29.04.2024 15:28:59 - dpa-AFX: Nato-Generalsekretär dämpft in Kiew Hoffnungen der Ukrainer

KIEW (dpa-AFX) - Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bei einem Besuch
in Kiew Hoffnungen der Ukraine auf eine baldige Einladung zur Mitgliedschaft im
westlichen Verteidigungsbündnis gedämpft. Er sei fest davon überzeugt, dass der
Ukraine ein Platz in der Nato zustehe und er arbeite hart daran, dass die
Ukraine Mitglied des Bündnisses werde, sagte der Norweger am Montag bei einer
gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
Selenskyj. Um eine Aufnahmeentscheidung treffen zu können, brauche es allerdings
einen Konsens unter den 32 Bündnismitgliedern. Und er erwarte nicht, dass dieser
bis zum nächsten Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im Juli zustande
kommen werde.

Stoltenberg appellierte in Kiew auch noch einmal an alle Bündnispartner,
ihre militärische Unterstützung für die Ukraine weiter auszubauen. "Die
Nato-Partner haben nicht das geliefert, was sie versprochen haben", kritisierte
er. Der Mangel an Munition ermöglichte den Russen an der Front derzeit Vorstöße.
Zudem profitiert der Angreifer seinen Angaben zufolge auch von einem
ukrainischen Mangel an Luftverteidigungssystemen und weitreichenden Raketen.

In Bezug auf einen möglichen Nato-Beitritt äußerte Stoltenberg zumindest die Hoffnung, dass man der Ukraine beim Gipfel zeigen könne, dass man sie weiter an
das Bündnis heranführen wolle. Dabei gehe es unter anderem darum, dass die
Streitkräfte des Landes vollständig die Nato-Standards erfüllten.

Mit den Worten "Die Ukraine wird Mitglied der Nato werden" verwies
Stoltenberg zudem auf einen Nato-Beschluss aus dem Jahr 2008. Damals hatten die
Staats- und Regierungschefs mit Blick auf die Ukraine und Georgien vereinbart,
"dass diese Länder Mitglieder der Nato werden".

Ein Zeitplan für die Aufnahme gibt es allerdings bislang genauso wenig wie
eine offizielle Einladung. Zu letzterer wird die Nato nach einer Gipfelerklärung
aus dem vergangenen Jahr erst in der Lage sein, "wenn die Verbündeten sich einig
und Voraussetzungen erfüllt sind". Als konkrete Beispiele wurden damals
"zusätzliche erforderliche Reformen im Bereich der Demokratie und des
Sicherheitssektors" genannt.

Der Besuch Stoltenbergs in der Ukraine war die dritte Visite seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Wie die vorherigen auch war der
Besuch aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt worden./aha/DP/jha

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