10.05.2024 21:39:50 - dpa-AFX: US-Regierung beobachtet russischen Angriff bei Charkiw mit Sorge

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Regierung beobachtet den neuen russischen
Großangriff nahe der ukrainischen Millionenstadt Charkiw mit Sorge. "Wir haben
damit gerechnet, dass Russland eine Offensive gegen Charkiw starten würde, und
diese scheint nun begonnen zu haben", sagte der Kommunikationsdirektor des
Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag. In den Monaten nach dem
Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine habe Russland bereits
verzweifelt versucht, die Stadt einzunehmen, was nicht gelungen sei. "In der Tat
war es vor allem das Scheitern der Einnahme Charkiws, das Herrn Putin dazu
veranlasste, seine Truppen über die Grenze zurückzuziehen", sagte Kirby weiter
mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das aktuelle Vorgehen
des russischen Militärs dort sei daher "sehr interessant und sicherlich
besorgniserregend".

Die US-Regierung habe sich eng mit der Ukraine abgestimmt, um sie bei den
Vorbereitungen zu unterstützen. Es sei nun entscheidend, dass die neuen
Militärhilfen aus den USA möglichst schnell auf dem Schlachtfeld in der Ukraine
ankämen.

Russische Truppen hatte am Freitag einen Angriff auf die ukrainische Stadt
Wowtschansk gestartet. Sie liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Charkiw an
der Grenze zu Russland. Für die ukrainische Armee bedeutet die Offensive ein
weiteres Problem an der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden,
nachdem sie zuletzt schon bei Bachmut und Awdijiwka zurückgedrängt wurde. Den
Verteidigern fehlen immer noch Waffen und Munition, nachdem innenpolitischer
Streit in den USA über Monate einen regelmäßigen Nachschub an militärischer
Ausrüstung aus den USA verhindert hatte.

Mittlerweile sind neue milliardenschwere Hilfen beschlossen, und die
US-Regierung hat bereits mehrere große neue Militärpakete auf den Weg gebracht -
das jüngste am Freitag. Doch Russland versuche, die Zeit bis zum Eintreffen
dieser Waffen an der Front auszunutzen, sagte der Kommandeur des ukrainischen
Heeres, Olexander Pawljuk, der britischen Zeitschrift "Economist".

Kirby beklagte ebenfalls, die monatelange Verzögerung neuer Hilfen durch den US-Kongress habe den Russen Vorteile verschafft und taktische Fortschritte
beschert. Die Ukraine werde Zeit brauchen, um die Initiative zurückzugewinnen.
"Es ist möglich, dass Russland in den kommenden Wochen weitere Vorstöße macht,
aber wir rechnen nicht mit großen Durchbrüchen", sagte er. "Und mit der Zeit
wird der Fluss der US-Hilfe die Ukraine in die Lage versetzen, diese Angriffe im
Laufe des Jahres 2024 abzuwehren."/jac/DP/he

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