12.06.2024 12:54:52 - dpa-AFX: Kritische Aktionäre gegen Einstieg der Reederei MSC bei der HHLA

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und
Aktionäre hält den geplanten Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim
Hamburger Hafenlogistiker HHLA für weit gravierender als die
Beteiligung der chinesischen Reederei Cosco am HHLA-Containerterminal Tollerort.
Entsprechend appellierte der Verband in einer Mitteilung vom Mittwoch an die
Hamburgische Bürgerschaft, den vom rot-grünen Senat geplanten Deal zu stoppen.
Grund seien mögliche Rückschritte beim Klima- und Naturschutz, bei den
Mitspracherechten der Beschäftigten und bei der Transparenz. An diesem
Donnerstag findet die Hauptversammlung der Hamburger Hafen und Logistik AG
(HHLA) statt.

"Der Schweizer Konzern MSC, der sowohl eine Container- als auch eine
Kreuzfahrt-Flotte unterhält, hat einen zweifelhaften Ruf", erklärte
Verbandsgeschäftsführer Markus Dufner. "Wie viele HHLA-Beschäftigte, die
Gewerkschaft Verdi und Teile der Hamburger Bürgerschaft sind auch wir gegen den
MSC-Deal", betonte er. Der künftige Einfluss der Mediterranean Shipping Company
(MSC) im Hamburger Hafen berge eine Vielzahl von Risiken sowohl wirtschaftlicher
als auch sozialer Art. "Und natürlich geht es auch um den Zugriff auf kritische
Infrastruktur."

Der Senat will MSC bei der HHLA an Bord holen, um den Containerumschlag zu
stabilisieren. Die Stadt und das der italienischen Reederfamilie Aponte
gehörende Unternehmen mit Hauptsitz in Genf sollen die HHLA künftig als
Gemeinschaftsunternehmen führen, bei dem die Stadt eine Mehrheit von 50,1
Prozent hält. Bislang gehörten der Stadt rund 70 Prozent der börsennotierten
HHLA.

Im Gegenzug will die weltgrößte Reederei MSC ihre Deutschlandzentrale in
Hamburg bauen, das Ladungsaufkommen im Hafen von 2025 an erhöhen und laut
Drucksache bis 2031 auf eine Million Standardcontainer (TEU) pro Jahr steigern.
Zudem wollen MSC und die Stadt das Eigenkapital der HHLA um 450 Millionen Euro
erhöhen. Zuletzt musste der Hafen Rückschläge hinnehmen. So sank der Umschlag
von Seegütern im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 um 4,7 Prozent auf 114,3
Millionen Tonnen - der niedrigste Wert seit 2009.

Auch die HHLA selbst steckt in Schwierigkeiten, war im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. So verzeichnete das größte Logistikunternehmen im Hafen
in den ersten drei Monaten des Jahres bei einem leichten Umsatzrückgang einen
Nettoverlust von 1,1 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal hatte die HHLA noch
einen Nettogewinn von 2,8 Millionen Euro ausgewiesen.

Der Haushaltsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft wollte den Deal
eigentlich bereits am Dienstag mit der Stimmenmehrheit der Regierungskoalition
durchwinken. Doch daraus wurde nichts, weil die Linken den Plan mit einem Antrag
auf eine Öffentliche Anhörung durchkreuzten. Als Termin für die Anhörung wurde
der 20. Juni (14.00 Uhr) vereinbart. Die rot-grüne Koalition plant, den Deal in
der letzten Bürgerschaftssitzung vor der Sommerpause am 10. Juli endgültig
abzusegnen./klm/DP/mis
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