05.07.2024 17:35:17 - dpa-AFX: POLITIK: Gantz sichert Netanjahu Unterstützung für Waffenruhe-Deal zu

TEL AVIV (dpa-AFX) - Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz hat
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Hilfe zugesagt, sollten sich
israelische Verhandler in den kommenden Wochen bei indirekten Gesprächen mit der
Hamas auf eine Waffenruhe und einen Geiselaustausch einigen. Seine Partei der
Nationalen Einheit werde jede vernünftige Abmachung, die zur Rückkehr der von
den Islamisten verschleppten Geiseln führe, vollinhaltlich unterstützen, sagte
Gantz nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit Netanjahu.

Die Gespräche, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, traten lange Zeit auf der Stelle. In den nächsten Tagen soll nun aber eine neue
Verhandlungsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha starten, nachdem die Hamas
in einigen Punkten eines von Israel mitgetragenen Vermittlervorschlags
Flexibilität signalisiert hatte. Die Hamas fordert ein Ende des Kriegs und will
die Geiseln im Austausch gegen eine große Zahl palästinensischer Gefangener in
israelischen Haftanstalten freilassen.

In Israel geht die Befürchtung um, dass Netanjahu wie schon in früheren
Phasen der Verhandlungen seine Zustimmung zu einem Deal verweigert, weil er
Rücksicht auf seine ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartner nehmen
muss. Diese wehren sich gegen mögliche Zugeständnisse - wie etwa die Beendigung
des Gaza-Kriegs vor der restlosen Zerschlagung der Hamas - und drohen mit dem
Austritt aus der Koalition.

Netanjahus Angst vorm Platzen der Regierung

Die Zusicherung von Gantz, Netanjahu bei einem eventuellen Waffenruhe- und
Geisel-Abkommen zu unterstützen, stellt einen Versuch dar, den Regierungschef zu
beschwichtigen, sollten ihn seine Koalitionspartner verlassen. Ein Platzen des
Regierungsbündnisses würde allerdings früher oder später Neuwahlen nach sich
ziehen, bei denen Netanjahus Likud-Partei Umfragen zufolge keine guten Karten
hätte.

Gantz hatte zusammen mit anderen gemäßigten Politikern dem Kriegskabinett
angehört, das nach dem beispiellosen Massaker der Hamas am 7. Oktober des
Vorjahres gebildet worden war. Gantz und seine Mitstreiter verließen im Juni das
Kriegskabinett, weil sich Netanjahu weigerte, Planungen für die Zeit nach dem
Krieg im Gazastreifen voranzutreiben.

Bei dem Überfall auf den Süden Israels hatten Terroristen der Hamas und
anderer extremistischer Gruppen 1200 Menschen getötet und weitere 250 als
Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel vermutet noch etwa 120 Geiseln
dort, von denen aber etliche nicht mehr am Leben sein dürften./gm/DP/jha

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