13.06.2024 08:45:02 - dpa-AFX: HINTERGRUND: Bloß kein Chaos - Luftverkehr sieht sich für Reisesommer gerüstet

FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Die Flughäfen in Deutschland stehen vor der
nächsten Bewährungsprobe: Mit dem Beginn der Sommerferien werden die während der
Corona-Zeit angeschlagene Infrastruktur und die dort arbeitenden Menschen
gefordert, einen Kunden-Ansturm zu bewältigen, der fast wieder an die Zeit vor
der Pandemie heranreicht. "Bloß kein erneutes Chaos" lautet das Ziel der
beteiligten Unternehmen und Behörden nach den negativen Erfahrungen aus den
Jahren 2021 und 2022. "Die Fluggäste sollen sicher ihren Abflug erreichen, wenn
sie 2 bis 2,5 Stunden vor dem Abflug am Flughafen sind", legt Ralph Beisel vom
Flughafenverband ADV die Anforderung fest.

Die Airlines sehen sich mit ihrem knappen Angebot einer starken Nachfrage
gegenüber, denn viele Menschen wollen trotz mauer Konjunktur in den Urlaub
fliegen. "Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer", hatte Lufthansa
-Chef Carsten Spohr schon Ende April angekündigt, als die
Buchungen für die warme Zeit den Vorjahreswert um 16 Prozent überstiegen hatten.
Für die Airlines bedeutet diese Konstellation hochprofitables Wachstum, für die
Kunden hingegen weiterhin sehr hohe Ticketpreise.

Selbst die Pleite des Reiseveranstalters FTI führe bei ihnen nicht zu
einschneidenden wirtschaftlichen Nachteilen, versichern mit Eurowings und Condor
zwei große Anbieter von Ferienflügen. Die frei werdenden Plätze in den
Flugzeugen würden schnell von anderen Veranstaltern und Kurzfrist-Anbietern
übernommen.

Im europäischen Maßstab wird im anstehenden Sommer genauso viel geflogen wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Die Flugsicherungs-Dachorganisation Eurocontrol
registriert für den gesamten Kontinent tagesaktuell nur noch minimale
Abweichungen nach unten. In Deutschland beträgt die Quote hingegen erst 87
Prozent des Aufkommens vor Corona. Gründe sind dauerhaft gestrichene
Inlandsflüge und der weite Bogen, den Direktfluggesellschaften wie Ryanair
gerade um den hiesigen Markt mit seinen hohen Gebühren und Kosten
fliegen.

Von den deutschen Flughäfen werden nach Zahlen des Branchenverbandes BDL von Mai bis Oktober dennoch rund 6 Prozent mehr Sitzplätze angeboten als im gleichen
Zeitraum des vergangenen Jahres. "Unsere Unternehmen haben sich zusammen mit den
Behörden und Polizeidienststellen intensiv vorbereitet, zusätzliches Personal
eingestellt und an vielen Stellen die Prozesse optimiert", sagt
BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. "Bereits im Osterreiseverkehr kam
es zu keinen größeren Beeinträchtigungen. Reisende konnten ohne überlange
Wartezeiten ihren Urlaub antreten."

Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben allein in Frankfurt 1100 neue Leute
eingestellt und fühlt sich allgemein auf die Sommerferien gut vorbereitet.
Ähnliches ist vom Flughafenbetreiber Fraport zu hören, der zudem
auf den Sommer 2023 sowie die Reisewellen zu Ostern und Pfingsten verweist, die
man sämtlich gut gemeistert habe. Wie zu den Feiertagen erwarte man auch jetzt
einen geregelten Betrieb mit den für die Ferienzeit üblichen Wartezeiten, sagt
ein Unternehmenssprecher. In aller Regel könnten diese schnell abgebaut werden.

Im Luftraum über Deutschland ist es nach Corona schon wieder recht eng
geworden, wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) berichtet. Zwar werden die
Rekordzahlen aus dem Jahr 2019 auch in diesem Jahr noch deutlich verfehlt, doch
die erwarteten rund 3 Millionen Flüge verteilen sich nicht mehr so regelmäßig
wie früher, schildert DFS-Chef Arndt Schoenemann. Vor allem an den Wochenenden
ballen sich die Flüge zu den touristischen Zielen. Als Folge müssen die
Fluglotsen in den Flughafen-Towern und den Centern deutlich flexibler eingesetzt
werden. Das scheint sich auszuzahlen: Im nicht ganz beendeten ersten Halbjahr
verursachte die Flugsicherung 50 Prozent weniger Verspätungen als im
Vorjahreszeitraum: Pro Flug seien es nur noch 0,36 Minuten gewesen.

Den Anfang im bundesdeutschen Schulferien-Reigen machen Sachsen und
Thüringen am 20. Juni. Es folgen dann relativ schnell Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt und Bremen. In den übrigen Ländern beginnen die Schulferien erst
im Juli und als letzte kehren die Bayern am 9. September heim.

Gute Ratschläge an die Reisenden haben alle Verantwortlichen. Schließlich
können die Passagiere selbst einiges zum reibungslosen Ablauf ihrer Trips
beitragen. Flughäfen und Fluggesellschaften setzen dabei auf digitale Angebote.

Das Gepäck kann an vielen Stellen einem Automaten übergeben und ein
Parkplatz voraus gebucht werden. Auch der Check-in über das Smartphone erspart
unnötiges Warten am Schalter. Bleibt das Nadelöhr der Passagierkontrollen zur
Luftsicherheit. Immer wieder kam es in den vorangegangenen Sommern zu langen
Warteschlangen beispielsweise in Köln oder Düsseldorf. Laut Flughafenverband ADV
können Passagiere inzwischen an mindestens sieben deutschen Flughäfen im Voraus
ein Zeitfenster für die ungeliebte Kontroll-Prozedur buchen.

Der Frankfurter Betreiber Fraport hat die Einsatzplanung der privaten
Sicherheits-Dienstleister inzwischen selbst in die Hand genommen und zusätzlich
in Technik investiert. 40 Scanner mit der aus der Medizin bekannten
Computertomographie sollen zum Sommer an Deutschlands größtem Flughafen stehen.
Auch München hat etliche dieser Geräte, die das Gepäck in mehreren Schichten
durchleuchten und in kürzester Zeit dreidimensionale Bilder des Gepäckinhalts
zeigen. Flüssigkeiten und Elektronik können so in den Taschen bleiben -
umständliches und zeitraubendes Kramen am Kontrolltisch fällt weg./ceb/DP/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
LUFTHANSA AG VNA O.N. 823212 Xetra 5,990 18.06.24 14:00:44 +0,102 +1,73% 5,988 5,994 5,970 5,888
FRAPORT AG FFM.AIRPORT 577330 Xetra 50,600 18.06.24 14:01:02 +1,180 +2,39% 50,550 50,600 50,000 49,420
INTERN.CONS.AIRL.GR. A1H6AJ Xetra 1,985 18.06.24 11:35:47 +0,014 +0,71% 1,981 1,992 1,981 1,971
EASYJET PLC LS-,27285714 A1JTC1 Xetra 5,362 18.06.24 12:51:56 +0,026 +0,49% 5,352 5,360 5,420 5,336
RYANAIR HLDGS PLC EO-,006 A1401Z Xetra 17,065 18.06.24 14:00:00 +0,170 +1,01% 16,900 17,035 16,900 16,895

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