20.05.2024 07:04:39 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Sonne, Mond, Sterne im Juni: Ein Rinderhirte beherrscht den Himmel

STUTTGART (dpa-AFX) - Im Juni steht der Bootes mit dem hellen, rötlichen
Stern Arktur unübersehbar hoch im Süden. Der Ochsentreiber oder Rinderhirt
beherrscht die Himmelsszene. Er gilt als Leitsternbild des Frühsommers. Der
Große Wagen hat die Mittagslinie überschritten und befindet sich im Abstieg. Die
Römer sahen in den sieben Wagensternen sieben Dreschochsen, die von Bootes um
den Polarstern getrieben werden.

Am Osthimmel kündigt sich die heiße Jahreszeit an. Das Sommerdreieck ist
bereits vollständig aufgegangen. Es setzt sich aus den hellsten Sternen dreier
Sternbilder zusammen, nämlich der bläulichen Wega in der Leier, dem Schwanzstern
Deneb im Schwan und dem bläulich-weißen Atair im Adler. Wega und Arktur sind die
beiden hellsten Sterne des Nordhimmels.

Ein wenig nordöstlich vom hellen Arktur stößt man auf einen markanten
Halbkreis von Sternen. Er stellt das Sternbild Nördliche Krone dar. Der etwas
hellere Stern im Halbkreis wird Gemma genannt, der funkelnde Edelstein in der
Krone.

Der Sage nach erhielt der griechische Held Theseus die Krone von der
Meeresgöttin Amphitrite für die Tötung des Minotaurus auf Kreta geschenkt, dem
jährlich sieben Jungfrauen und sieben Knaben geopfert werden mussten. Theseus
befreite Kreta vom Untier, das in einem Labyrinth hauste. Mit Hilfe des Fadens
der Ariadne gelang ihm die Rückkehr aus dem Labyrinth.

Die Westhälfte des Firmaments wird noch von den Frühlingssternbildern
geprägt. Weit im Westen bereitet sich der Löwe mit Jupiter auf seinen Untergang
vor. Den Platz im Südwesten nimmt das Sternbild Jungfrau ein, mit dem bläulichen
Hauptstern Spica. Tief im Süden passiert gerade die Waage die Mittagslinie.
Östlich der Waage stößt man auf den Skorpion und den Schlangenträger.

Nach wie vor fehlen am Abendhimmel helle Planeten. Erst in der zweiten
Nachthälfte taucht Saturn am Osthimmel auf. Der Ringplanet hält sich zurzeit im
Sternbild Wassermann auf. Während des Monats nimmt die Saturnhelligkeit ein
wenig zu. Als zweiter heller Planet am Morgenhimmel ist Mars zu nennen. Der
rötliche Planet wandert durch das Sternbild Fische und wechselt am 10. in den
Widder.

Auch Mars nimmt leicht an Helligkeit zu. Am 1. geht Mars um halb vier Uhr
morgens auf, Ende Juni schon eine Viertelstunde nach zwei Uhr. Auf der
Nordhalbkugel des Mars beginnt am 7. der Winter. Venus eilt der Sonne nach und
verschwindet am 4. hinter der Sonne, es kommt zu einer Venusbedeckung durch die
Sonne. Sie befindet sich somit am Taghimmel und bleibt nachts unbeobachtbar
unter dem Horizont. Im August beginnt Venus ihre Abendsternperiode. Auch der
flinke Merkur zeigt sich im Juni nicht.

Jupiter erscheint ab Mitte Juni am Morgenhimmel. Er wandert durch das
"Goldene Tor der Sonnenbahn" im Sternbild Stier. Wenn Jupiter aufgeht, hat die
Morgendämmerung bereits begonnen. Um ihn in der zunehmenden Morgenhelle zu
entdecken, kann ein Fernglas helfen.

Neumond tritt am 6. um 14.38 Uhr ein. Vier Tage vorher befindet sich unser
Nachbar im All mit 368 102 Kilometer in Erdnähe, während er am 14. mit 404 076
Kilometer seinen erdfernsten Bahnpunkt passiert. Die Vollmondposition wird am
22. um 3.08 im Sternbild Schütze erreicht. In der Nacht vom 27. auf 28. zieht
der abnehmende Halbmond knapp nördlich an Saturn vorbei.

Die Sonne erklimmt am 20. exakt um 22.51 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn.
Der Sommerpunkt liegt im Sternbild Stier an der Grenze zu den Zwillingen. Er ist
identisch mit Beginn des Tierkreiszeichens Krebs, weshalb man auch vom
Wendekreis des Krebses spricht. Nach Passieren des Krebspunktes sinkt die Sonne
wieder zum Himmelsäquator hinab. Die Sommersonnenwende gilt als Beginn des
astronomischen Sommers mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres.

Auf der Sonne ist gegenwärtig einiges los. Man beobachtet riesige
Fleckengebiete, ein Zeichen von gewaltigen Sturmgebieten. Die Sonnenphysiker
sprechen von aktiver Sonne. Dabei kommt es zu gewaltigen Eruptionen, bei denen
Plasmawolken ins Weltall geschleudert werden. Ein solches Plasma setzt sich aus
elektrisch geladenen Teilchen zusammen, vornehmlich Protonen, Alphateilchen und
Elektronen.

Treffen solche Plasmawolken die Erde, kommt es zu Wechselwirkungen mit dem
irdischen Magnetfeld. Enorme geomagnetische Stürme sind die Folge. Sie rufen
nicht nur Polarlichter hervor, wie sie vor einigen Tagen zu beobachten waren,
sondern stellen vor allem für elektronische Bauteile eine Gefahr dar. Von
Satellitennavigation bis zu Trafostationen kann es zu Ausfällen kommen, wie
schon häufig zu registrieren war.

Der renommierte Sonnenforscher Eugene Parker (1927-2022) hat die Begriffe
"Weltraumwetter" und "Sonnenstürme" geprägt. Während der Sonnenwind permanent
weht, schwillt er bei aktiver Sonne zu Orkanen an./fm/DP/zb

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