24.04.2024 16:09:20 - dpa-AFX: POLITIK: Steinmeier Besuch - Erdogan kritisiert westliche Haltung im Gaza-Krieg

ANKARA (dpa-AFX) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem
Westen bei einem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgeworfen,
die Augen vor dem Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu verschließen.
Gaza sei dem Erdboden gleichgemacht worden - "unsere deutschen Freunde müssen
diese tragische Situation sehen", sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara nach einem
Treffen mit Steinmeier. Der gesamte Westen stehe an der Seite Israels.

Der türkische Präsident übte zudem zum wiederholten Male scharfe Kritik an
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und warf diesem erneut vor, den
gesamten Nahen Osten zu gefährden, um sein politisches Überleben zu sichern. Er
betonte aber auch, dass sich die Türkei um die Freilassung der aus Israel
verschleppten Geiseln bemühe.

Erdogan forderte zudem, Beschränkungen beim Rüstungsexport in die Türkei
vollständig aufzuheben. Er äußerte sich außerdem besorgt über steigenden
Rassismus in Deutschland.

Deutschland und die Türkei haben im Gaza-Krieg sehr unterschiedliche
Positionen. Die deutsche Seite ist irritiert von Erdogans Haltung zur
islamistischen Hamas, die für das Massaker am 7. Oktober in Israel
verantwortlich ist, von Erdogan aber als Befreiungsorganisation bezeichnet wird.
Erdogan unterhält enge Kontakte zur Hamas. Am Wochenende hatte er sich mit deren
Auslandschef Ismail Hanija getroffen.

Bei dem Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas und anderer
extremistischer Organisationen im israelischen Grenzgebiet waren am 7. Oktober
mehr als 1200 Menschen ermordet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen
verschleppt worden. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November hatte
die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240
palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Israel war bis vor wenigen
Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch
am Leben sind./sk/DP/ngu

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