19.05.2024 14:53:04 - dpa-AFX: UNRWA-Chef: Rund 800 000 Menschen haben Rafah verlassen

GENF (dpa-AFX) - Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes in Rafah vor
knapp zwei Wochen haben nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) rund
800 000 Menschen die Stadt im Süden des Gazastreifens verlassen. Erneut sei fast
die Hälfte der Bevölkerung von Rafah auf der Straße, da diese Menschen mit
Beginn der israelischen Militäroperation in dem Gebiet am 6. Mai zur Flucht
gezwungen worden seien, schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini, am Samstagabend
auf der Plattform X. In Rafah will die israelische Führung nach eigenen Angaben
die letzten dort vermuteten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen.

Verbündete wie die USA haben Israel wiederholt vor einem großangelegten
Angriff auf die Stadt an der Grenze zu Ägypten gewarnt, weil sich dort
Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten. Israel hält aber
an seinen Angriffsplänen für Rafah fest. Dort hatten bis zum Beginn der
israelischen Militäroperationen in dem Gebiet rund eine Million Menschen Schutz
vor Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht. Die israelische Armee war vor knapp
zwei Wochen von Osten auf die Stadt vorgerückt und hat dort bereits unter
anderem eine Raketenabschussstellung der Islamisten zerstört.

Lazzarini schrieb weiter, die Menschen hätten auf die israelischen
Evakuierungsaufforderungen reagiert und seien in sogenannte sichere Zonen in der
Mitte des abgeriegelten Küstenstreifens und nach Chan Junis gegangen. Allerdings
gebe es in diesen Gebieten weder eine sichere Wasserversorgung noch sanitäre
Einrichtungen. Die Behauptung, die Menschen in Gaza könnten in "sichere" oder
"humanitäre" Zonen umziehen, sei falsch. "In Gaza gibt es keine sicheren Zonen."
Er forderte die Konfliktparteien auf, die Weiterleitung humanitärer Hilfe rasch
zuzulassen. "Vor allem ist es an der Zeit, sich auf einen Waffenstillstand zu
einigen."

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der
Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in
Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Israel reagierte mit
massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl
ziviler Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Küstengebiet steht
Israel international in der Kritik. Die israelische Regierung kritisiert das
UNRWA seit geraumer Zeit scharf und wirft ihm vor, im Gazastreifen von der Hamas
unterwandert zu sein./hme/DP/he

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