03.05.2024 13:03:13 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "Große Kurssprünge bei Unternehmensanleihen" (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Warten auf die erste Leitzinssenkung in
diesem Jahr geht weiter. Die Fed-Sitzung zur Wochenmitte brachte wenig neue
Erkenntnisse. Dafür gibt es spannende Neuigkeiten von Unternehmensanleihen.

3. Mai 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die traditionell mit Spannung
erwartete Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch hat nicht zu dem von vielen
erhofften Schub an den Anleihemärkten geführt. Auf Wochensicht sind die Renditen
der zehn- und. zweijährigen US-Bonds nur leicht um jeweils 10 Basispunkte auf
4,6 Prozent bzw. 4,9 Prozent gesunken. Fed-Chef Jerome Powell hatte in seiner
Erklärung die Hoffnungen auf baldige Lockerungen des Leitzinsniveaus gedämpft.
Bislang hätten die Inflationsdaten der Fed nicht die Zuversicht gegeben, dass
Zinssenkungen angemessen seien. Allerdings erteilte er den im Vorfeld zum Teil
bereits befürchteten Zinserhöhungen ebenfalls eine klare Absage.

US-Zinswende noch in diesem Jahr erwartet

Tim Oechsner von der Steubing AG geht unverändert davon aus, dass die Zinswende
in den USA in diesem Jahr kommt. "Nur etwas später als noch vor einigen Wochen
vom Markt und auch von uns erwartet", räumt der Händler ein. Die Fed Funds
Futures preisen aktuell mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit einen ersten
Zinsschritt für den 18. September ein. Insgesamt werden für 2024 ein bis zwei
Zinssenkungen erwartet. Vor nicht allzu langer Zeit waren an den Märkten noch
sechs Maßnahmen der amerikanischen Notenbank eingepreist worden.

Weil die Datenlage für die Fed so wichtig ist, steht heute Nachmittag der
Arbeitsmarktbericht für April im Fokus des Marktes. Erwartet wird ein Rückgang
des Stellenaufbaus von 303.000 im März auf 230.000. Nach Ansicht der Helaba
werden die Daten an den Zinserwartungen "vermutlich" wenig ändern. "Mit
schwachen Zahlen rechnen wir nicht und somit scheint es keine Gründe zu geben,
die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juni wieder deutlich zu erhöhen".

Reger Handel mit Staatsanleihen

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, geht in den kommenden
Quartalen von einer Normalisierung der US-Zinsstruktur mit rückläufigen Renditen
insbesondere bei kürzeren Laufzeiten aus. "Das aktuelle Renditeniveau der
US-Staatsanleihen könnte für mittelfristig orientierte Anleger daher interessant
sein". Oechsner berichtet von einem "aktiven Handel" in einem US-Bond mit einer
Rendite von 4,1 Prozent, der allerdings bis 2041 läuft (US912810QT88). Bei
deutschen Bundesanleihen sind laut Klaus Stopp von der Baader Bank vor allem
Kurzläufer mit Restlaufzeiten von ein bis zwei Jahren gefragt (zum Beispiel
DE000BU22015 und DE000BU22049). Auch bei einer 2029 fälligen KfW-Anleihe gehe
ein bisschen was (DE000A30VM78).

Das in den vergangenen Monaten gestiegene Interesse an festverzinslichen
Wertpapieren motiviert viele Unternehmen dazu, am Markt aktiv zu werden. Arthur
Brunner von der ICF Bank konstatiert eine "sehr rege Emissionstätigkeit", wobei
die neuen Anleihen "gut aufgenommen" werden. Untermauert wird diese Beobachtung
durch einen Bloomberg-Bericht, wonach der April mit 10 Milliarden Euro
Emissionsvolumen der umsatzstärkste Monat des laufenden Jahres war. Die
Analysten von Hauck Aufhäuser Lampe verweisen darauf, dass vor allem High
Yield-Emittenten regelmäßig an die Primärmärkte drängen.

Deutsche Unternehmensanleihen bleiben im Blickfeld

Stark nachgefragt werden von Anlegerinnen und Anlegern auch "die üblichen
Dauerbrenner", wie Oechsner erklärt. Damit meint er Anleihen bekannter deutscher
Unternehmen mit einer 1.000 Euro-Stückelung, wie sie zum Beispiel von BMW
(XS1589881785), der Deutschen Bank (DE000DB7XJJ2), E.On (XS2673536541) oder
Mercedes Benz (DE000A3LSYH6) emittiert wurden. Sehr beliebt ist nach wie vor
auch die bis Anfang 2025 laufende Anleihe von Grenke Finance (XS2078696866), wie
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Ebenfalls
gerne gekauft werde die im April frisch emittierte Anleihe der Karlsberg
Brauerei (NO0013168005) mit einem Kupon von 6 Prozent und einer Fälligkeit im
Mai 2029.

Bei der ICF Bank berichtet Brunner von zwei im Kurs diese Woche stark
gestiegenen Papieren, die jeweils auf beiden Seiten "gut gehandelt" wurden. Die
Anleihe der Greencells GmbH (DE000A289YQ5) konnte deutlich zulegen, nachdem die
Emittentin die vorzeitige Kündigung uns Rückzahlung zu 102 Prozent des
Nennbetrags voraussichtlich noch im laufenden Quartal angekündigt hat. Die
Anleihe der Schlote Holding GmbH (DE000A2YN256), die im Januar von 60 auf 6
Prozent abgestürzt war, stieg in der Spitze bis auf 20 Prozent. Hier wurde
bekannt, dass sich das Unternehmen mit der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger
(SdK) grundsätzlich auf ?"nderungen der Anleihebedingungen verständigt habe. Am
21. Mai wird es hierzu eine Gläubigerversammlung geben.

Von Thomas Koch, 3. Mai 2024 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
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