15.05.2024 14:56:43 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Machtwechsel in Singapur nach 20 Jahren

SINGAPUR (dpa-AFX) - Singapur hat nach 20 Jahren einen neuen Regierungschef:
Am Mittwochabend (Ortszeit) legte der bisherige Vize-Ministerpräsident Lawrence
Wong (51) bei einer feierlichen Zeremonie in dem südostasiatischen Stadtstaat
den Amtseid ab und trat die Nachfolge von Lee Hsien Loong (72) an. Der
Langzeit-Regierungschef hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, den
Staffelstab noch vor der Wahl 2025 an seinen Stellvertreter weiterzureichen.

"Die Singapurer können sicher sein, dass unser Land in guten Händen ist.
Lawrence Wong und sein Team werden auf den starken Grundlagen aufbauen, die von
früheren Ministerpräsidenten und Regierungen gelegt wurden", sagte Präsident
Tharman Shanmugaratnam in einer Ansprache. "Unsere besten Jahre liegen noch vor
uns." In Singapur sei damit ein weiteres Mal ein "reibungsloser und geordneter
Machtwechsel" vollzogen worden.

Vorgänger Lee Hsien Loong war seit 2004 Führungsmitglied der seit
Jahrzehnten herrschenden People's Action Party (PAP), der auch Lawrence Wong
angehört, und war seit August des gleichen Jahres Regierungschef. Er ist der
älteste Sohn des Staatsgründers und ersten Ministerpräsidenten Lee Kuan Yew, der
von 1959 bis 1990 regierte.

Erst vier Regierungschefs seit der Unabhängigkeit

In den mehr als 30 Jahren seiner Amtszeit hatte dieser den wirtschaftlichen
Aufschwung eingeleitet - heute gilt Singapur als eines der reichsten Länder der
Welt. Ihm folgte nur ein weiterer Regierungschef, bevor sein Sohn übernahm.
Lawrence Wong ist damit erst der vierte Premier seit der Unabhängigkeit
Singapurs im Jahr 1965.

Der neue Mann an der Spitze der Wirtschaftsmetropole hat in den USA
Wirtschaftswissenschaften und Öffentliche Verwaltung studiert. Seit 2016 war er
unter anderem Finanz- und Bildungsminister. 2022 wurde er stellvertretender
Ministerpräsident. Vor ihm liegen keine leichten Zeiten: Wie auch in anderen
Ländern Südostasiens versucht die Regierung, sowohl gute Beziehungen zu China
als auch zu den USA zu pflegen. Ein möglicher Konflikt um Taiwan würde etwa
bedeuten, Stellung beziehen zu müssen.

Trotz Singapurs Vorreiterrolle in puncto Technologie und Innovation gibt es
auch Kritik: Menschenrechtler warnen vor einer zunehmenden Autokratie, strikter
staatlicher Kontrolle und vielen repressiven Gesetzen. Berühmt ist das absolute
Kaugummi-Verbot: Diese dürfen weder nach Singapur eingeführt, noch verkauft oder
öffentlich verzehrt werden./cfn/DP/stk

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