12.07.2024 15:31:12 - dpa-AFX: ROUNDUP: Kerngesellschaft zieht Lufthansa-Konzern nach unten - Aktie fällt

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Lufthansa -Konzern hat seine
Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich gekappt. Der Grund sind große
Probleme bei der Kerngesellschaft Lufthansa, die den gesamten Konzern nach unten
zieht. Seit dem Winter fliegt die Flotte mit dem Kranich ihren Finanzzielen
meilenweit hinterher und hat nach sechs Monaten einen Verlust von 427 Millionen
Euro eingesammelt - eine gute halbe Milliarde Ergebnis weniger als im gleichen
Vorjahreszeitraum, als zum 30. Juni bereits ein Gewinn von 149 Millionen Euro
stand. Die im MDax notierte Aktie fiel um zwei Prozent und war
zeitweise so wenig wert wie seit Herbst 2022 nicht mehr.

Während die übrigen Konzern-Gesellschaften wie Swiss, Austrian, Eurowings,
Brussels oder auch die Lufthansa Technik weitgehend im Plan liegen, laufen bei
der Kerngesellschaft Kosten und Erlöse auseinander. Stiegen nach der
überwundenen Corona-Krise die Ticketumsätze nahezu automatisch, sei inzwischen
eine weitgehende Normalisierung im Markt angekommen, berichtet Airline-Chef Jens
Ritter in einem internen Brandbrief.

Gleichzeitig baut die Konkurrenz ihr Angebot teils deutlich schneller aus
als der Kranich. Die Folge: Auch mit Langstreckenflügen nach Asien oder über den
Atlantik wird der Gewinn pro Passagier immer kleiner.

Touristen können Geschäftsreisende nicht ersetzen

Ritter schreibt weiter: "Wir erleben eine "Neue Realität": keine Krise,
sondern eine strukturelle Veränderung." Soll heißen: Die vielen Touristen an
Bord füllen die Flieger nicht das ganze Jahr über - die Geschäftsreisenden
werden schmerzlich vermisst. "Mit unserem aktuellen System haben wir kaum
Möglichkeiten, derartige saisonale Schwankungen auszugleichen", stellt Ritter
fest.

Das Management hat zunächst ein hartes Sparprogramm bei der Kernmarke
begonnen. Sachkosten werden pauschal um 20 Prozent gekürzt und in der Verwaltung
ein genereller Stellenbesetzungsstopp verhängt. Alle nicht betriebsnotwendigen
Projekte sollen verschoben, gekürzt oder gestoppt werden, um zum Jahresende
vielleicht doch noch die schwarze Null zu erreichen. Das Erreichen der
Gewinnschwelle sei "zunehmend anspruchsvoll", heißt es in der Pflichtmitteilung
an die Börse vom Freitag.

20 Prozent weniger Produktivität

Laut "Handelsblatt" ist Konzernchef Carsten Spohr alarmiert: "Das läuft
gerade überhaupt nicht so, wie wir uns das vorstellen", soll er auf einem
Mitarbeiter-Forum gesagt haben. Lufthansa Airlines führte 20 Prozent weniger
Flüge durch als vor der Pandemie, habe aber genauso viele Mitarbeiter wie 2019.
Das bedeute 20 Prozent weniger Produktivität.

Für den Konzern-Chef kommen die Probleme zur Unzeit. Der Einstieg bei der
italienischen Staats-Airline Ita ist gerade erst von der EU genehmigt. Für den
im vierten Quartal geplanten Vollzug benötigt er große Management-Kapazitäten -
in Rom und in Frankfurt. Und natürlich Kapital, dass eigentlich Lufthansa und
Co. erwirtschaften sollen.

Prognose gekappt

Für das Gesamtjahr traut sich der Konzern nur noch einen operativen Gewinn
zwischen 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro (bereinigtes Ebit) zu, nachdem bislang rund
2,2 Milliarden Euro als Zielmarke genannt wurden. Im zweiten Quartal betrug der
operative Gewinn nur 686 Millionen Euro nach 1,1 Milliarden Euro im
Vorjahreszeitraum. Der Ausblick hängt nun maßgeblich von der Ergebnisentwicklung
bei Lufthansa Airlines sowie dem traditionell wichtigen vierten Quartal bei der
Frachttochter Lufthansa Cargo ab.

City Airlines kann es billiger

Das Sparprogramm wird auf lange Sicht nicht ausreichen, erklärt das
Lufthansa-Management und kommt daher auf einen grundlegenden Konflikt mit dem
Personal und den streikfreudigen Gewerkschaften zurück. Die unlängst gestartete
Gesellschaft City Airlines soll unter dem Lufthansa-Logo eine steigende Zahl von
Europa-Flügen erledigen, was nur zu Lasten der bestehenden Lufthansa Classic
gehen kann. Die ist nämlich im Betrieb deutlich teurer als die neue Airline, die
noch nicht einmal Tarifverträge für ihr fliegendes Personal abgeschlossen hat.
Man wünsche sich, dass Lufthansa keine reine Langstrecken-Airline werde, sondern
auch in Zukunft profitable Kurz- und Mittelstrecken anbiete, beteuert Ritter.
Die Bedingungen dafür waren schon einmal besser./ceb/DP/men
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LUFTHANSA AG VNA O.N. 823212 Frankfurt 5,614 02.08.24 20:48:49 -0,082 -1,44% 0,000 0,000 5,630 5,614

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