03.05.2024 09:07:59 - dpa-AFX: SPORT: Sechster Aufstieg im Derby? Die Erstliga-Geschichte des FC St. Pauli

HAMBURG (dpa-AFX) - Fünfmal spielte der FC St. Pauli bereits in der
Fußball-Bundesliga. Ausgerechnet im Stadtderby beim großen Rivalen Hamburger SV
kann der Tabellenführer der zweiten Liga am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) den
sechsten Aufstieg perfekt machen. Es wäre das erste Mal in der langen Historie
der beiden Clubs, dass die Kiezkicker in einer Liga über dem sechsmaligen
deutschen Meister spielen würden.

Aufstieg 1977:

Vor 47 Jahren trennten beide Hamburger Rivalen noch Welten. Der HSV war
gerade Europapokalsieger geworden. Und der FC St. Pauli hatte trotz des ersten
Bundesliga-Aufstiegs der Vereinsgeschichte noch nichts mit dem Kultclub zu tun,
zu dem er später wurde. Verschuldet, zerstritten und sportlich nicht
konkurrenzfähig irrlichterte man durch das erste Erstliga-Jahr. Ein großer
Fehler war, die Heimspiele im spärlich gefüllten Volksparkstadion statt am
eigenen Millerntor auszutragen. Höhepunkt einer ansonsten desaströsen Saison:
Ein 2:0 gegen den großen HSV im ersten Derby.

Aufstieg 1988:

Der ehemalige HSV- und St. Pauli-Trainer Willi Reimann bezeichnet diese Zeit im Nachhinein als "Geburtsstunde des FC St. Pauli als Kultclub und
Zuschauermagnet". Linke und Autonome zog es in Massen zu den Spielen des Clubs.
Eine Mannschaft mit lauter Hamburger Jungs wie Andre Golke und Andre Trulsen
schaffte mit dem vom Reimann-Assistenten zum Cheftrainer beförderten Helmut
Schulte den Aufstieg. Drei Jahre hielt sich St. Pauli in der Bundesliga - länger
als jemals davor und danach.

Aufstieg 1995:

Der Patriarch Heinz Weisener als Präsident und der konservative Uli Maslo
als Trainer passten auf den ersten Blick überhaupt nicht zum FC St. Pauli. Und
als Maslo nach dem Aufstieg ein viel zitiertes Sportstudio-Interview gab ("Ich
bin stolz, ein Deutscher zu sein"), war er bei vielen Fans auch tatsächlich
unten durch. Dennoch schaffte der frühere Trainer von Schalke 04 und Borussia
Dortmund mit seinem Team zumindest in der ersten Saison den Klassenerhalt. Und
in der Abstiegssaison 1996/97 kehrte auch noch ein alter Bekannter als Manager
zurück: Helmut Schulte.

Aufstieg 2001:

Dieser Erstliga-Aufstieg war von allen der überraschendste. Denn nur ein
Jahr zuvor wäre St. Pauli beinahe in die Regionalliga abgestiegen. Ähnlich wie
1977 war die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth in der Bundesliga aber
chancenlos und wurde ein Jahr nach dem Abstieg 2002 sogar bis in die
Drittklassigkeit durchgereicht. Ähnlich wie 1977 blieb aber auch diesmal ein
Spiel nachhaltig in Erinnerung: der 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern München, der
danach mit dem legendären "Weltpokalsiegerbesieger"-T-Shirt gewürdigt wurde.

Aufstieg 2010:

Von der Regionalliga bis in die Bundesliga - dieser Aufstieg gelang mit dem
Trainer und Ex-Spieler Holger Stanislawski in nur vier Jahren. Durch ein Tor von
Gerald Asamoah gewann St. Pauli im Februar 2011 auch das Stadtderby gegen den
HSV mit 1:0. Doch danach holten die Hamburger in den letzten zwölf Spielen nur
noch einen Punkt und fielen vom 15. auf den letzten Tabellenplatz zurück. Sein
vorerst letztes Bundesliga-Spiel verlor der FC St. Pauli am 14. Mai 2001 mit 1:2
beim FSV Mainz 05. Ein St.-Pauli-Stürmer damals: Max Kruse. Der Mainzer Trainer
hieß Thomas Tuchel./sti/DP/jha

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