23.05.2024 13:22:31 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: DLRG rettet so viele Menschen wie zuletzt vor 40 Jahren

POTSDAM/BAD NENNDORF (dpa-AFX) - Die Rettungsschwimmer der DLRG haben im
vergangenen Jahr besonders viele Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Mindestens
378 Menschen konnten sie allerdings nicht mehr helfen - sie ertranken.

2023 seien 870 Menschen aus dem Wasser gerettet worden - nach 836 ein Jahr
zuvor, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit Sitz im
niedersächsischen Bad Nenndorf am Donnerstag in Potsdam mit. Mehr Menschen
wurden zuletzt 1983 vor dem Ertrinken bewahrt, damals waren es 1100. "Wir haben
deutlich mehr Menschen gerettet als es Ertrunkene gab", sagte DLRG-Präsidentin
Ute Vogt. Insgesamt retteten die Helfer sogar 1120 Menschen das Leben -
einschließlich der Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzinfarkten am
Strand oder auch abseits des Strandes. Ein Jahr zuvor waren es 1307.

Im Februar hatte die DLRG bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr 378
Menschen ertrunken waren - 2022 wurden noch 355 tödliche Badeunfälle gezählt.
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ist nach eigenen Angaben die größte
Wasserrettungsorganisation der Welt - und die Nummer eins in der Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Die Lebensretter zählen über 607 000
Mitglieder. Knapp die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.

Die meisten Lebensrettungen gab es im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg
- 185 Menschen wurde dort das Leben gerettet. Dahinter lag Schleswig-Holstein
mit 146 Lebensrettungen vor Bayern (132) und Niedersachsen (125). Die meisten
Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer wiederum waren in Nordrhein-Westfalen
(9828) im Einsatz, gefolgt von Niedersachsen (9438) und Baden-Württemberg
(8017).

Gefragt waren die Wasserretter in vielen schwierigen Lagen - sie kamen
bundesweit auf rund 61 000 Hilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene. In weiteren knapp 4000 Fällen sicherten sie etwa gekenterte
Segelboote oder halfen Tieren in Not. Im Einsatz waren die Lebensretter in mehr
als 1200 Schwimmbädern und an über 1100 Freigewässern, darunter auch viele
Strände an Nord- und Ostsee.

"Zur Wahrheit gehört aber auch, dass etliche Schwimmbäder über
Personalmangel klagen, zahlreiche Gewässer weiter unbewacht sind und die
Freiwilligen inzwischen weniger Zeit für ihr Ehrenamt aufbringen können", mahnte
Vogt.

Allein an den deutschen Küsten achteten zwischen Anfang Mai und Ende
September 2023 rund 6000 DLRG-Rettungsschwimmer darauf, dass die Menschen sicher
baden konnten. "Die Küste an sich ist sicher", sagte Achim Wiese vom
DLRG-Bundesverband. Bundesweit waren fast 49 000 Rettungsschwimmer im Einsatz -
gut 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

"Auch für die anstehende Badesaison stehen die Vorzeichen gut", betonte
Vogt. Denn: Viele Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer wurden im vergangenen
Jahr ausgebildet. Beim Rettungsschwimmabzeichen in Silber gab es demnach 45 525
erfolgreiche Prüfungen, 2022 waren es nur 43 304. Damit hätten so viele Menschen
die für die Badeaufsicht erforderliche Qualifikation erworben wie seit zehn
Jahren nicht, sagte Vogt. Ein langjähriges Hoch gab es auch bei den Kindern, die
mit dem Abzeichen Juniorretter in die Ausbildung zum Rettungsschwimmer
einstiegen - es waren im vergangenen Jahr 8459.

Für ihre Arbeit forderte die DLRG mehr Unterstützung: "Unsere Einsatzkräfte
haben über den Jahreswechsel im Hochwassereinsatz wieder einmal gezeigt, dass
auf sie in Katastrophenlagen Verlass ist", sagte Vogt. "Ihr Wert wird seitens
der öffentlichen Hand aber weiterhin nicht ausreichend anerkannt." Allein in
Niedersachsen hätten sich landesweit mehr als 1500 Wasserretter der DLRG
beteiligt, sie hätten Deiche an Aller, Leine und anderen Flüssen gesichert.

Der Verband hatte zuvor schon die ungleiche Behandlung von staatlichen und
privaten Helfern beklagt: Demnach haben ehrenamtliche Kräfte von
Hilfsorganisationen anders als Freiwillige von Feuerwehr und Technischem
Hilfswerk nicht immer den nötigen Versicherungsschutz und kein Recht auf
Freistellung durch den Arbeitgeber.

Mehr Einsatz auf allen politischen Ebenen mahnte der Verband zudem beim
Erhalt der Bäder in Deutschland an. Mindestens jede fünfte Grundschule könne
mangels eines erreichbaren Schwimmbades keinen Schwimmunterricht anbieten,
kritisierte Vogt. "Gut jedes zweite Bad ist sanierungsbedürftig. Da kann man
sich leicht ausmalen, wie schnell das Problem noch größer werden kann", sagte
sie.

Die Mehrheit der Kinder dürfte denn auch am Ende der Grundschulzeit nicht
sicher schwimmen können, urteilte die DLRG. Immerhin: In der Schwimmausbildung
seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht mehr spürbar, im vergangenen
Jahr hätten die Prüfer fast 95 000 Schwimmabzeichen abgenommen - 20 Prozent mehr
als ein Jahr zuvor./tst/DP/ngu

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