21.03.2024 10:40:59 - dpa-AFX: IPO/HINTERGRUND/Neue Douglas: Von der Seifenfabrik zur größten Parfümerie

DÜSSELDORF/ FRANKFURT (dpa-AFX) - Alles begann mit Seife: Der schottische
Einwanderer John Sharp Douglas gründete im Jahr
1821 in Hamburg eine Seifenfabrik. Es war der Anfang eines Unternehmens, das
heute zu den bekanntesten in Deutschland zählt. 1890 eröffnete die erste
Parfümerie Douglas am Hamburger Jungfernstieg. Seit Jahrzehnten hat die Kette,
die ihr Geld mit Düften und Kosmetik verdient, einen festen Platz in deutschen
Fußgängerzonen.

Nun hat das Unternehmen ein neues Kapitel in seiner Historie geschrieben.
Seit Donnerstag werden wieder Anteile von Douglas an der Börse gehandelt. Die
Aktie mit der Wertpapierkennnummer BEAU7Y - in Anspielung auf "Beauty" -
startete am Morgen an der Frankfurter Börse leicht unter dem Ausgabepreis mit
einem Kurs von 25,50 Euro. Zuvor hatten Unternehmenschef Sander van der Laan und
Finanzchef Mark Langer im Frankfurter Handelssaal unter dem Jubel der
Douglas-Beschäftigten die traditionelle Glocke geläutet.

Douglas war bereits von 1966 bis 2013 börsennotiert, dann hatten der
Finanzinvestor Advent und die Gründerfamilie Kreke das Unternehmen von der Börse
genommen, um Douglas neu auszurichten. Die neuen Aktien konnten bis Dienstag
gezeichnet werden. Die Nachfrage sei deutlich höher gewesen als das Angebot, wie
ein Unternehmenssprecher mitteilte. Der Douglas-Mehrheitseigner, der
Finanzinvestor CVC, und die Familie Kreke bleiben Hauptaktionäre, haben ihre
Beteiligung aber reduziert. Etwa 32,7 Millionen Aktien wurden neu ausgegeben.
Insgesamt werden knapp 32 Prozent des Unternehmens an die Börse gebracht. Der
Börsengang spült voraussichtlich rund 850 Millionen Euro in die Kasse.

Erst der zweite Börsengang in Frankfurt 2024

Was hat das alles für Folgen für Verbraucher? Douglas habe die Weichen für
die Zukunft erfolgreich gestellt, davon würden auch Kunden profitieren, sagt
Vorstandschef van der Laan etwas blumig. Tatsächlich dürfte sich der Börsengang
in der Fußgängerzone nicht spürbar auswirken. "Für Konsumenten wäre es natürlich
spannend, wenn es neue oder bessere Produkte gibt, oder sich am Einkaufserlebnis
in den Filialen etwas ändert", sagt Martin Fassnacht, Marketing-Professor an der
Wirtschaftshochschule WHU. Damit rechnet er jedoch nicht. "Für mehr Wachstum
müsste Douglas stärker investieren, aber das kostet viel Geld."

Die Priorität für Deutschlands größte Parfümeriekette mit rund 18 000
Beschäftigten liegt woanders: Douglas ist hoch verschuldet, Ende 2023 waren es
gut drei Milliarden Euro. "Mit dem Börsengang wollten wir Gelder einsammeln, um
unsere Verschuldung deutlich zu senken", sagt Vorstandschef van der Laan. Die
verbleibenden Schulden sollen zu besseren Konditionen refinanziert werden.

Während der Einzelhandel in Deutschland mäßige Umsätze beklagt, liefen die
Geschäfte bei Douglas zuletzt wieder besser. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte
das Unternehmen um 12 Prozent zu und schrieb nach Verlusten im Vorjahr unter dem
Strich wieder schwarze Zahlen. Laut den Marktforschern von YouGov übertrafen die
Ausgaben der Verbraucher bei Douglas 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau.
Markenexperte Fassnacht sieht auch deshalb gute Chancen für die Aktie. Douglas
sei eine starke, positiv besetzte Marke und erster Anlaufpunkt für
Beauty-Produkte in den Innenstädten. "Die machen einen guten Job. 30 Prozent der
Umsätze werden online erzielt, das ist sehr ordentlich."

Douglas hat zuletzt schon angekündigt, weiter expandieren zu wollen. Bis
2026 will man die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro knacken. Bis dahin sollen
mehr als 200 neue Standorte eröffnet werden, knapp die Hälfte davon in
Mittelosteuropa. Zudem ist geplant, 400 bestehende Filialen zu modernisieren.
Während der Pandemie hatte Douglas Hunderte Geschäfte geschlossen. Europaweit
gibt es aktuell 1850 Filialen in 22 Ländern.

"Schön, dass Sie wieder da sind"

Am Läuten der Börsenglocke am ersten Handelstag nahm nicht nur der
Douglas-Vorstand teil. Auch etwa 150 Mitarbeiter waren am frühen
Donnerstagmorgen - ausgestattet mit mintfarbenen Poloshirts und Börsenglöckchen
- von der Konzernzentrale in Düsseldorf nach Frankfurt gefahren. Dort begann der
Tag um kurz nach 8 Uhr mit einem Fototermin bei den Bronze-Skulpturen von Bulle
und Bär, den Symbolfiguren der Börsianer. "Schön, dass Sie wieder da sind",
sagte Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book im Handelssaal mit Blick auf die
Rückkehr auf das Börsenparkett.

Viel Aufmerksamkeit erhält der Douglas-Börsengang auch deshalb, weil es
zuletzt nicht viele andere gab. Nach dem Panzer-Zulieferer Renk
ist es in Frankfurt erst der zweite Börsengang in diesem Jahr und der erste, bei
dem auch Privatanleger angesprochen werden. In Deutschland ist die Zahl der
Börsengänge schon seit Jahren niedrig. Dass zuletzt immer weniger Firmen den
Schritt wagten, lag auch am lange schwierigen Umfeld. Die weltweiten
Konfliktherde, Pandemie sowie steigende Inflation und Zinsen drückten auf die
Stimmung. Zuletzt aber geriet die Börse in Schwung, der Dax eilte
von Rekord zu Rekord - ein günstiges Fenster für Börsengänge./cr/DP/jha

--- Von Christian Rothenberg, dpa ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
SHARP 855383 Frankfurt 5,392 11.07.24 12:53:26 +0,124 +2,35% 5,434 5,780 5,410 5,268
DAX ® 846900 Xetra 18.533,14 11.07.24 16:16:20 +125,92 +0,68% - - 18.409,70 18.407,22
RENK GROUP AG INH O.N. RENK73 Xetra 25,695 11.07.24 16:16:13 -0,100 -0,39% 25,655 25,690 26,055 25,795
DOUGLAS AG INH O.N. BEAU7Y Xetra 17,140 11.07.24 16:00:24 -0,060 -0,35% 17,090 17,140 17,260 17,200

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