06.02.2024 15:54:33 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Novartis will Morphosys schlucken - Zugriff auf Hoffnungsträger

(neu: Aussagen aus Morphosys-Konferenz mit Analysten, Aktienkurs
aktualisiert)

PLANEGG/BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novartis greift
nach dem Biotech-Unternehmen Morphosys aus Planegg bei München.
Die Schweizer sind vor allem am großem Hoffnungsträger Pelabresib interessiert,
denn das Krebsmittel der Bayern könnte ein Kassenschlager werden. Novartis lässt
sich die Übernahme 2,7 Milliarden Euro kosten und bietet den
Morphosys-Aktionären damit eine satte Prämie auf den jüngsten Aktienkurs.
Vorstand und Aufsichtsrat von Morphosys unterstützen das Angebot. Die
Morphosys-Aktie näherte sich am Dienstag mit einem Kurssprung der Offerte.

Am Nachmittag lag die Aktie zuletzt noch mit fast 14 Prozent im Plus und war damit Spitzenreiter im SDax . Zeitweise war ihr Kurs sogar um ein
Fünftel auf 66,58 Euro geklettert. So viel hatte die Aktie seit Juli 2021 nicht
mehr gekostet.

"Wir glauben, es ist der richtige Schritt für unser Unternehmen und im
Interesse unserer Aktionäre und der Krebspatienten", sagte Morphosys-Chef
Jean-Paul Kress und empfahl das Angebot in einer Konferenz mit Analysten. Die
Offerte sei attraktiv.

Novartis bietet je Morphosys-Aktie 68 Euro. Dies entspricht den Angaben
zufolge einem Aufschlag von 94 Prozent auf den volumengewichteten
Durchschnittskurs des letzten Monats vor dem 25. Januar 2024. Zu diesem Datum
waren die ersten Übernahme-Spekulationen aufgekommen. Erste Analysehäuser haben
ihre Kursziele bereits dem Angebotspreis angepasst - so auch die Experten von
Citigroup , die zudem am Dienstag ihr bisheriges Verkaufsvotum für
die Aktie strichen.

Novartis hatte vor wenigen Monaten seine Generikatochter Sandoz
abgespalten und fokussiert sich nunmehr auf neuartige
Arzneimittel. Der Schweizer Hersteller und Morphosys hatten ihr
Übernahmevorhaben bereits am späten Vorabend verkündet. Einem Bericht von
Reuters zufolge hat sich Novartis damit gegen den ebenfalls interessierten
US-Pharmakonzern Incyte durchgesetzt, der Vertriebspartner von
Morphosys ist.

Mit der Übernahme des deutschen Unternehmens will sich Novartis das
Krebsmittel Pelabresib sichern. Die Arznei wird aktuell im Kampf gegen
Myelofibrose eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen seltenen Blutkrebs, der
seinen Ursprung im Knochenmark hat und für den es bislang kaum
Therapiemöglichkeiten gibt.

Die Bayern hatten die Rechte an Pelabresib selbst durch eine teure Übernahme erworben: Dazu kauften sie im Jahr 2021 mit finanzieller Unterstützung des
US-Konzerns Royalty Pharma für 1,7 Milliarden Dollar den Krebsspezialisten
Constellation Pharmaceuticals. Die teure Forschung an dem Mittel trieb Morphosy
jedoch in die roten Zahlen und zwang die Unternehmensführung, andere
Forschungsprojekte zu beenden und am Stammsitz in Planegg bei München
Arbeitsplätze abzubauen.

Morphosys-Chef Kress sagte nun, Novartis verfüge über umfangreiche
Ressourcen, um die Entwicklung von Pelabresib zu beschleunigen. Die Schweizer
könnten das Vermarktungspotenzial in größerem Umfang ausschöpfen als Morphosys
allein. Hierzu gehörten auch weitere Anwendungsgebiete über die derzeit
getestete Indikation hinaus.

Morphosys traut Pelabresib einen Milliardenumsatz zu. Der Zulassungsantrag
bei Myelofibrose soll Mitte des Jahres bei den Behörden in den USA und Europa
eingereicht werden. Kress glaubt fest an eine Genehmigung, wie er in der
Analystenkonferenz erneut unterstrich.

Im November waren am Markt jedoch zeitweise Zweifel an der
Zulassungsfähigkeit des Mittels aufgekommen. Zwar erreichte es die wichtigsten
Ziele einer relevanten Studie, zeigte jedoch in einigen Teilbereichen keinen
statistisch bedeutsamen Nutzen. Der Kurs der Morphosys-Aktie sackte daraufhin
binnen weniger Tage um die Hälfte ab. Detailliertere Studiendaten, wonach sich
bei allen vier Krankheitsmerkmalen Verbesserungen gezeigt hatten, brachten dann
im Dezember neuen Auftrieb an der Börse.

Novartis hat den Vollzug der Übernahmeofferte abseits der üblichen
kartellrechtlichen Genehmigungen an eine Mindestannahme durch 65 Prozent des
Aktienkapitals geknüpft. Morphosys veranschlagt laut der Analystenpräsentation
bis zu acht Wochen für die Überprüfung etwa durch die Finanzaufsicht Bafin,
bevor die reguläre Annahmefrist für die Offerte beginnen kann. Daneben müsse das
Angebot noch von weiteren Wettbewerbsbehörden geprüft werden, hieß es vom
Konzern. Morphosys rechnet nach eigenen Angaben nicht mit wettbewerbsrechtlichen
Schwierigkeiten, sodass die Übernahme noch in der ersten Jahreshälfte
abgeschlossen werden könnte. Nach dem Vollzug soll das Unternehmen von der Börse
genommen werden.

Zudem will sich Morphosys im Zuge der Übernahme vom Blutkrebsmedikament
Tafasitamab trennen, wie es in der Mitteilung vom Montagabend weiter hieß. Das
Mittel mit dem Handelsnamen Monjuvi ist bisher das einzige eigene Medikament des
Unternehmens, für das es schon eine Marktzulassung gibt. Morphosys wird nun alle
weltweiten Rechte an dem Wirkstoff an den US-Partner Incyte übertragen. Derzeit
arbeiten beide Unternehmen noch gemeinsam an der Entwicklung und Vermarktung von
Tafasitamab. In den USA teilte sich die SDax-Firma mit Incyte bisher die
Einnahmen an dem Mittel, für das aktuell noch weit fortgeschrittene Studien für
weitere Indikationen laufen./tav/stw/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
NOVARTIS NAM. SF 0,49 904278 Hamburg 0,000 19.05.24 05:33:41 ±0,000 ±0,00% 0,000 0,000 0,000 80,190
INCYTE DL-,001 896133 Frankfurt 52,100 17.05.24 08:01:53 +0,100 +0,19% 0,000 0,000 52,240 52,100
MORPHOSYS AG O.N. 663200 Frankfurt 69,350 17.05.24 21:16:41 -0,450 -0,64% 0,000 0,000 69,950 69,350

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH