20.05.2024 07:04:59 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Ein zweites 2006? Das planen die Städte in Sachen Public Viewing

BERLIN (dpa-AFX) - Rudelkucken. Auf prall gefüllten Plätzen in der
schwarz-rot-goldenen Masse mitfiebern, jubeln, verzweifeln: Das Public Viewing
mit teils Zehntausenden Zuschauern war ein riesiger Hype während der Heim-WM
2006, dem "Sommermärchen". Wie wird das bei der EM 2024? Zumindest rechtlich ist
der Weg frei: Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin einer Verordnung der
Bundesregierung zu, die Public-Viewing-Veranstaltungen im Freien auch bis in die
Nachtstunden möglich macht. Doch vier Wochen vor EM-Start zeichnet sich ab, dass
etliche Marktplätze diesmal leer bleiben dürften.

Berlin

In der Hauptstadt soll es wieder rund gehen: Für die große Fanmeile am
Brandenburger Tor wurde extra Kunstrasen verlegt und ein riesiges Fußballtor
aufgebaut. TV-Sender werden immer wieder vom dortigen Public Viewing berichten.
Dazu gekommen ist in diesem Jahr eine zweite Fanmeile auf der Wiese vor dem
Reichstag. Dort soll es auch an Tagen ohne Fußball oder ohne deutsche
Beteiligung ein großes Unterhaltungsprogramm mit Open-Air-Kino und Konzerten
geben. Insgesamt hoffen die Veranstalter für beide Bereiche an manchen Tagen auf
50 000 bis 100 000 Menschen. Außerdem wird die EM natürlich in Biergärten und
Kneipen, manchen Strandbädern und auch in einem Klettergarten übertragen.

Baden-Württemberg

Hier halten sich die Großstädte beim offiziellen Public Viewing sehr zurück. Lediglich Stuttgart, Ausrichter von fünf EM-Spielen, bietet ein umfangreiches
Programm. Das Public Viewing auf dem zentralen Schlossplatz hat eine Kapazität
von rund 30 000 Menschen. Bereits bei der WM 2006 war Stuttgart Ausrichter
mehrerer Spiele - auf dem Schlossplatz verfolgten damals regelmäßig bis zu 50
000 Menschen die Übertragungen. Fehlanzeige dagegen bei den anderen Kommunen im
Südwesten: Freiburg, Karlsruhe Konstanz, Ulm, Mannheim - alle wollen kein
städtisches Public Viewing organisieren.

Bayern

München plant zur Fußball-EM eine Fan-Zone im Olympiapark für 30 000
Menschen. Diese können die Spiele dann auf einer 120 Quadratmeter großen
Leinwand im Olympiasee verfolgen. Während der WM 2006 fand das große Public
Viewing im Olympiastadion statt. "Wir rechnen insgesamt schon mit einer
ähnlichen Anzahl an Menschen, die die Spiele verfolgen werden", sagte ein
Stadtsprecher. Wegen Umbaumaßnahmen sei im Stadion aber kein Public Viewing
geplant.

"Vonseiten der Stadt Nürnberg gibt es zur EM 2024 kein Public Viewing
- anders als 2006, als Nürnberg Ausrichterstadt der WM war", sagt die
Stadt. Allerdings sei ein Event eines privaten Veranstalters am Flughafen
geplant. In Augsburg, wo 2006 bis zu 5000 Menschen die Spiele auf dem
Rathausplatz verfolgten, wird es laut Stadt keine großen Public Viewings geben.

Brandenburg

Kein Public Viewing etwa in Potsdam, ein größeres dagegen in Frankfurt
(Oder): Bei den Halbfinals und dem Finale rechnet die Stadt mit bis zu 8000
Menschen auf dem Brunnenplatz. Eingebettet ist dies in das Stadtfest, beide
Events sollen gemeinsam in deutsch-polnischer Freundschaft gefeiert werden.

Bremen

Hier gucken Public-Viewing-Fans zunächst in die Röhre. Das Endspiel wird
dann aber auf einer großen Leinwand übertragen. Mit Blick auf den Werfthafen
soll an der Seebühne an der Waterfront das Spiel auf drei Bildschirmen gezeigt
werden. Darüber hinaus sind nach Angaben des Bremer Wirtschaftsressorts keine
öffentlichen Public Viewings geplant. Zwar würde der Senat das grundsätzlich
begrüßen, doch die Stadt wolle nicht selbst als Veranstalterin auftreten. Bisher
habe es keine Bewerbungen für ein Public Viewing gegeben.

Hamburg

In der Hansestadt startet am 14. Juni das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld. Hier werden alle 51 Spiele live auf mehreren Bildschirmen gezeigt. Darüber
hinaus öffnet an 15 Spieltagen das Gelände für das große Public Viewing, wo alle
gemeinsam feiern können. Auf einem 100 Quadratmeter großen Screen werden hier
alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft, die fünf Spiele im Hamburger
Volksparkstadion sowie alle Spiele der Finalrunde übertragen.

Hessen

Am Mainufer in Frankfurt wird eine 1,4 Kilometer lange Fan-Zone mit
schwimmender Leinwand errichtet, die Zone soll Platz für 30 000 Menschen bieten.

Mecklenburg-Vorpommern

Am "Fußballstrand" von Heringsdorf dürften von Mitte Juni an wieder viele
Fans mit der deutschen Mannschaft mitfiebern. Am Strand an der Seebrücke werden
alle deutschen Spiele, weitere ausgewählte Spiele sowie die Achtel-, Viertel-
und Halbfinals und das Finale gezeigt. Man sei auch bemüht, die Spiele der
polnischen Nationalmannschaft zu zeigen, hieß es.

Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine war der ZDF-Fußballstrand an der
Heringsdorfer Seebrücke auf Usedom Dreh- und Angelpunkt der
Live-Berichterstat­tung. Damals moderierten Katrin Müller-Hohenstein und Oliver
Kahn hier fürs ZDF und schalteten von Heringsdorf aus zu den Spielorten.

Niedersachsen

Hier sind bislang keine größeren Public Viewings geplant. In Oldenburg heißt es: "Die Stadt selbst plant kein Public Viewing, es gibt aber Gespräche mit
einem externen Veranstalter."

Nordrhein-Westfalen

An den vier Spielorten in NRW gibt es spezielle Fanzonen und mindestens eine offizielle Public-Viewing-Area. Hier werden alle Spiele gezeigt, die in der
jeweiligen Stadt stattfinden, sowie alle Spiele der deutschen
Nationalmannschaft. Je nach Location sind auch zusätzliche Übertragungen
möglich.

In Dortmund soll es eine Fanzone am Friedensplatz mit der Übertragung aller
EM-Spiele geben sowie ein Public Viewing im Westfalenpark mit der Übertragung
aller deutschen Spiele sowie aller Spiele aus dem Dortmunder Stadion.

Düsseldorf plant ein Public Viewing am Rheinufer für rund 7800 Fans, mit
Übertragung aller deutschen Spiele sowie aller Spiele aus der Düsseldorfer
Arena.

In Köln ist ist ein Public Viewing am Tanzbrunnen zu den Spielen der
deutschen Mannschaft sowie zu allen Spielen in Köln für bis zu 12 500 Menschen
geplant. Bei der WM 2006 hatte es in Köln letztendlich eine Kapazität von über
65 000 gegeben.

Gelsenkirchen plant eine Fanzone und ein Public Viewing im Amphitheater für
je 6000 Zuschauer. Keine zentral organisierten Public Viewings planen Duisburg,
Essen, Wuppertal, Bielefeld, Bochum, Bonn und Münster.

Sachsen

Einziger EM-Spielort in Sachsen ist Leipzig, und auch nur dort wird es eine
große Fan-Zone geben. Sämtliche Spiele werden auf zwei Leinwänden übertragen, so
können vor dem Opern- und dem Gewandhaus bis zu 15 000 Menschen mitfiebern. Die
Zone hat an allen 31 Turniertagen geöffnet und die Fans erwartet ein
Rahmenprogramm mit Riesenrad und Musik. So tritt am 29. Juni die Band
LaBrassBanda auf, am Finaltag der Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn. Die Städte
Dresden und Chemnitz planen keine größeren Public Viewings.

Sachsen-Anhalt

Auch hier werden nur wenige Städte eigene Public Viewings anbieten. Die
meisten Städte und Kommunen setzen auf private Initiativen. "In der
Vergangenheit haben sich die vielfältigen Public-Viewing-Angebote durch private
Dritte sehr bewährt", so etwa die Stadt Halle.

Schleswig-Holstein

Hier hat das Innenministerium nach eigenem Bekunden noch keine
abschließenden Informationen über Anzahl, Ort und Größe der Veranstaltungen im
Land: "Erfahrungsgemäß hängen diese auch vom Turnierverlauf ab."

Thüringen

Auf schwarz-rot-goldene Fahnenmeere und massenhaftes EM-Gucken müssen
Fußballfans zumindest in größeren Thüringer Städten eher verzichten. Die Städte
Erfurt, Jena, Gera und Weimar planen keine Fanmeilen einzurichten oder
Großleinwände aufzustellen. Zu den Finalspielen der WM 2006 waren auch in
Thüringer Städten Tausende Menschen auf zentralen Plätzen zusammengekommen. In
Erfurt stand etwa eine große Leinwand auf dem Domplatz. Nun sagt eine
Stadtsprecherin: "Damals war die Euphorie noch eine andere."/mda/DP/zb

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