21.05.2024 15:49:27 - dpa-AFX: POLITIK: Spanien zieht nach Eklat Botschafterin aus Argentinien ab

MADRID (dpa-AFX) - Nach dem diplomatischen Eklat beim Besuch des
argentinischen Präsidenten Javier Milei am Wochenende in Madrid hat die linke
Regierung Spaniens ihre Botschafterin in Buenos Aires abgezogen. "Die Situation
hat sich nicht geändert, und ich kündige daher an, dass wir unsere Botschafterin
in Buenos Aires abziehen. Die Botschafterin bleibt definitiv in Madrid", sagte
Außenminister José Manuel Albares am Dienstag vor Journalisten.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung der spanischen Rechtspopulisten (Vox) zur
Europawahl hatte der ultraliberale Milei am Sonntag in Madrid den spanischen
Ministerpräsidenten Pedro Sánchez scharf attackiert und die Frau des
Sozialisten, Begoña Gómez, als "korrupt" bezeichnet. Sánchez rief daraufhin die
Botschafterin zunächst zu Konsultationen nach Madrid zurück und forderte vom
argentinischen Präsident eine "öffentliche Entschuldigung".

Milei lehnte aber nicht nur jede Entschuldigung ab. Er setzte vielmehr seine Verbalattacken fort. "Die Sozialisten sind zu allem fähig. Das ist
diplomatischer Unsinn", sagte er am Dienstag im Interview der Zeitung "La
Nación". Milei will seinen Botschafter aber nicht zurückbeordern. "Wenn Pedro
Sánchez einen riesigen Fehler macht, werde ich nicht so blöd sein, den gleichen
Fehler zu begehen. Man muss Herrn Sánchez mal erklären, dass er nicht der Staat
ist, dass er nicht Spanien ist und sei Frau noch viel weniger."

Spanien wirft dem südamerikanischen Politiker, der sich als
"Anarchokapitalist" bezeichnet, unter anderem "Einmischung in die inneren
Angelegenheiten" und ein "Frontalangriff auf unsere Demokratie, auf unsere
Institutionen und auf Spanien" vor. Sánchez wies zudem auf die Gefahr hin, "die
diese rechtsextreme Internationale für Gesellschaften wie die unsere darstellt,
in denen die Demokratie auf den Säulen des wirtschaftlichen Fortschritts, der
sozialen Gerechtigkeit und des Zusammenlebens beruht." Respekt sei
unverzichtbar.

In Madrid war Milei wie ein Rockstar gefeiert worden. Die mehr als 10 000
Teilnehmer des Treffens begeisterte er mit Aussagen wie Sozialismus führe "zu
Sklaverei oder Tod" oder soziale Gerechtigkeit sei "immer ungerecht". Mit von
der Partie waren zahlreiche hochrangige Politiker auch aus dem Ausland, darunter
die Französin Marine Le Pen, der Portugiese André Ventura und auch der
israelische Minister für soziale Gleichheit, Amichai Chikli. Die italienische
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schaltete sich per Video zu und Ungarns
Regierungschef Viktor Orbán schickte eine Botschaft./er/DP/ngu

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