14.07.2024 01:36:22 - dpa-AFX: Zahl der Verbraucherbeschwerden über Post steigt kräftig

BONN (dpa-AFX) - Wegen verspäteter oder verlorener Briefe und Pakete haben
sich im ersten Halbjahr 2024 deutlich mehr Bürger über die Deutsche Post
beschwert als zuvor. Es seien 20.184 Post-Beschwerden eingegangen
und damit ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte die
Bundesnetzagentur der Nachrichtenagentur dpa mit.

Bei grob gesagt zwei Dritteln ging es um Briefe und bei einem Drittel um
Pakete, 88 Prozent der kritischen Wortmeldungen richteten sich gegen den
Marktführer DHL und seine Briefsparte Deutsche Post, der Rest bezog sich auf die
Wettbewerber. Bleibt das Beschwerdeniveau im zweiten Halbjahr so hoch, wären
Ende 2024 so viele Post-Beschwerden wie noch nie in einem Jahr bei der Bonner
Aufsichtsbehörde eingegangen.

Bußgelder bald möglich

Die Bundesnetzagentur kann hier bislang wenig machen - letztlich kann sie
nur mahnend den Zeigefinger heben und den Gelben Riesen zur Besserung
auffordern. Im Zuge der Postgesetz-Reform bekommt die Behörde aber bald ein
schärferes Schwert an die Hand, sie könnte dann Buß- und Zwangsgelder verhängen
und damit den Druck auf Bonner Logistikkonzern erhöhen.

Allerdings sieht besagte Reform auch vor, dass die Post bei der Beförderung
von Briefen weniger Zeitdruck hat. Bislang müssen 80 Prozent der heute
eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag da sein, künftig greift der erste
Pflichtwert erst am dritten Werktag nach Einwurf - dann müssen 95 Prozent da
sein. Das heißt also, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher künftig etwas
mehr in Geduld üben müssen als bisher.

Nur wenige Beschwerden gemessen an Postmenge

Die Beschwerdeanzahl zog im zweiten Halbjahr 2022 deutlich an, damals hatte
die Post mancherorts mit Personalengpässen zu kämpfen. Dann ergriff der Konzern
Maßnahmen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Nimmt man die
Beschwerdezahlen als Maßstab, ist das aber nicht entscheidend gelungen.

Allerdings ist der Anteil der Beschwerden gemessen an der Gesamtmenge
- allein bei DHL insgesamt 15 Milliarden Paketen und Briefen im Jahr
2023 - verschwindend gering.

Außerdem spielt wohl eine Rolle, dass die Beschwerdemöglichkeit mit den
Jahren bekannter wurde - die höheren Zahlen liegen also womöglich zumindest
teilweise daran, dass sich manch einer früher nicht an die Bundesnetzagentur
gewandt hat, weil er von dem Beschwerdekanal nichts wusste.

Reaktion von DHL

Als Reaktion auf die Halbjahreszahlen sagt ein DHL-Sprecher, dass die
Statistik aus Sicht des Konzerns nicht repräsentativ sei. "So haben viele der
Beschwerden, die uns da zugeordnet werden, nichts mit der Leistung der Deutschen
Post zu tun."

Viele Verzögerungen lägen beispielsweise daran, dass Briefsendungen von
Geschäftskunden, die unsere Wettbewerber in das Post-Netz eingespeist haben,
erst mit erheblicher Verzögerung an die Post übergeben worden seien. "Gleichwohl
ist jede Beschwerde eine zu viel und wir bedauern, wenn Kunden mit unserer
Leistung nicht zufrieden sind."

Verbraucher können sich nicht nur an die Netzagentur wenden, sondern auch
direkt an DHL. Der Firmensprecher berichtet davon, dass seine Firma im Mai und
Juni mehr Reklamationen bekommen habe als zuvor. Es habe zeitweise unerwartet
viele Paketsendungen gegeben und die Briefmengen seien im Rahmen der Europawahl
hoch gewesen, wodurch es zu Verzögerungen gekommen sei. Mancherorts seien zudem
recht viele Beschäftigte krank gewesen, was die Abläufe zeitweilig ebenfalls
verlangsamt habe./wdw/DP/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DEUTSCHE POST AG NA O.N. 555200 Frankfurt 35,990 13.08.24 18:05:47 -0,020 -0,06% 35,970 36,090 36,220 36,010

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