeuge, Panzer
und U-Boote im Zeitraum von 2019 bis 2023 um etwa 94 Prozent im Vergleich zu
2014 bis 2018 zugelegt. Größter Importeur in Europa war dabei die Ukraine - mit
23 Prozent der gesamten Waffeneinfuhren der Region. Deutschland gehörte noch
immer zu den Top fünf Exportländern weltweit.

"Russland wird auch in Zukunft eine massive Bedrohung darstellen. Daher
können wir definitiv davon ausgehen, dass die europäischen Länder weiterhin neue
Aufträge erteilen und die beträchtlichen Mengen an Waffen geliefert bekommen
werden, die sie bereits in den vergangenen Jahren bestellt haben", sagte
Sipri-Forscher Pieter Wezeman der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist also zu
erwarten, dass das Niveau der Lieferungen und der Waffenimporte durch die
europäischen Länder auch in den kommenden Jahren weiter steigen wird". Insgesamt
war der globale Waffentransfer aller Staaten im Vergleich leicht um 3,3 Prozent
gefallen.

Russland verliert deutlich an Exportmacht

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gehört Russland nicht mehr zu den beiden
größten Waffenlieferanten. Während die USA an der Spitze ihre Waffenexporte um
weitere 17 Prozent erhöhte, nahmen die Lieferungen aus Russland um mehr als die
Hälfte (53 Prozent) ab. Damit rutschte das bisher stabil zweitplatzierte
Russland knapp hinter Frankreich, das sein Exportvolumen um 47 Prozent erhöhte.

"Ich denke, eine der größten Überraschungen ist immer noch, dass der
Rückgang der russischen Waffenverkäufe noch schneller war als erwartet", sagte
Wezeman zu der Entwicklung. Dies sei jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn es
stünden noch einige Geschäfte Russlands bevor - sofern es diese rechtzeitig
erfüllen oder die Rüstungsgüter überhaupt produzieren könne. Dennoch: "Es ist
schon bemerkenswert, zu sehen, dass Russland so tief und so schnell gefallen
ist, und das wiederum führt zu der dominierenden Rolle des Westens bei der
Bewaffnung der Welt", so der Experte.

Während Russland 2019 wichtige Waffen in 31 Staaten exportierte, waren es im vergangenen Jahr nur noch 12. Mit 11 Prozent am weltweiten Exportvolumen
rangiert Russland damit auf Platz drei hinter Frankreich - mit zehn
Prozentpunkten weniger als im vorherigen Vergleichszeitraum. Die drei größten
Abnehmer russischer Waffen sind dabei Indien, China und Ägypten.

Die USA blieben unangefochten auf Platz eins der Exporteure: Im Zeitraum
2019 bis 2023 belieferte sie 107 Staaten. Das sind mehr als in jedem anderen
Fünfjahreszeitraum zuvor und weit mehr als jeder andere Waffenexporteur. Ganze
42 Prozent der weltweiten Waffenlieferungen gehen auf den Großlieferanten zurück
- ein globaler Anstieg um 8 Prozentpunkte zum vorherigen Vergleichszeitraum.
Gefolgt von Frankreich, Russland, China und Deutschland auf dem fünften Platz
der weltweiten Waffenlieferanten - alle zusammen machten etwa 75 Prozent der
gesamten Waffenexporte aus.

Ukraine weltweit weit vorn bei Rüstungsimporten

Mindestens 30 Staaten lieferten der Ukraine nach der russischen Invasion im
Februar 2022 große Mengen an Rüstungsgütern, meist in Form von Militärhilfe. Die
Ukraine war im Jahr 2023 folglich der mit Abstand größte Waffenimporteur der
Welt. Die USA lieferten 39 Prozent der ukrainischen Waffenimporte, gefolgt von
Deutschland (14 Prozent) und Polen (13 Prozent). Mit Blick auf den gesamten
Zeitraum 2019 bis 2023 landeten die Ukrainer auf Platz vier der weltweiten
Waffenimporteure, gleich hinter Indien, Saudi-Arabien und Katar.

Die Sipri-Daten beziehen sich auf das Volumen der Waffenlieferungen, nicht
auf deren finanziellen Wert. Da das Volumen von Jahr zu Jahr je nach
Auftragslage stark schwanken kann, legt das unabhängige Institut den Fokus
eigentlich auf Fünfjahreszeiträume statt auf Einzeljahre. Bei der Ukraine
machten sie kriegsbedingt jedoch eine Ausnahme.

Deutscher Rüstungsmarkt noch immer hoch im Kurs

Weiter gehört Deutschland zu den "Big Five" der Waffenindustrie. In dem
Fünfjahreszeitraum sanken die deutschen Rüstungsexporte um 14 Prozent im
Vergleich zu 2014 bis 2018. Der Anteil der deutschen Waffenexporte machte 5,6
Prozent des weltweiten Gesamtvolumens aus. Für Israel gehörte Deutschland mit 30
Prozent der Waffenimporte des Landes hinter den USA (69 Prozent) zu den größten
Lieferanten. Auch für die Ukraine zählt Deutschland zu den zwei größten
Herkunftsländern ihrer Waffenimporte.

"Normalerweise sprechen wir nicht über den Jahresvergleich, aber es ist
bemerkenswert zu sehen, dass insbesondere im letzten Jahr die deutschen
Waffenexporte einen jährlichen Höchststand erreicht haben, der deutlich über dem
der Vorjahre liegt", sagte Forscher Wezeman. Das könne darauf hindeuten, dass
die deutschen Waffenexporte auch in den kommenden Jahren weiter steigen
werden./mee/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BOEING CO. DL 5 850471 Xetra 160,000 31.05.24 14:36:54 -0,200 -0,12% 159,260 159,560 159,780 160,200
NORTHROP GRUMMAN DL 1 851915 Xetra 411,200 31.05.24 14:33:52 -0,700 -0,17% 408,400 416,600 413,500 411,900
RHEINMETALL AG 703000 Xetra 529,400 31.05.24 15:24:45 +12,800 +2,48% 529,200 529,400 517,200 516,600
RTX CORP. -,01 A2PZ0R Xetra 97,740 31.05.24 13:51:24 +0,200 +0,21% 97,110 97,450 97,550 97,540
HENSOLDT AG INH O.N. HAG000 Xetra 37,580 31.05.24 15:24:02 +0,780 +2,12% 37,540 37,600 36,960 36,800

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