17.06.2024 10:22:09 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: Kleine Erholung nach deutlichem Minus (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Frankreichs Parlamentswahlen und die
China-Zolldebatte haben die europäischen Aktienmärkte stark belastet. Jetzt
sieht es nach einer Gegenbewegung aus. Konjunkturell und stimmungsmäßig scheint
die Wende ohnehin geschafft.

17. Juni 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Deutschlands und Europas Aktienmarkt
ist zurückgefallen: Sorgen um die Neuwahlen in Frankreich und einen möglichen
Handelskonflikt mit China haben für kräftige Verluste an die hiesigen Börsen
gesorgt. In den USA geht die Rally hingegen weiter. "Der Ausgang der EU-Wahl in
Frankreich und die angekündigten Neuwahlen lasten immer noch schwer", stellt
Christian Henke von IG fest.

Bei den Neuwahlen könnte Marine le Pens ?Rassemblement National? als stärkste
Kraft hervorgehen. Dies würde laut Claudia Windt von der Helaba den Reformkurs
Frankreichs in einer ohnehin angespannten Haushaltslage deutlich erschweren.
"Größere Reform- und Sparanstrengungen dürften dann ausbleiben." Dazu kommen
eventuelle Strafzölle der EU auf Elektroautos aus chinesischer Produktion. "Es
drohen je nach Hersteller Zusatzzölle von bis zu 38,1 Prozent auf Fahrzeuge, was
vor allem die deutschen Autobauer wirtschaftlich treffen würde."

US-Indizes hängen DAX ab

Der DAX schloss am Freitag knapp über 18.000 Punkte und steht am Montagmorgen
immerhin 80 Punkte höher. Das Allzeithoch von knapp 18.900 Punkten ist
allerdings jetzt wieder weiter entfernt. Der US-Tech-Index Nasdaq 100 war am
Freitag dagegen auf ein neues Rekordhoch geklettert, der S&P 500 schloss nur
knapp unter seiner Bestmarkte.

Die DAX-Gewinne seit Jahresanfang sind auf 7,4 Prozent zusammengeschmolzen, der
Europa-Index Stoxx Europe 600 kommt auf 6,8 Prozent, S&P 500 und Nasdaq 100
hingegen auf 14,5 und 18,8 Prozent.

Europa weniger attraktiv?

"Das Ergebnis der Europawahl könnte den alten Kontinent wegen erschwerter
politischer Handlungsfähigkeit weniger attraktiv für internationale Investoren
machen", befürchtet Robert Halver von der Baader Bank. Dazu gehöre auch eine
verstärkte Hinwendung zu einer nationalistischeren Politik. Allerdings seien
viele europäische Bluechips zu günstigen Konditionen zu haben. "Ohnehin machen
sie sich durch Globalisierungsstrategien immer mehr von wirtschaftspolitischen
Fehlentwicklungen in der EU frei."

Etwas in den Hintergrund getreten sind die Notenbanken. "Mit der noch
abwartenden Zinspolitik der Fed ist ab und zu mit höheren Aktienschwankungen zu
rechnen. Insgesamt lassen sich die Finanzmärkte jedoch nicht mehr wirklich
verunsichern", meint Halver. Die Zinssenkungen würden kommen, wenn auch
verzögert.

"Grundlage für weitere Kurszuwächse intakt"

Konjunkturell und stimmungsmäßig sieht es ohnehin nicht schlecht aus: "Die
deutsche Konjunktur hat ihren Tiefpunkt durchschritten und ist im ersten Quartal
etwas besser gelaufen als erwartet", erklärt Ulrich Kater von der DekaBank.
Gleiches gelte für die Stimmung der Unternehmen. In Kombination mit einer
stabilen Weltwirtschaft sei somit die Grundlage für eine solide
Gewinnentwicklung im aktuellen Quartal und im Gesamtjahr 2024 gelegt. Der
deutsche Aktienmarkt handle im Vergleich zu seiner Historie auf lediglich
durchschnittlich hohen Niveaus. "In Kombination mit der schrittweisen
geldpolitischen Lockerung der Notenbanken ist die Grundlage nicht nur für
weitere Kurszuwächse, sondern auch für hohe laufende Erträge durch
Dividendenausschüttungen intakt."

Außerplanmäßiger Wechsel im SDAX

Wie bereits am Freitag mitgeteilt, wird Pfeiffer Vacuum (DE0006916604) am 24.
Juni den SDAX verlassen. Der Grund: Der Vakuumpumpenhersteller hat seinen
Quartalsfinanzbericht nicht fristgerecht veröffentlicht. Damit kann der
Elektrolyse-Spezialist Thyssenkrupp Nucera (DE000NCA0001) im SDAX bleiben.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 17. Juni

4.00 Uhr. China: Industrieproduktion/Einzelhandelsumsätze Mai. Die
Industrieproduktion hat sich im Mai abgeschwächt und blieb unter den
Erwartungen.

Dienstag, 18. Juni

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Juni. Die DekaBank geht davon
aus, dass sich die ZEW-Konjunkturerwartungen spürbar verbessern.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Mai. Im Vergleich zum Vormonat wird der
Deutschen Bank zufolge ein Plus von 0,3 Prozent erwartet.

Mittwoch, 19. Juni

USA: Feiertag (Juneteenth): Börsen bleiben geschlossen.

Donnerstag, 20. Juni

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Es wird mit keiner
Zinssenkung gerechnet. "Die britische Wirtschaft befindet sich inmitten einer
moderaten Erholung, jedoch hat sich die Inflation als hartnäckiger als erhofft
herausstellt", erklärt die Fondsgesellschaft DWS.

Freitag, 21. Juni

Hexensabbat: Großer Verfallstag von Optionen und Futures. An diesem Tag kommt es
meist zu einem hohen Handelsvolumen und stark schwankenden Kursen.

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Juni. Der kombinierte
Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor
dürfte laut Commerzbank weiter gestiegen sein und mit 52,5 Punkten seinen
langjährigen Durchschnitt erreichen.

Von Anna-Maria Borse, 17. Juni 2024, © Deutsche Börse AG

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