25.06.2024 15:31:51 - dpa-AFX: ROUNDUP: Alkoholkonsum geht langsam zurück - WHO fordert mehr Tempo

GENF/KOPENHAGEN/WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Menschen trinken weltweit etwas
weniger Alkohol und landen in Deutschland seltener wegen Drogenmissbrauchs im
Krankenhaus. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht die Entwicklung
besonders mit Blick auf Alkohol aber viel zu langsam. Das von der WHO gesteckte
Ziel, den Alkoholkonsum bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2010
zu senken, könne so nicht erreicht werden, berichtete die Organisation am
Dienstag in Genf.

Weltweit sank der Pro-Kopf-Konsum laut WHO von 5,7 Litern reinem Alkohol im
Jahr 2010 auf 5,5 Liter Alkohol im Jahr 2019. Die WHO fordert, die Länder
müssten mehr tun, damit weniger getrunken werde. Das gehe zum Beispiel mit
Werbeverboten und Verkaufseinschränkungen sowie über hohe Preise.

Alkoholkonsum in Deutschland besonders hoch

Deutschland liegt beim Alkoholkonsum weltweit mit an der Spitze, wie aus den WHO-Zahlen hervorgeht. Demnach trank im Jahr 2019 jeder über 15 Jahren im
Schnitt 12,2 Liter Reinalkohol. Damit gehört Deutschland zu den zehn Ländern mit
dem höchsten Konsum.

Wegen der Covid-Pandemie hätten neuere Daten als von 2019 nicht zuverlässig
ausgewertet werden können. Weltweit seien in dem Jahr 209 Millionen Menschen
alkoholabhängig gewesen, weitere knapp 200 Millionen hätten zumindest einen
problematischen Alkoholkonsum gehabt.

Alkohol-Gewohnheiten sind tief in Kulturen verwurzelt

Zwar ist Alkoholkonsum weltweit verbreitet, die Art und Weise unterscheidet
sich jedoch: Ob jemand täglich zu einem Glas Rotwein greift oder sich fast jedes
Wochenende mit Schnaps in einen Vollrausch trinkt, hängt auch mit dem Wohnort
zusammen. Der Umgang mit verschiedenen Arten von Alkohol ist so tief in der
Kultur verankert, dass er sich über einen Zeitraum von 20 Jahren in einem Land
kaum ändert: Zu diesem Schluss kommt eine Studie zu Trinkgewohnheiten in Europa,
die im Fachblatt "Addiction" erschienen ist und Daten der WHO analysiert.

Gesamtmenge reinen Alkohols nicht sehr verschieden

Der Studie zufolge werden in osteuropäischen Ländern besonders häufig
Spirituosen getrunken. Länder in Süd- und Westeuropa sind mehr von Weinkonsum
geprägt. Deutschland gehört der Studie zufolge zu den zentral- und
westeuropäischen Ländern, die durch viel Biertrinken und vergleichsweise wenig
konsumierte Spirituosen definiert sind. Die Gesamtmenge des konsumierten reinen
Alkohols unterscheidet sich jedoch nicht so stark. Sie lag zwischen 9,2 Litern
in den vor allem Wein trinkenden südeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien
und Griechenland und 12,0 Litern in den osteuropäischen Ländern wie Estland,
Lettland und Litauen.

Ebenfalls deutlich wird in der Studie, wie gefährlich das Alkoholtrinken
ist: In jedem der untersuchten Länder - neben den Ländern der Europäischen Union
waren das Island, Norwegen und die Ukraine - wurden zahlreiche Todesfälle und
verlorene Lebensjahre mit Alkohol in Verbindung gebracht. Daher kommen die
Autoren zu dem Schluss, dass Wege gefunden werden sollten, um die erlernten
Muster zu ändern. "Alkoholpolitische Maßnahmen für diesen Wandel sind vorhanden
und sollten von allen europäischen Ländern in Betracht gezogen werden."

Weniger Menschen nach Drogenmissbrauch im Krankenhaus

Neben dem gesunkenen Alkoholkonsum sind in Deutschland erneut weniger
Menschen nach dem Missbrauch illegaler Drogen stationär im Krankenhaus behandelt
worden. Im Jahr 2022 seien rund 17 200 Fälle gezählt worden, teilte das
Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit. Darunter fallen zum
Beispiel Akutbehandlungen nach dem Konsum von Heroin, Kokain oder LSD. Das seien
17 Prozent weniger als 2016, als ein Höchstwert von fast 20 800 Fällen erreicht
worden war. Die Zahl der Fälle sinkt seitdem kontinuierlich, sie ist aber noch
immer sehr viel höher als Anfang des Jahrtausends: 2002 wurden 9500 Menschen
wegen Drogenmissbrauchs stationär im Krankenhaus behandelt, 81 Prozent weniger
als im Jahr 2022.

Krankenhausbehandlungen infolge von Cannabis-, Tabak- oder Alkoholkonsum
werden in der Statistik nicht erfasst. Anlass der Veröffentlichung ist der
Internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel an diesem
Mittwoch (26. Juni)./ram/DP/jha

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