07.05.2024 10:26:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: Infineon senkt Prognose erneut und lanciert Sparprogramm

NEUBIBERG (dpa-AFX) - Der Halbleiterhersteller Infineon hat
seine Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal in Folge gesenkt. So leidet
die Branche weiter unter hohen Lagerbeständen, die Nachfrage nach
verbrauchernahen Anwendungen schwächelt weiter. Und nun lässt auch das bislang
robuste Wachstum mit Chips für die Automobilindustrie wegen einer Delle in der
Elektromobilität in den westlichen Märkten nach. Mit einem Sparprogramm will
Infineon nun gegensteuern. Investoren setzten zudem darauf, dass das Schlimmste
bald vorbei sein sollte. Die Aktie legte am Dienstag deutlich zu.

Der Chip-Markt bleibt angespannt. Abseits des Hypes um Halbleiter für die
künstliche Intelligenz (KI) haben bereits Wettbewerber wie STMicroelectronics
zuletzt über eine entgegen den Erwartungen sinkende Nachfrage aus dem
Automobilsektor geklagt - ein Geschäftsfeld, in dem Infineon stark vertreten
ist. Die Senkung der Prognose bei Infineon kommt daher für Marktexperten nicht
überraschend.

Die Aktie sprang um mehr als fünf Prozent nach oben. Die niedrigeren
Jahresziele dürften Anlegern durchaus mehr Vertrauen in die Geschäftserholung
geben, notierte etwa Bernstein-Analystin Sara Russo. Der Grund: Die
Vorhersagbarkeit des Tiefs der Entwicklung habe sich verbessert.

Infineon blicke "zurückhaltend" auf den Rest des Geschäftsjahres, erklärte
Konzernchef Jochen Hanebeck bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten
Geschäftsquartal in Neubiberg. Mit einem Maßnahmenbündel will das Management
Kosten sparen und der Ergebniserosion entgegenwirken. Mit Details hielt sich
Hanebeck in einer Telefonkonferenz zurück. Dabei ist auch ein Stellenabbau
offenbar nicht ausgeschlossen. "Mögliche Auswirkungen auf Mitarbeiter" wolle man
diesen in den kommenden Tagen und Wochen jedoch zunächst selbst kommunizieren.

Die Schwerpunkte des Programms liegen Infineon zufolge in den Bereichen
"Fertigungsproduktivität, Portfoliomanagement, Preisqualität und
Betriebskosten". Die Innovationskraft des Unternehmens soll dabei nicht
beeinträchtigt werden. Auch hält das Management an dem Ausbau der Fertigung in
Dresden und Kulim fest. Mittel- und langfristig blieben Dekarbonisierung und
Digitalisierung starke strukturelle Treiber für den Wachstumskurs des
Unternehmens, so Hanebeck.

Das Programm soll sich auf das Segmentergebnis mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr positiv auswirken. Erste finanzielle Vorteile
erwartet Infineon im Laufe des Geschäftsjahres 2025. Der volle Effekt soll in
der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2027 wirksam werden.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) erwartet der
Halbleiterkonzern nun noch etwa 15,1 Milliarden Euro Umsatz plus/minus 400
Millionen Euro. Das sind in der Mitte der Spanne 900 Millionen weniger als
zunächst in Aussicht gestellt. Etwa die Hälfte davon ist auf das sich
abschwächende Automotive-Geschäft zurückzuführen, sagte Hanebeck in der
Telefonkonferenz. Die Wachstumsaussichten für die Sparte wurden daher ebenfalls
reduziert. Im Bereich Green Industrial Power geht Infineon von einem stärkeren
Umsatzrückgang aus als zuvor avisiert. Hier zeigte sich die Nachfrage bei
erneuerbaren Energien und Energieinfrastruktur wegen hoher Lagerbestände bei den
Kunden zuletzt weiter schwach. Auch für die anderen Bereiche wurde Infineon
pessimistischer.

Die Segmentergebnismarge des Konzerns, die das operative Ergebnis abbildet,
wird bei etwa 20 Prozent gesehen. Zuvor hatte Infineon eine Segmentergebnismarge
im niedrigen bis mittlerer 20er-Prozentsatz ausgegeben.

Im zweiten Quartal verzeichnete Infineon weitere Rückgänge bei Umsatz und
Ergebnis im Vergleich zum Vorquartal. Der Umsatz sank im Vergleich zum ersten
Quartal um zwei Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis ging um 15
Prozent auf 707 Millionen Euro zurück, was etwas besser war, als von Analysten
und dem Unternehmen erwartet. Nach Steuern verdiente Infineon mit 394 Millionen
Euro ein Drittel weniger zum Vorquartal.

Für das dritte Quartal stellt Infineon einen wieder steigenden Umsatz von
etwa 3,8 Milliarden Euro in Aussicht. Die Segmentergebnismarge soll im oberen
Zehn-Prozentbereich liegen, nach 19,5 Prozent im zweiten Quartal./nas/mne/mis
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