24.05.2024 11:52:14 - dpa-AFX: ROUNDUP 2/Deutschland: Positiver Jahresauftakt - Hoffnung auf Konjunkturerholung

WIESBADEN (dpa-AFX) - Nach einem leichten Wirtschaftswachstum zu
Jahresbeginn scheint ein Ende der Konjunkturflaute in Deutschland in Sicht.
"Nachdem das BIP zum Jahresende 2023 zurückgegangen war, startete die deutsche
Wirtschaft mit einem positiven Vorzeichen ins Jahr 2024", erläuterte die
Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, am Freitag. Große Sprünge
trauen Volkswirte Deutschland im laufenden Jahr allerdings nicht zu. Sie
verweisen unter anderem auf strukturelle Probleme wie den Fachkräftemangel.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal nach Angaben der
Statistiker gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Die Behörde bestätigte
vorläufige Angaben. Deutschland lag damit leicht unter dem EU-Durchschnitt von
0,3 Prozent. Deutlich besser lief es in Spanien mit einem Plus von 0,7 Prozent.
In Frankreich (0,2 Prozent) und in Italien (0,3 Prozent) wuchs die
Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal in ähnlichem Maß wie in
Deutschland.

Bauinvestitionen und Export stützen im ersten Quartal

Getragen wurde das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft zu
Jahresbeginn von den - dank milder Witterung - gestiegenen Bauinvestitionen
(plus 2,7 Prozent) und einem Anziehen der Exporte. Die privaten Konsumausgaben
als wichtige Konjunkturstütze sanken hingegen trotz der nachlassenden Inflation
preis-, saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent.
Verbraucherinnen und Verbraucher setzten den Angaben zufolge unter anderem bei
Nahrungsmitteln und Bekleidung den Rotstift an.

Die Hoffnungen für die kommenden Monate ruhen dennoch auf dem Privatkonsum
angesichts gestiegener Löhne und der abgeschwächten Inflation. Niedrigere
Inflationsraten können die Konsumlust ankurbeln. Das Institut für Makroökonomie
und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung
machte auf Basis einer Umfrage mit 9600 Teilnehmern jüngst Indizien für eine
"bevorstehende Konsumwende" aus.

Strukturelle Schwächen bremsen Tempo der Erholung

Die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich in jedem
Quartal wachsen wird, "und dies durch die zunehmende Breite des
Konjunkturaufschwungs ab Jahresmitte mit steigendem Tempo."

Einen kräftigen Aufschwung erwarten Volkswirte im Gesamtjahr allerdings
nicht. "Die bekannten strukturellen Schwächen Deutschlands werden nicht über
Nacht verschwinden und das Tempo einer Erholung bremsen", sagte ING
-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Wirtschaftsverbände verweisen auf
hohe Energie- und Personalkosten, Fachkräftemangel und eine überbordende
Bürokratie. Dazu komme eine im internationalen Vergleich hohe Steuerlast.

Leichtes Wachstum nach Rezession 2023 erwartet

Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft werde im laufenden Jahr von einer
schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage geprägt, erwarteten die
"Wirtschaftsweisen" zuletzt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet lediglich mit einem Plus des
Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent im Gesamtjahr. Die Bundesregierung ist mit
einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent etwas zuversichtlicher.

Im vergangenen Jahr war Deutschland mit einem Minus von preisbereinigt 0,2
Prozent in eine leichte Rezession gerutscht. Europas größte Volkswirtschaft
bekam die Abkühlung der Weltkonjunktur ebenso zu spüren wie die zeitweise hohen
Energiepreise und die rasant gestiegenen Zinsen./mar/DP/bgf

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH