11.07.2024 15:55:53 - dpa-AFX: ROUNDUP: Forscher raten zu Lehren aus schweren Radunfällen auf Landstraßen

MÜNSTER (dpa-AFX) - Mit Tempo 90 erwischt der Kleinwagen den Radfahrer von
hinten. Der schleudert hoch in die Luft, seine Schuhe fliegen im hohen Bogen
seitlich weg. Das Rad bleibt rund 70 Meter weiter auf dem Asphalt liegen. In der
realen Welt wäre der Radfahrer tot. Bei dem gezeigten Crashtest der
Unfallforscher der Versicherer liegt die Puppe seltsam verkeilt auf der Straße.

Studienleiterin Kirstin Zeidler schaut schockiert von hinter der
transparenten Schutzwand auf das Szenario. "Das will man sich ja nicht in der
Realität vorstellen", sagt die Forscherin. Zuvor hat sie in Münster die Zahlen
einer Studie vorgestellt. In den vergangenen Jahren haben parallel zum
gestiegenen Anteil des Radverkehrs auch die schweren Unfälle mit Radfahrern auf
Landstraßen zugenommen.

Der Anteil der Radler am Verkehr ist demnach von 2002 bis 2017 um 37 Prozent gestiegen. Frischere Zahlen gibt es erst im Jahr 2026. Die Zahl der auf
Landstraßen getöteten Radfahrer ist seit 2013 um den gleichen Prozentsatz
angestiegen. Allein 2023 gab es 189 Tote auf Landstraßen und knapp 3000
Schwerverletzte.

Ein Drittel der Unfälle geschieht ohne Einwirkung anderer

Und überraschend: Bei rund einem Drittel der Verunglückten auf Landstraßen
passierte der Unfall ohne Einwirkung eines Dritten. Sprich: Hier stürzten die
Radler unglücklich über Kanten, hatten auf Schotter einen schlechten Untergrund
oder rutschen auf Laub weg. Dabei machte es bei der Unfallursache keinen
Unterschied, ob die Radler mit einem klassischen Zweirad unterwegs waren oder
auf dem E-Bike.

In 41 Prozent der Fälle waren Autos der Unfallgegner (41 Prozent) - in 59
Prozent davon verursachten die Autofahrer die Unfälle. 32 Prozent der Unfälle
passierten auf der freien Strecke. Autofahrer übersahen Radler im Schattenwurf
von Bäumen oder tief stehender Sonne und überproportional oft kam es in der
Dämmerung zu Unfällen. Und das überwiegend bei mehr als 70 Stundenkilometern.
Dieses Szenario sollte der Crashtest simulieren.

Viele Autofahrer schauen an Kreuzungen nicht in beide Richtungen

Bei Kreuzungen sind schlecht einsehbare Straßenverläufe oder überraschende
Vorfahrtsregelungen das Problem. Besonders schwierig ist es, wenn Radfahrer in
beiden Richtungen auf einem Radweg unterwegs sind. Der Autofahrer schaut oft nur
nach rechts - und übersieht den Radler von links. "Zu ihrem eigenen Schutz der
Radler sollte hier die Vorfahrtsregelung geändert werden", rät Zeidler.

Sie wünscht sich, dass der Gesetzgeber reagiert. So ist gesetzlich geregelt, dass innerorts nur schneller als 50 Kilometer pro Stunde erlaubt ist, wenn es
gleichzeitig einen von der Fahrbahn getrennten Radweg gibt. "Diese Regelung gibt
es für Landstraßen nicht. Das halten wir für falsch", sagt die Leiterin. Beim
Bau von neuen Bundesstraßen müsse bereits jetzt ein getrennter Radweg gebaut
werden. "Das wünschen wir uns auch für Landstraßen", sagt Zeidler.

Vorhandene Radwege müssen laut den Unfallforschern für die Sicherheit der
Radfahrer ausgebaut und die Oberflächen verbessert werden. Oft seien die
Radfahrer zwar aus Sicht der Polizei die Verursacher für einen Unfall. Aber es
gebe auch Gründe. An Kreuzungen müssen laut Forderung der Unfallforscher
deutlich mehr Ampeln oder sogar neue Unter- oder Überführungen gebaut
werden./lic/DP/men
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
ALLIANZ SE NA O.N. 840400 Frankfurt 260,500 31.07.24 17:19:43 -1,100 -0,42% 260,600 261,100 262,500 261,600
AXA S.A. INH. EO 2,29 855705 Frankfurt 32,570 31.07.24 17:16:16 -0,130 -0,40% 32,470 32,560 32,700 32,700
MUENCH.RUECKVERS.VNA O.N. 843002 Frankfurt 456,000 31.07.24 11:50:17 -1,700 -0,37% 455,300 456,500 458,600 457,700
GENERALI S.P.A. 850312 Frankfurt 23,910 31.07.24 15:26:46 +0,050 +0,21% 23,890 24,010 24,190 23,860
TALANX AG NA O.N. TLX100 Frankfurt 69,850 31.07.24 16:03:04 -0,550 -0,78% 70,100 70,550 70,500 70,400

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