01.05.2024 12:40:41 - dpa-AFX: POLITIK/Saudi-Arabien: Frauenrechts-Aktivistin zu elf Jahren Haft verurteilt

RIAD (dpa-AFX) - In Saudi-Arabien ist eine Aktivistin laut Menschenrechtlern
wegen der Auswahl ihrer Kleidung und der Unterstützung von Frauenrechten zu elf
Jahren Haft verurteilt worden. Manahil al-Utaibi sei bereits im Januar - und
damit mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme - von einem Spezialgericht für
Terrorismus verurteilt worden, teilte die Organisation Amnesty International am
Dienstagabend mit. Die Vorwürfe gegen die 29-jährige Fitness-Trainerin bezogen
sich demnach auf ihre Kleidung sowie ihre Aufrufe in sozialen Netzwerken, das
System männlicher Vormundschaft im Königreich zu beenden. Sie hatte auch Videos
von sich ohne das im Land traditionelle Abaja-Überkleid veröffentlicht.

Saudi-Arabiens Regierung hatte die Festnahme im Dezember bestätigt nach
einer Anfrage zu dem Fall durch einen UN-Sonderberichterstatter. Al-Utaibi sei
wegen "Terrorverbrechen" verurteilt worden, hieß es darin. Die Gesetze des
Landes würden das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen, es sei denn,
Handlungen könnten die "Grenzen der öffentlichen Ordnung oder die
gesellschaftlichen Normen verletzen oder überschreiten".

Amnesty International und die Menschenrechtsorganisation ALQST riefen das
Königreich auf, Al-Utaibi unverzüglich und ohne Bedingungen freizulassen. Nach
ihrer Festnahme im November 2022 sei sie in Haft körperlich und psychisch
missbraucht worden. Zudem sei sie mehrere Monate an einem unbekannten Ort
festgehalten worden.

Frauenrechte sind in Saudi-Arabien trotz einiger Reformen immer noch stark
eingeschränkt. Für wichtige Entscheidungen des Lebens benötigen Frauen weiterhin
die Zustimmung eines männlichen Verwandten. In rechtlichen Fragen etwa zu
Eheschließung, Scheidung, dem Sorgerecht für Kinder und Erbschaft sind Männer in
der Regel weiterhin deutlich besser gestellt als Frauen.

Mohammed bin Salman ist seit seiner Ernennung zum Kronprinzen im Jahr 2017
zum faktischen Herrscher des Landes aufgestiegen. Er hat seitdem eine
gesellschaftliche Öffnung vorangetrieben und das Land auch für Touristen
zugänglicher gemacht. Gleichzeitig hat die Unterdrückung kritischer Stimmen und
die Verfolgung etwa von Frauenrechtlerinnen im Land noch zugenommen./jot/DP/jha

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