19.06.2024 06:35:02 - dpa-AFX: ROUNDUP: Boeing-Chef entschuldigt sich für 737-Max-Abstürze

WASHINGTON (dpa-AFX) - Boeing-Chef Dave Calhoun hat sich bei
einer Anhörung im US-Senat bei Hinterbliebenen von Opfern der beiden Abstürze
von Flugzeugen des Typs 737 Max in den Jahren 2018 und 2019 entschuldigt. Bei
den Unglücken waren 346 Menschen ums Leben gekommen.

"Ich entschuldige mich für das Leid, das wir zugefügt haben", sagte Calhoun
am Dienstag an mehrere im Saal anwesende Hinterbliebene gewandt. Boeing lege im
Gedenken an die Opfer einen verstärkten Fokus auf Sicherheit.

Die Unglücke mit Maschinen des Typs 737 Max 8 der indonesischen Lion Air und der Ethiopian Airlines wurden von Problemen mit einer Assistenzsoftware
ausgelöst. Das System mit dem Namen MCAS sollte die Piloten bei der Steuerung
des Flugzeugs in einigen Situationen unterstützen. In den beiden Fällen wurden
diese jedoch von einem deutlichen und fehlerhaften Eingreifen der Software
überrascht.

Boeing hatte seinerzeit eingeräumt, dass der Konzern die
US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht korrekt über das Ausmaß des benötigten
Piloten-Trainings für den Betrieb der Software informiert hatte. Calhoun
bekräftigte am Dienstag: "MCAS und Boeing sind verantwortlich für diese
Abstürze." Nach dem zweiten Unglück blieben 737-Max-Flugzeuge fast zwei Jahre am
Boden, bis Änderungen an dem System vorgenommen wurden.

Die Anhörung im Senats-Unterausschuss für Ermittlungen war einberufen
worden, weil Boeing aktuell wieder unter akutem Druck steht, die
Qualitätskontrollen zu verbessern. Auslöser war ein Beinahe-Unglück einer so gut
wie neuen Maschine des Typs Boeing 737-9 Max Anfang Januar.

Bei dem Flug der Fluggesellschaft Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen
an Bord brach damals kurz nach dem Start ein Rumpfteil heraus. Die
Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem herausgebrochenen Teil
Befestigungsbolzen fehlten. Boeing konnte den Ermittlern keine Dokumentation zu
Arbeiten an dem Fragment liefern.

"Alaska war ein Produktionsfehler", sagte Calhoun am Dienstag dazu. Das sei
aber auch der einzige ihm bekannte Fall unter den jüngsten Pannen in der
US-Luftfahrt, der auf die Fertigung und nicht die spätere Wartung zurückgehe,
betonte er. In den vergangenen Monaten waren Boeing-Maschinen verschiedener
Fluggesellschaften in den Schlagzeilen. Eine verlor etwa ein Rad beim Start,
eine andere landete mit einer abgerissenen Klappe am Rumpf.

In dem Unterausschuss hatte vor Kurzem unter anderem auch ein
Boeing-Whistleblower ausgesagt, der dem Konzern Produktionsfehler bei dem Modell
787 Dreamliner vorwirft. Boeing weist die Vorwürfe zurück. Calhoun äußerte sich
nicht zu einzelnen Kritikpunkten, sagte aber, dass nicht alle Warnungen sich als
zutreffend erwiesen hätten.

Berichte, wonach ein Whistleblower früher bei Boeing verfolgt worden sei,
nannte der Manager "herzzerreißend". Dies sei aber lange vor seiner Zeit
gewesen. Calhoun steht seit Anfang 2020 an der Boeing-Spitze und verlässt den
Posten zum Jahresende. Ein Nachfolger wurde bisher nicht vorgestellt./so/DP/zb
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