07.05.2024 12:53:01 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Träger Welthandel bremst DHL - Ziele bestätigt

(neu: weitere Aussagen aus Telefonkonferenz zu Post&Paket Deutschland)

BONN (dpa-AFX) - Der Logistikkonzern DHL Group ist mit einem
Gewinneinbruch ins Jahr gestartet. Eine deutliche Belebung der Weltkonjunktur
sei im ersten Quartal ausgeblieben, teilte der Konzern am Dienstag in Bonn mit.
Viele Unternehmen bauen weiterhin Lagerbestände ab, und die Konjunktur verläuft
schleppend. Dadurch werden weniger Waren transportiert. Außerdem sind die Preise
für Transporte momentan niedriger - auch das lastet auf den Geschäftszahlen von
DHL. Ab der zweiten Jahreshälfte erwartet der Vorstand aber weiterhin eine
positivere wirtschaftliche Entwicklung. Er bestätigte deshalb seine Ziele für
das Gesamtjahr ebenso wie für die Zeit bis 2026.

Die DHL-Aktie rutschte im Dax kurz nach Handelseröffnung um
rund zwei Prozent ins Minus und erreichte damit fast das tiefste Niveau des
laufenden Jahres. Etwas später drehte ihr Kurs jedoch mit rund einem halben
Prozent ins Plus. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld bleibe für den Konzern
herausfordernd, schrieb Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research.

Im ersten Quartal ging der Umsatz von DHL um gut drei Prozent auf knapp 20,3 Milliarden Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um fast
ein Fünftel auf gut 1,3 Milliarden Euro. Unterm Strich war der Gewinnrückgang
auf 743 Millionen Euro ähnlich stark. Der Vergleich mit den durchschnittlichen
Erwartungen der Analysten fiel durchwachsen aus: Die Erlöse waren etwas
schwächer, der Gewinn im Tagesgeschäft in etwa wie erwartet, der Überschuss
etwas stärker.

Finanzchefin Melanie Kreis berichtete in einer Telefonkonferenz mit
Journalisten von dem Sparkurs, den der Konzern in den vergangenen Monaten
eingeleitet hat. Reisen und Veranstaltungen würden konzernweit eingeschränkt.
Dies reiche aber nicht aus, sagte sie. Deshalb müssten auch im operativen
Geschäft Kosten gesenkt werden.

So passt DHL das Netzwerk im größten und profitabelsten Geschäftsteil mit
zeitkritischen Express-Sendungen an. Der Geschäftsbereich setzt beispielsweise
kleinere Flugzeuge ein. Auch nutze DHL momentan stärker die Frachträume von
Passagierflugzeugen, statt Sendungen mit eigenen Frachtjets zu transportieren,
berichtete Kreis. Zudem ersetze der Konzern geleaste Flugzeuge bei Ablauf der
Verträge durch kleinere Maschinen.

Auch hat der Konzern bei DHL Express und im Frachtgeschäft Personal
abgebaut. Dabei sei überwiegend die natürliche Fluktuation von Angestellten
genutzt worden, betonte die Managerin. In beiden Sparten ging das operative
Ergebnis im ersten Quartal um rund 30 Prozent zurück.

Das europäische Paketgeschäft büßte ebenfalls an operativem Gewinn ein, was
die DHL mit höheren Investitionen begründete. Das Angebot von
Lieferketten-Logistik entwickelte sich hingegen positiv. Hier bietet der Konzern
seinen Kunden etwa den Betrieb von Lagern und die Abwicklung von Versandretouren
an. Das deutsche Brief- und Paketgeschäft schnitt ebenfalls besser ab, nachdem
im Vorjahr die Tarifverhandlungen das Ergebnis belastet hatten.

Man sei zwar auf einem sehr guten Weg, sagte Kreis mit Blick auf das
Geschäft im Heimatmarkt. Ein Problem seien aber die hohen Investitionen. Diese
seien nötig, um den Strukturwandel zu meistern und im Klimaschutz voranzukommen.
Dafür reiche das angepeilte operative Ergebnis für das Gesamtjahr von 800
Millionen im deutschen Zustellgeschäft nicht aus.

"Wir müssen hier ganz klar über die Milliarde kommen", sagte Kreis. Das
würde Spielraum geben, um in Deutschland zu investieren. Der Vorstand hofft auf
die geplante Postgesetz-Reform, die der Post in zentralen Punkten helfen soll,
etwa indem sie weniger Zeitdruck hat bei der Beförderung von Briefen.

Während das Briefgeschäft im deutschen Heimatmarkt weiter an Bedeutung
verliert, wird das vom Online-Handel getriebene Paketvolumen auch hierzulande
größer. Vor der Corona-Krise lag der Rückgang der Briefmengen noch bei zwei bis
drei Prozent pro Jahr, im abgelaufenen Quartal lag das Minus bei über 6 Prozent.
Man müsse sich darauf einstellen, dass es auch künftig Rückgänge im mittleren
einstelligen Prozentbereich geben werde, sagte Kreis.

Auf Konzernebene kann die DHL 2024 einen weiteren Gewinnrückgang nicht
ausschließen. "Wir befinden uns in einer ungewöhnlich langen Phase mit einer
geringen Dynamik im Welthandel", sagte DHL-Chef Tobias Meyer laut Mitteilung. Er
geht davon aus, dass der Welthandel ab dem zweiten Halbjahr lebhafter wird, und
bestätigte die Ziele für 2024 und 2026.

Der Vorstand prognostiziert für das laufende Jahr ein operatives Ergebnis
zwischen 6 und 6,6 Milliarden Euro. Im schlechtesten Fall wäre das ein Rückgang
von gut 5 Prozent im Vergleich zu 2023 - im besten Fall ein Anstieg um 4
Prozent. Dem Rekordniveau von 2022 bleibt die DHL damit aber in jedem Fall fern
- im Zweifel noch mehrere Jahre lang. Damals hatte der Konzern im Tagesgeschäft
8,4 Milliarden Euro verdient. Für 2026 hat der Vorstand zwischen 7,5 und 8,5
Milliarden Euro in Aussicht gestellt./lew/wdw/mis
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