16.07.2024 12:44:48 - dpa-AFX: AUSBLICK: SAP hält dank neuer Software weiter Kurs - Anstiege erwartet

WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP
legt an diesem Montag (22. Juli) nach US-Börsenschluss die Zahlen für das zweite
Quartal vor.

DAS ERWARTET DER KONZERN:

SAP-Chef Christian Klein hat den Anlegern in Aussicht gestellt, dass es
dieses Jahr vor allem beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis
weiter schwungvoll nach oben geht. Der Umsatz mit Software zur Nutzung über das
Netz soll währungsbereinigt um 24 bis 27 Prozent zulegen.

Speziell mit der Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung wie Finanzen,
Warenwirtschaft und Prozessverbesserungen (ERP - Enterprise Resource Planning)
aus der Cloud hat sich Klein viel vorgenommen, um unter anderem den
US-Erzrivalen Oracle in diesem Bereich in Schach zu halten.

Insgesamt sollen die Produkterlöse um 8 bis 10 Prozent steigen, wenn
Währungseffekte ausgeklammert werden. Das ehemals angestammte Geschäft mit
Lizenzerlösen für vor Ort installierte Software steht bei den Walldorfern
hintan, weil Klein nur den Cloudanwendungen Zukunftschancen einräumt. Diese
sollen zugleich die Kunden stärker binden. Die eingeworbenen Abo-Verträge und
Buchungen für die Cloud stehen daher regelmäßig im Blick der Investoren als
Gradmesser für künftiges Wachstum.

Die erhöhten Investitionen der früheren Jahre sollen 2024 Früchte tragen und das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis noch stärker nach oben
treiben als bereits im Vorjahr. Dieses Ergebnis will SAP währungsbereinigt um 17
bis 21 Prozent steigern. Die operative Marge dürfte daher weiter zulegen.

SAP rechnet die Kosten für aktienbasierte Vergütungen der Beschäftigten
nicht mehr aus dem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern heraus. Das
könnte für Schwankungen beim operativen Ergebnis sorgen. Der Kostenblock ist bei
SAP ein großer Posten: Im vergangenen Jahr waren es 2,2 Milliarden Euro.

Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie gut ein Drittel zugelegt, was
entsprechend für Mehrkosten sorgen könnte. Da mehr und mehr der
Vergütungsansprüche über tatsächliche Aktien abgegolten werden sollen und nicht
mehr in bar, dürften sich die Schwankungen bei dem Posten künftig jedoch
reduzieren. SAP hat in jüngerer Zeit einige Aktien zurückgekauft, um die
Ansprüche zu bedienen.

Ein weiterer Faktor ist das zu Jahresbeginn verkündete Programm zum
Stellenabbau. Damit will Klein den Konzern stärker auf Programme rund um
Künstliche Intelligenz (KI) ausrichten und künftig auch deutlich sparen. 8000
der bisherigen Stellen fallen weg. Zwei Drittel der Betroffenen sollen das
Unternehmen über Vorruhestand und Abfindungen verlassen, der Rest könnte in
anderen Positionen bleiben. Der Umbau dürfte den Konzern mindestens 2,2
Milliarden Euro kosten, die bereits im ersten Quartal verbucht wurden. Der
Betrag könnte sich noch erhöhen, denn das Abfindungsprogramm ist beliebt - so
könnten noch mehr Stellen abgebaut werden als bisher gedacht.

In diesem Jahr rechnet SAP noch nicht mit nennenswerten Einsparungen bei den laufenden Kosten durch den Stellenabbau. 2025 aber soll eine Entlastung von rund
500 Millionen Euro greifen - obwohl SAP durch Neuanstellungen Ende 2024
insgesamt mit einer ähnlich hohen Mitarbeiterzahl rechnet wie zu Jahresbeginn
(107 602 Vollzeitbeschäftigte).

Die Mittelfristziele von Klein sehen dann für 2025 weitere Zuwächse vor.
Dann soll der Gesamtumsatz auf mehr als 37,5 Milliarden Euro klettern (2023:
31,2), davon aus der Cloud mehr als 21,5 Milliarden Euro (2023 fortgeführte
Geschäfte: 13,7). Das bereinigte operative Ergebnis plant SAP 2025 bei rund 10
Milliarden Euro ein (2023 angepasst: 6,5). Darüber hinaus hat SAP den Investoren
versprochen, das Umsatzwachstum bis mindestens ins Jahr 2027 beschleunigen zu
wollen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

SAP sollte auch im zweiten Quartal vom Lauf in der Cloud profitiert haben
und den Umsatz in der Sparte nach Meinung der Analysten um ein Viertel
gesteigert haben. Wegen des Rückgangs bei den Lizenzerlösen für fest
installierte Software läuft es damit den Experten zufolge auf ein Umsatzplus von
insgesamt 9 Prozent auf 8,25 Milliarden Euro hinaus. Das um Sondereffekte
bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird von den Fachleuten auf
1,81 Milliarden Euro taxiert und damit 24 Prozent über Vorjahr.

Das Potenzial für eine Beschleunigung des Umsatzwachstums werde immer noch
nicht ausreichend vom Markt gewürdigt, schrieb jüngst JPMorgan-Branchenexperte
Toby Ogg. Die Investoren fühlten sich dank des Umstiegs von Kunden auf neuere
Software bei SAP vergleichsweise wohl, während US-Rivalen aus dem weiteren
Branchenumfeld Gegenwind vom Wirtschaftsumfeld signalisiert hätten. Bei der vom
SAP-Management geäußerten Zuversicht für schnelleres Umsatzwachstum über 2027
hinaus seien viele Anleger seiner Auffassung nach jedoch skeptisch.

Für UBS-Analyst Michael Briest sticht SAP derzeit aus dem Branchenumfeld
heraus, weil das Unternehmen sich bildlich gesprochen "sein Wetter selbst
machen" könne. Er verwies auf Aussagen von Finanzchef Dominik Asam zur möglichen
Umwandlung bestehender herkömmlicher Wartungsverträge in Cloud-Abonnements.
Schon Ende des ersten Quartals seien zudem bis zu 85 Prozent des
Jahresumsatzziels durch Vertragszusagen gedeckt gewesen. Mit Änderungen am
Ausblick rechnet Briest derzeit jedoch nicht./men/lew/jha/
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