27.05.2024 13:09:24 - dpa-AFX: ROUNDUP: China, Südkorea und Japan sehen Zusammenarbeit wieder auf Kurs

SEOUL (dpa-AFX) - Die drei ostasiatischen Wirtschaftsmächte Südkorea, China
und Japan sehen ihre Zusammenarbeit durch ihr erstes Dreier-Gipfeltreffen seit
viereinhalb Jahren wieder auf Kurs. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol und die
Ministerpräsidenten Japans und Chinas, Fumio Kishida und Li Qiang, einigten sich
bei ihrem Treffen am Montag in Seoul darauf, die Wirtschaftsbeziehungen zu
vertiefen und die Verhandlungen über ein gemeinsames Freihandelsabkommen
wiederzubeleben. Zugleich betonten sie, am Ziel einer atomwaffenfreien
koreanischen Halbinsel festzuhalten.

In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sie sich zudem für eine politische
Lösung für die Probleme auf der Halbinsel aus. Nordkoreas Atomwaffenprogramm, um
das es seit vielen Jahren zwischen dem abgeschotteten Land und der
internationalen Gemeinschaft einen Streit gibt, wurde nicht explizit erwähnt.

Während sich Yoon und seine beiden Gäste einig waren, dass Frieden und
Stabilität auf der Halbinsel dem "gemeinsamen Interesse" dienten, offenbarten
sich insbesondere beim Thema Nordkorea und dem Umgang mit der Führung in
Pjöngjang auch Differenzen.

Alle drei stimmten darin überein, dass der neunte Dreier-Gipfel "eine
wertvolle Bedeutung für die Wiederbelebung der trilateralen Kooperation hat",
hieß es. Dieses System solle gestärkt werden, sagte Yoon bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz. "Wir haben entschieden, regelmäßig Dreier-Treffen abzuhalten."
Nach dem achten Gipfel im Dezember 2019 wurde eine Fortsetzung von der
Corona-Pandemie und bilateralen Differenzen lange Zeit verhindert.

Laut der Abschlusserklärung wollen die drei Länder nun ihre Kooperation
zudem im Bereich der nachhaltigen Entwicklung, im Gesundheitswesen, in
Wissenschaft und Technologie und beim Katastrophenmanagement fördern. Der
Austausch zwischen den Menschen soll ausgebaut werden.

Bei den Diskussionen nahm besonders die Wirtschaft großen Raum ein. China
ist für Südkorea und Japan der größte Handelspartner. Seit Ende 2019 ruhen
jedoch die Verhandlungen über ein Abkommen, das untereinander einen freien
Handel gewährleisten soll. Jetzt soll es Diskussion darüber geben, wie die
Gespräche beschleunigt werden können. Ziel sei es, ein umfassendes und für alle
Seiten vorteilhaftes Abkommen zu erzielen, hieß es.

Der Gipfel in Seoul wurde anfangs von der Ankündigung Nordkoreas
überschattet, in den nächsten Tagen einen Satelliten ins All bringen zu wollen.
Nordkorea hatte Japan nach Berichten der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo
davon informiert, der Start der Trägerrakete solle in den nächsten Tagen
erfolgen. Südkoreas Militär hatte zuletzt von Anzeichen gesprochen, wonach
Nordkorea Vorbereitungen für den Start eines zweiten Spionagesatelliten treffe.
Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan werfen Nordkorea vor, beim Start
eines Satelliten im November Technologie eingesetzt zu haben, die in direktem
Zusammenhang mit seinem Programm für Interkontinentalraketen (ICBM) steht, die
als wichtigstes Trägermittel für Atomsprengköpfe gelten.

Yoon und Kishida drängten Nordkorea beim Dreier-Gipfel, von dem Start
abzusehen, da es sich um einen Verstoß gegen UN-Verbotsbeschlüsse handeln würde.
"Ich denke, die internationale Gemeinschaft muss resolut reagieren", warnte
Yoon. Chinas Premier rief zur Zurückhaltung auf. China sei weiter entschlossen,
den Frieden auf der Halbinsel zu wahren. "Wir hoffen, dass sich die betroffenen
Parteien in Zurückhaltung üben und jede weitere Komplikation der Situation
verhindern." Peking verfügt weiter über gute Verbindungen zu Pjöngjang.

Der Gipfel fand auch vor dem Hintergrund der wachsenden strategischen
Rivalität zwischen China und den USA statt. Einerseits sind Südkorea und Japan
mit China wirtschaftlich durch enge Handelsbeziehungen und einer langen
Geschichte des Austauschs verbunden. Allerdings teilen sie mit Washington auch
die Besorgnis über das zunehmende Machtstreben Pekings. China wiederum stört
sich an der engen militärischen Kooperation der beiden Nachbarn mit den
USA./dg/DP/stw

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