08.07.2024 05:50:15 - dpa-AFX: WOCHENAUSBLICK: Dax im Aufwind - Frankreich-Wahl und US-Zinspolitik als Risiken

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax könnte in der neuen Woche an
seine jüngsten Gewinne anknüpfen. "Die Börsenampeln zeigen auf grün, die Anleger
schalten in den Risk-on-Modus", schrieb Analystin Claudia Windt von der
Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Schwindende Inflationssorgen und damit
verbunden neue Hoffnungen auf Zinssenkungen sowie nachlassende politische
Unsicherheiten trügen dazu bei.

Insofern könnte der deutsche Leitindex durchaus etwas näher an sein im Mai
erreichtes Rekordhoch bei knapp 18.893 Punkten heranrücken und so seinen
jüngsten Abwärtstrend verlassen. Mit der zweiten Runde der Parlamentswahl in
Frankreich am Sonntag ist zudem ein Unsicherheitsfaktor Geschichte. Bei der
Parlamentswahl liegt entgegen aller Erwartungen ersten Hochrechnungen zufolge
das Linksbündnis vorn. Das rechtsnationale Rassemblement National (RN) schnitt
deutlich schlechter ab als angenommen.

Es könnte nur auf dem dritten Platz hinter dem Mitte-Lager von
Staatspräsident Emmanuel Macron landen, wie die Sender TF1 und France 2 nach
Schließung der Wahllokale berichteten. Die absolute Mehrheit von 289 Sitzen
dürfte aber keines der Lager erreichen. Premierminister Gabriel Attal zog nach
der Wahl Konsequenzen und kündigte an, seinen Rücktritt einzureichen. Ob
Präsident Macron das Rücktrittsgesuch annehmen wird, ist offen.

Am Finanzmarkt wurde das Ergebnis zunächst positiv aufgenommen. Beim Broker
IG wurde der Dax am Montagmorgen im frühen Handel bei rund 18.500 Punkten und
damit etwas höher als am Freitagabend taxiert. Der Euro konnte die Gewinne
vergangener Woche halten und kostet weiter mehr als 1,0833 Dollar.

Positiv ist zudem nach der Einschätzung der Helaba-Analystin Windt, dass sich in Deutschland die Ampel-Regierung kurz vor der Sommerpause endlich auf einen
Haushalt für 2025 einigte. Dieser soll sowohl die Schuldenbremse einhalten als
auch einen "Wachstumsturbo" beinhalten, hob Windt positiv hervor.

Angesichts der deutschen Produktionszahlen vom Mai wäre es ganz gut, wenn
dieser bald zünden würde. Denn sowohl Produktion als auch Auftragsentwicklung
hatten enttäuscht. "Eine weitere Hiobsbotschaft von der Industrie", kommentierte
Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. "Es scheint,
als sei eine Wende zum Besseren weiter entfernt denn je."

Ein weiterer wesentlicher Treiber für die Aktienmärkte ist die Aussicht auf
eher früher als später sinkenden Leitzinsen in den USA. Damit verbunden ist die
Hoffnung auf konjunkturelle Impulse für die Weltwirtschaft durch sinkende
Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher. Dafür aber dürfen die am
Donnerstag anstehenden US-Inflationszahlen für Juni nicht deutlich negativ
enttäuschen.

Die Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten werden ein maßgeblicher
Einflussfaktor für die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed sein, schrieb Edgar
Walk, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Metzler Asset Management. Derzeit
sei die Datenlage uneindeutig. Von Januar bis April habe die Inflation eher mit
hohen Werten überrascht, was die Sorge vor einer hartnäckig starken Teuerung
ausgelöst habe. Im Mai sei der Preisanstieg jedoch erheblich langsamer geworden.

"Sollte die Inflation auch im Juni eine schwache Dynamik aufgewiesen haben,
steht einer Leitzinssenkung im September nichts mehr im Wege. Vielleicht könnte
sogar der Juli wieder ins Spiel kommen", resümierte Walk. In dieses Bild passten
am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktdaten aus den USA für den Monat Juni, die
zumindest keine neuen Inflationssorgen geschürt hatten.

Eher optimistisch auf die neue Woche blickt auch Robert Halver, der Leiter
der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Der oft zu beobachtende
Sommer-Blues am Aktienmarkt sollte sich ihm zufolge diesmal in Grenzen halten.
Vielmehr dürfte sich das bekannte Muster zunächst fortsetzen, wonach Ausbrüche
nach oben zwar durch Gewinnmitnahmen ausgebremst, Kursrutscher aber als
Einstiegsgelegenheit wahrgenommen werden.

Auch in der typisch umsatzschwachen Sommerzeit spreche dies zumindest für
eine volatile Seitwärtsbewegung, fuhr Halver fort. Denn auf der einen Seite
seien negative Aspekte wie die holprige Weltkonjunktur oder die politische
Unsicherheit in Frankreich bekannt beziehungsweise würden als handhabbar
angesehen. Und auf der anderen Seite "spannen verbesserte Konjunkturausblicke
und die sich materialisierende Zinssenkungsfantasie ein Fallnetz gegen
Kurseinbrüche auf." Schließlich hat die Europäische Zentralbank bereits im
Gegensatz zur Fed die geldpolitische Kurswende vollzogen und im Juni erstmals
seit fast fünf Jahren die Leitzinsen wieder gesenkt.

Ansonsten dürften die Anleger am Freitag nach New York schauen. Dann
präsentieren große US-Banken ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal und
läuten so die Berichtssaison in den Vereinigten Staaten ein. Hierzulande läuft
diese erst schleppend an. Besonders im Blick stehen am Donnerstag der Konzern
Südzucker und der Verpackungshersteller Gerresheimer
mit ihren Quartalsberichten./la/bek/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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