15.07.2024 06:03:42 - dpa-AFX: SPORT: Experten rechnen mit Cyberangriffen auf Olympische Spiele

PARIS/HELSINKI (dpa-AFX) - Die Veranstalter der Olympischen Spiele in Paris
müssen sich auf verstärkte Cyberangriffe gefasst machen. Das geht aus einer
Studie des renommierten Cybersicherheit-Experten WithSecure aus Finnland hervor.
Der Bericht geht davon aus, dass aufgrund der geopolitischen Spannungen ein
erhöhtes Risiko im Vergleich zu früheren Olympischen Spielen besteht.

Als wahrscheinlichste Quelle der Cyberangriffe machen die Studienautoren
Russland aus. Dort seien gleich drei Gruppen motiviert, die Spiele zu stören.
Neben staatlichen Hackergruppen kämen hier auch private Aktivisten sowie
gewöhnliche Cyberkriminelle als potenzielle Angreifer infrage. Vor allem
staatliche Akteure verfügten über die Fähigkeit und den Vorsatz, die Olympischen
Spiele und den Ruf Frankreichs nachhaltig zu schädigen.

Nicht nur Russland gefährlich

In Paris dürfen Athleten aus Russland und Belarus wegen des russischen
Überfalls auf die Ukraine nur als "neutrale, individuelle Athleten" teilnehmen.
Die Athleten dürfen zudem keine Verbindung zum Militär besitzen, von der
Eröffnungsveranstaltung sind sie ausgeschlossen. Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron gehört in der westlichen Welt zu den entschiedensten Kritikern des
russischen Angriffskrieges.

WithSecure sieht aber nicht nur ein erhöhtes Risiko von Cyberangriffen aus
Russland. Auch andere staatliche Akteure wie China, Nordkorea und der Iran sowie
sonstige Hackergruppen und organisierte Cyberkriminelle außerhalb der Russischen
Föderation kämen als Angreifer infrage.

Es geht weniger um Lösegeld

Nach Einschätzung der Experten könnten die Angreifer zum einen versuchen, in die Netze der Veranstalter einzudringen und die Daten zu verschlüsseln, ähnlich
wie bei gängigen Cyberangriffen mit Erpresser-Software ("Ransomware"). Dabei
gehe es den Angreifern aber vermutlich weniger um ein Lösegeld. Vielmehr stehe
die Störung des Ablaufs der Spiele im Vordergrund.

Private Hacktivisten, die sich typischerweise in Telegram-Kanälen
organisieren, hätten sich dagegen auf sogenannte Denial-of-Service-Angriffe
spezialisiert. Dabei werden Webseiten massenhaft mit Anfragen überschüttet, bis
die Server in die Knie gehen. WithSecure rechnet hier aber nicht nur mit
Aktivisten aus Russland. In diesem Bereich seien auch pro-ukrainische,
pro-palästinensische und pro-israelische Gruppen unterwegs.

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die Organisatoren vor allem das Kernnetz der Olympischen Spiele gut geschützt haben. Außerhalb des Kernnetzes sei es
jedoch realistisch, dass Hacker in der Lage sein werden, einige Netzwerkdienste
der Olympischen Spiele vorübergehend zu beeinträchtigen./chd/DP/zb

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