16.04.2024 11:31:48 - dpa-AFX: SPORT/Weltcup-Finale in Riad: Sportwashing mit Pferden oder Tradition?

RIAD (dpa-AFX) - An Geld mangelt es den Sport-Veranstaltern in Saudi-Arabien
bekanntlich nicht. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Dotierung für das
Weltcup-Finale der Springreiter flugs verdoppelt wurde. Bei der Premiere in Riad
in dieser Woche gibt es 2,6 statt 1,3 Millionen Euro Preisgeld wie vor einem
Jahr in den USA. "Wenn es mehr Preisgeld gibt, ist das für die Reiter natürlich
gut", sagte Bundestrainer Otto Becker.

Ansonsten möchte der sonst so eloquente Becker nicht so viel über die
Besonderheiten der inoffiziellen Hallen-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien, über
Menschenrechte oder über Sportwashing sprechen. "Wir fahren dahin, um zu reiten
und gut abzuschneiden", sagte der Bundestrainer zum Trip in das autoritär
regierte Königreich, das wegen der dortigen Menschenrechtslage massiv in der
Kritik steht. Becker betonte: "Aus der Politik halten wir uns raus. Die
Entscheidung, das Finale da auszutragen, haben andere getroffen."

Der Weltverband FEI hat erstmals die Weltcup-Finals für Springen und Dressur gemeinsam nach Asien vergeben und freut sich nun über den "bahnbrechenden
Anstieg des Preisgeldes", wie es in einer Mitteilung heißt. Das mache das
Final-Turnier zu einem "außergewöhnlichen und noch nie dagewesenen Ereignis".
Das Preisgeld der Dressur wurde deutlich bescheidener um knapp 30 Prozent auf
400 000 Euro erhöht.

Auf rund 30 Millionen Euro wird der Etat der erstmaligen
Pferdesport-Veranstaltung im Riyadh International Convention & Exhibition Center
geschätzt. Im Vergleich zu den Milliarden-Summen, die Saudi-Arabien für Fußball,
Golf und Tennis ausgibt, wirkt das wie Kleingeld. Gleichwohl bleibt der
Eindruck, dass mit dem zweitwichtigsten Reitturnier des Jahres über Missstände
hinweggetäuscht und ein positives Image erzeugt werden soll - was mit dem
Begriff Sportwashing umschrieben wird.

Andererseits haben Reiten und die Pferdezucht eine lange Tradition in dem
Land. Bei den olympischen Disziplinen gilt das zumindest für das Springen.
Olympia-Medaillen gab es auch schon: 2000 Bronze für Khalid al-Aid in Sydney und
2012 Bronze für das Team bei den Spielen in London. Für Paris hat sich die
saudische Mannschaft mit dem deutschen David Will als Trainer qualifiziert.

Internationale Springen auf höchstem Niveau gibt es bereits seit Jahren. Für die Final-Premiere in dem riesigen Messe-Komplex von Riad haben die Gastgeber
deutsches Know-how eingekauft. "Wir sind für den sportlichen Bereich zuständig",
erklärte Volker Wulff, der mit seiner Agentur Engarde bereits Weltcup-Finales in
Leipzig und Malaysia organisiert hat. "Sie wollen lernen, damit sie das in ein
paar Jahren selber machen können." Im Vorjahr gab es ein Test-Event, allerdings
ohne Dressur. Ein anderes Dressur-Turnier gibt es in Saudi-Arabien in diesem
Jahr nicht.

Die deutsche Delegation mit drei Paaren um Rekordreiterin Isabell Werth
lässt sich davon nicht schrecken. Was die politische Situation angeht, sieht
Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu die positiven Seiten. "Die
Kritikpunkte sind bekannt", sagte sie. "Aber es ist gut, wenn sie sich öffnen
und einen Sport zeigen, bei dem Männer und Frauen gleichberechtigt gegen- und
miteinander antreten."

Werth, die wegen einer Verletzung von Emilo anders als geplant mit Quantaz
reitet, lobte vor dem ersten Ritt am Mittwoch die Voraussetzungen. "Die
Bedingungen vor Ort sind spitze", schrieb die erfolgreichste Reiterin der Welt
auf Instagram./mrs/DP/nas

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