17.06.2024 17:23:06 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP 2: Ukrainer enttäuschen gegen Rumänien

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MÜNCHEN (dpa-AFX) - Rumäniens ausgewechselter Kapitän Nicolae Stanciu tanzte schon vor dem Schlusspfiff wie wild geworden an der Seitenauslinie entlang und
animierte die Fans zu noch lauterem Jubel. Als dann der Schlusspfiff ertönte,
flossen Freudentränen. Torschütze Denis Dragus kletterte nach dem 3:0 (1:0) am
Montag gegen die Ukraine auf die Tribüne und umarmte weinend eine Frau mit
Kleinkind. Auf der ukrainischen Seite war der Schmerz in München groß, Top-Star
Mudryk blieb minutenlang auf dem Rasen sitzen, ehe er bitter enttäuscht zu den
Teamkollegen vor die Fankurve trottete.

"Wir haben einige individuelle Fehler und auch Teamfehler gemacht. Wir haben im Grunde genommen in allen Bereichen verloren", sagte Ukraine-Trainer Serhij
Rebrow. "Die Rumänen haben sehr diszipliniert verteidigt. Aber so ist die EM.
Wenn du Punkte holen willst bei der EM, musst du wirklich alles zeigen. Und das
haben wir heute nicht getan." Die schwierige Lage in seinem Heimatland wollte
Rebrow nicht als Ausrede gelten lassen: "Wir haben seit mehr als zwei Jahren mit
diesem mentalen Druck zu tun, und trotzdem sind wir hier, wir haben das
verstanden."

Nach einem Fehlpass von Real Madrids Torwart Andrij Lunin erzielte Stanciu
in der 29. Minute die Führung für die für ihre robuste Defensive bekannten
Rumänen. Vor 61.591 Zuschauern ließ Lunin dann einen Schuss von Razvan Marin
(53.) durchrutschen, ehe Denis Dragus (57.) gegen orientierungslose Ukrainer für
die frühe Entscheidung sorgte. Für die Rumänen war es insgesamt erst der zweite
Sieg bei einer EM, die Ukraine steht in Gruppe E dagegen vor dem frühen Aus.

Kein Extra-Push

Für die Ukrainer war es mehr als nur ein sportlicher EM-Auftakt. Schließlich wehrt sich das Land seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen
Angriffskrieg. "Wenn dich deine Frau um fünf Uhr morgens anruft, weil sie sich
mit deinen Kindern wieder im Bunker verschanzt hat, dann ist das psychologisch
extrem schwer zu verarbeiten", berichtete Mittelfeldspieler Heorhij Sudakow,
seit 2020 Profi bei Schachtar Donezk, von der extremen Belastung.

Von einem Extra-Schub bei den ukrainischen Fußballern, die mit um die
Schultern geknöpften Nationalflaggen in die Münchner Arena eingelaufen waren,
war erstmal jedoch nichts zu bemerken. Zwar begannen auch die Rumänen nervös,
doch so viele Fehler wie den Ukrainern unterliefen ihnen nicht.

Den folgenschwersten in den ersten 45 Minuten leistete sich Torwart Lunin.
Nach einem Rückpass von Mykola Matwijenko geriet er leicht in Bedrängnis und
spielte den Ball direkt in die Füße von Dennis Man. Der Offensivspieler aus
Parma bediente Kapitän Stanciu, der mit einer Direktabnahme aus 18 Metern die
Führung der Rumänen erzielte. Olexander Sintschenko vom FC Arsenal lief sofort
zu seinem bedröppelten Keeper und tröstete ihn.

Lunin leistet sich auch einen zweiten Fehler

Vor den Augen von Stürmer-Legende und Verbandsboss Andrij Schewtschenko
gelang der Ukraine weiter so gut wie nichts. Schewtschenkos ehemaliger
Teamkollege und jetzige Nationalcoach Serhij Rebrow ärgerte sich immer wieder an
der Seitenlinie. Vermutlich auch darüber, dass Chelseas 100-Millionen-Euro-Mann
Mychajlo Mudryk von seinen Mitspielern nicht effektiv in Szene gesetzt wurde.

Lunin hatte in der 39. Minute sogar Glück, als eine direkte Ecke von Stanciu nur an die Latte klatschte. Doch nach der Pause leistete sich Reals
Champions-League-Gewinner den nächsten folgenschweren Fehler, als er einen
Schuss von Razvan Marin aus etwa 20 Metern unter den Armen durchrutschen ließ.

Die Ukraine war nun komplett von der Rolle. Man spazierte nach einem Eckball durch die gegnerische Hintermannschaft, seine Vorlage verwandelte Dragus
unbedrängt zur Vorentscheidung. Für die Ukraine traf Roman Jaremtschuk kurz vor
dem Abpfiff nur die Latte./mom/DP/ngu

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